The(G)net Review: Mario Kart World
- Armin Medic
- 8. Juni
- 6 Min. Lesezeit
Nach dem massiven Erfolg von Mario Kart 8 Deluxe inklusive Booster Pass mit 68 Millionen (die 8 Millionen der Wii U nicht mitgerechnet) verkauften Einheiten der Switch Version, war es nur eine Frage der Zeit, bis Nintendo einen Nachfolger nachschiebt. Dank des neuen Nvidia Chips der Switch 2 rasen nun sogar 24 Fahrer gleichzeitig um die Wette.

39 Jahre ist es her, seit wir das erste Mal hinter dem Steuer des legendären Funracers sassen. Damals noch in 2D und mit Mode 7-Unterstützung des Super Nintendo sorgte der Erstling für spassige Spieleabende mit Freunden. Wir sind uns heute noch nicht sicher, ob Nintendo damals wusste, was sie mit Miyamotos Kult Kart-Serie in den Händen hielten. Fast Forward in die Zukunft. Nach 15 Ablegern auf Konsolen, Arcade und einem nicht gerade beliebten Mobile Titel geht es diesmal - wie es der Spieletitel bereits erahnen lässt - in die grosse weite Welt.

Doch bevor wir uns dem Free Roam-Modus widmen, schauen wir uns an, was Mario Kart World sonst noch zu bieten hat. Als Solospieler stehen uns 5 Möglichkeiten zur Auswahl. Im Grand Prix brettern wir in acht unterschiedlichen Cups à 4 Rennkursen unsere Reifen platt, unterteilt in 50ccm, 100ccm und die rasanten 150ccm. Leider vermissen wir die 200ccm-Option, da es Nintendo nicht für nötig hielt, die unter Profis beliebte Kubik-Klasse zum Release zu implementieren. Wir gehen aber stark davon aus, dass der fehlende Schwierigkeitsgrad in naher Zukunft mit einem Update verfügbar sein wird. Bei Mario Kart 8 Deluxe hat es ja schliesslich auch geklappt.

Die erste Neuerung finden wir bei der K.O.-Tour. Hier flitzen wir zu Beginn mit 23 Kontrahenten los. Unterteilt in jeweils 6 Abschnitten rasen wir ohne Unterbrechung zum nächsten Zielort. Nach jedem Checkpoint haut es die paar letzten Karts von der Piste und nur wenn wir unter der vorgegebenen Fahrerzahl den nächsten Kurs erreichen stehen die Chancen gut, die Tour als Gewinner abzuschliessen. Ein chaotisches, aber sehr intensives Fahrvergnügen.

Zum Zeitfahren-Modus braucht es keine langen Erklärungen. Wir wählen unseren Racetrack und versuchen die Bestzeit zu schlagen, fahren gegen unseren eigenen Phantom-Racer und laden unsere Erfolge hoch, insofern wir über eine Online-Abo verfügen.
Beim Versus-Rennen dürfen wir eine Strecke nach unserer Wahl aussuchen und Parameter wie CPU-Stärke, Item Selektion, Rundenanzahl, etc. einstellen. Lustig wird es bei der Schlacht. Wir stellen uns allein oder in 2er bis 4er-Teams dem chaotischen Spassmodus. Mit der Ballonschlacht und dem Münzjäger stehen uns gleich zwei unterschiedlche Optionen zur Auswahl. Zum Start trägt jeder Fahrer 5 Ballone mit sich. Es gilt nun die gegnerischen Luftsäcke zu dezimieren, bevor bei unserem letzten Ballon die Puste ausgeht. Wir verschiessen Schildkrötenpanzer, werfen Boomerangs oder nutzen einen Pilz-Booster, um den drohenden Gefahr der Gegner auszuweichen.

Bei der Münzenjagd verhält es sich ähnlich. Wir haben 3 Minuten Zeit um möglichst viele Goldtaler einzusammeln und die anderen Fahrer mit Schaden Items zu malträtieren, damit wir sie um eine paar Münzen erleichtern und uns so den Sieg sichern können. Alle hier aufgelisteten Modis, das Zeitfahren ausgenommen, lassen sich im Multiplayer per Splittscreen mit bis zu 4 Protagonisten spielen. Verfügt ihr über eine Nintendo-Mitgliedschaft, können bis zu 2 Spieler gleichzeitig am Online Turnier versuchen. Habt ihr ein paar Kollegen mit ihren eigenen Switches am Start, kreieren wir einen Lokalen Raum und fahren mit bis zu 8 Mario Kart-Fans die Reifen wund.

Die vorgestellten Möglichkeiten kennen wir bereits von den Vorgängern. Brandneu hingegen ist das Eingangs erwähnte Free Roam. Schon der Einstieg startet spektakulär. Im Modus-Auswahlmenü dreht im Hintergrund stets der zuletzt gewählte Charakter seine Runden. Per Druck auf den +-Button verschwinden die Menütexte, wir werden stufenlos in die Open World geschmissen und dürfen direkt losfahren. Uns steht die ganze Map zur Verfügung. Wie in Forza Horizon befahren wir ohne Zeitdruck und Einschränkungen die komplette Oberwelt. Wir springen über Abgründe, bolzen Querfeldein durch die Pampa und versuchen uns nach Lust und Laune an einer der vielen Mini Challenges.

Erblicken wir einen blauen P-Block, wird dieser gnadenlos überfahren und die Mission beginnt. Meistens handelt es sich um kleine Race Abschnitte, die wir unter Zeitdruck meistern müssen. Ansonsten treffen wir auf Yoshi in seinem Food Shack, versuchen das Geheimnis der versteckten Fragezeichen-Platten zu ergründen oder sammeln Peach-Medaillons ein, die uns zum Ausgleich einen Sticker schenken, die wir in einem separaten Menü ansehen und auswählen dürfen. Langweilt uns ein Fahrer oder möchten wir unseren Piloten wechseln, wird die Open World Map aufgerufen. Dort suchen wir den gewünschten Peter und per simplen Knopfdruck werden wir direkt an dessen Steuer teleportiert.

Nach all den unterschiedlichen Race-Varianten fragen sich sicherlich einige, welche Charaktere diesmal zum grossen Grand Prix antreten. Gleich zum Start haben wir ein Roster aus 24 Fahrern. Alles alte Bekannte aus dem Mario Universum, wie Baby Peach, Waluigi, Daisy, Yoshi, Toad usw. Hinzu gesellen sich freischaltbare Kameraden wie Donkey Kong, Link oder Bowser Jr. und ein paar weniger präsente Figuren wie Fish Bone, die Kuh aus Mario Kart 64, Nabbit, Piranha Plant und sogar den Pinguin aus dem ersten 3D-Mario. Insgesamt 50 unterschiedliche Go Kart-Teilnehmer füllen schlussendlich die Racer Liste.

Hauptakteure wie King Boo oder Rosaline erhalten wir nach Beendigung eines Grand Prix Cups. Egal ob wir gewinnen oder nicht. Die restlichen NPC-Kollegen werden zufällig hinzuaddiert. In seltenen Fällen erhaschen unsere Mitstreiter das seltene Kamek Item. Einmal aktiviert, verwandelt sich unser Fahrer in einen willkürlichen NPC, der nach Beendigung des Rennens im Auswahlscreen erscheint. Etwas sonderbar, aber gut. Zusätzlich lassen sich für gewisse Fahrer bis zu vier alternative Outfits erwerben. Jene bekommen wir entweder beim Grand Prix, wo wir in seltenen Fällen eine goldene Turbo Snack Box finden, die uns nicht nur ein neues Outfit verleiht, sondern auch noch gleich einen Superturbo zuschiesst oder wir besuchen Yoshis Fressbude in der Open World und erhalten nach Verzehr seiner Delikatessen ein neues Kostüm zugeschanzt.

Die fahrbaren Untersätze teilen sich in Bikes, Boote und Cars auf. Elf stehen zum Start bereit, die restlichen 29 Boliden und Motorräder schalten wir durch fleissiges Münzsammeln frei. Für jeden 100ten Taler wandert ein zufällig ausgewählter PKW oder Zweirad in unsere Garage.
Ohne Fragezeichen-Blöcke und Race Items kommt natürlich auch ein Mario Kart World nicht aus. Neben den bekannten roten und grünen Krötenpanzern, Bananen und Pilzboosts, gehören auch solch exotische Gegenstände wie Boomerang, Bros-Hammer, Feuerblumen und Feder (die im Schlachtmodus auch zum Ballone Klauen missbraucht werden kann) und das bereits erwähnte Kamek-Item ins Repertoire. Neu ist der goldene Koopa Panzer, der nicht nur die im Weg stehenden Raser verbrezelt, sondern zusätzlich eine solide Summe an Münzen springen lässt. Wer nicht alle Fahrtechniken kennt oder bereits gemeistert hat, konsultiert die gleichnamige Option. Hier lernen wir den wichtigen Turbo-Start, wie wir einen Walljump ausführen oder wie es sich mit dem Grinden auf Geländer und Schienen verhält.

Fazit:
Es existieren nicht viele IPs, die getrost sämtliche Tests und Reviews beruhigt ignorieren können, weil die Fanbase einfach solch gigantische Ausmasse angenommen hat, dass sich um die paar Meinungen einiger Videospiel Redakteure niemand schert. GTA, COD und vielleicht noch Pokémon geniessen noch diesen Luxus. Deshalb ist es eigentlich ziemlich egal, was wir von Nintendo's neustem Streich halten. Mario Kart World wird sich verkaufen wie warme Semmel. Das sollte selbst dem grössten Nintendo Ignoranten klar sein. Und dies ist erst der Anfang. Wir rechnen mit mehreren DLCs inklusive neuen Charakteren, Strecken und Fuhrparkerweiterungen. Gross etwas zu rütteln gibt es bei Mario Kart sowieso nicht. Die grandiose Weitsicht der Strecken und der Detailreichtum überrascht immer wieder aufs Neue. Wie z.B. der Video Helikopter, der uns stetig folgt, Aufnahmen für das Replay macht und dabei mit realistischer Schattenberechnung imponiert.
Die vereinfachte Steuerung bietet auch unerfahrenen GO-Kartern die Chance zum Sieg. Die unglaubliche Auswahl an Charakteren und ihre Boliden überzeugten und dank den 24 Fahrern brennt der Asphalt noch heisser als zuvor. Einzig die kleinen Flugpassagen, wenn unser Kart über gähnende Abgründe gleitet, nehmen aufgrund der reduzierten Geschwindigkeit etwas den Wind aus den Segeln. Ich persönlich würde es begrüssen, wenn der Race Speed auch in der Luft eingehalten würde. Zur Open World gibt es kaum Kritik. Zwar nicht die Speerspitze der Innovation gefielen mir die vielen kleinen Challenges und Mini Games. Sicherlich hätte es nicht geschadet, den Launch Titel mit einem sechsmonatigen, freien Online-Zugriff auszustatten. Denn ich glaube kaum, dass ich falsch liege zu behaupten, dass mit solch einer Aktion ein Teil der potentiellen Abo-Verweigerer Nintendo mit ins Boot bzw. in den Go-Kart geholt hätte.

Mario Kart World ist exklusiv für Nintendo Switch 2 erschienen. Unser Test-Muster stammt von Nintendo, wofür wir uns herzlich bedanken!
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