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The(G)net Review: Iris.Fall

Ein mystischer Puzzler im viktorianischen Stil aus China mit einem Publisher aus L.A? Wir haben schon viel Bizarreres erlebt aus der Videospielindustrie.



Schlechte Träume mag keiner. Doch bei den meisten endet der Albtraum umgehend beim Aufwachen. Nicht so bei Iris. Zwar glaubt sie kurzzeitig, dass alles nur ein böser Spuk war, doch das Gegenteil ist der Fall. Der Albtraum fängt gerade erst an! Eine schwarze Katze erscheint plötzlich auf ihrem Fenstersims. Nach einer kurzen Verfolgung durch die halbe Stadt, betritt Iris ein altes Herrenhaus und das Abenteuer kann beginnen.



Angelehnt an die Optik eines Dioramas, gemischt mit der Farbpalette aus Frank Millers Sin City, durchstreift ihr das weitläufige Gebäude. Gesteuert wird Iris in 3D, wie im originalen Resident Evil. Die Kamera bleibt zum Grossteil fixiert, wobei die Perspektive bei einem Cut oder Raumwechsel stets vorgegeben wird. Doch statt Knarren und Zombies gibt's Rätsel und mysteriöse Geisterwesen und andere phantomähnliche Erscheinungen.



Die einzige "Waffe" die Iris mit sich rumschleppt, ist eine kleine Umhängetasche, in der sie ein paar Items lagern kann. Im Grundprinzip latscht ihr durch einen Raum, verfolgt die schwarze Katze und löst ein oder zwei Rätsel. Die Bandbreite reicht von simplen Schalterrätseln, Drehpuzzles und Schiebeaufgaben bis zu komplexen Kombinationen mit Schatten und Licht. Selbst der Rubiks Cube (wenn auch in simplifizierter Form) bekam einen Gastauftritt und natürlich darf eine wundervolle Hommage and Alfred Eschers visuelle Genialität nicht fehlen.



Iris.Fall ist ein Spiel der stillen Töne. Kein Narrator, der euch schräg von der Seite vollquasselt, keine Dialogboxen und irgendwelche stumpfen Tutorials. Die einzige Hilfe, die euch gegönnt wird, sind kleine visuelle Anspielungen. Wem auch dies zu viel ist, schaltet selbst diese Unterstützung im Optionsmenu aus. Die insgesamt 6 Kapitel sind in 2 bis 4 Stunden durchgespielt. Je nachdem, ob ihr die teils knackigen Rätseleien schnell löst, oder vor lauter Frust das Joypad wegschm….ähmm weglegt.



Fazit:

Im visuellen Bereich ist Iris.Fall etwas vom stimmigsten, das jemals aus den Köpfen talentierter Entwickler entsprungen ist. Das Zusammenspiel zwischen 3D, Charakterdesign im Stile des frühen 19. Jahrhunderts und die stille, aber trotzdem kraftvolle Atmosphäre, ist für jeden Performancefetischisten ein Leckerbissen. Erinnerung an ICO werden wach. Der Grafikwahnsinn hat in Iris.Fall Methode. Gewisse Levelabschnitte dauern nur ein paar Sekunden. Doch auch bei diesen kurzen Momenten ist Obsession zur Detailgenauigkeit der chinesischen Programmierer nicht zu übersehen. Da fragt man sich als Videospieletester, ob der Aufwand dem Ergebnis gerecht wird? Jein! Der grösste Makel an Iris.Fall ist die viel zu kurze Spieldauer. Hat man das Spiel einmal durch, gibt's keinen Grund - bis auf die eine oder andere Trophäe - dasselbe nochmals durchzuspielen. Die Rätsel bleiben die Gleichen. Iris.Fall ist ein typischer Fall von:"Bitte mehr!". Denn kaum ist man richtig warm geworden und das Hirn rotiert auf Hochtouren, dank der fantastischen Variation der Rätsel, ist es auch schon wieder vorbei. Man will mehr. Und das ist Schade, denn hier steckt soviel mehr Potential drin. Fans kurioser Titel wie Killer 7, Gris, Gato Roboto oder Mad City, mit Hang zum obskuren Gameplay und Setting, sollten sich Iris' Abenteuer trotz des geringen Umfangs nicht entgehen lassen. Im Zweifelfall besorgt ihr es euch in einem Sale, denn die über CHF 30.- grenzen an eine Unverschämtheit.




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