The(G)net Review: Maximum Football
- Simon Martella
- vor 8 Stunden
- 4 Min. Lesezeit
Football-Fans aufgepasst: Maximum Football will sich als günstige Alternative zu EAs Madden NFL positionieren. Wir haben die PS5-Version getestet und sind mit gemischten Gefühlen konfrontiert und überraschend viel Spielspass belohnt worden.

Der erste Eindruck war sehr vertraut. Schon nach dem Kickoff ist klar, dass die Steuerung 1:1 von Madden übernommen wurde. Wer dort schon Pässe geworfen und Sacks kassiert hat, findet sich sofort zurecht. Das Playcalling wirkt wie direkt übernommen, auch wenn es sich in Madden noch etwas flüssiger und übersichtlicher anfühlt. Ist das gut? Wir meinen Ja, denn das spart Einarbeitungszeit. Originell? Nicht wirklich. Maximum Football fühlt sich an vielen Stellen wie ein gut gemeinter Klon an, aber einer mit Ambitionen.

Was auffällt ist die Steuerung. Sie funktioniert grundsätzlich präzise, aber in hektischen Spielsituationen gibt es vereinzelt träge Reaktionen, was besonders bei schnellen Richtungswechseln oder improvisierten Plays nicht optimal ist. Trefferfeedback bei Tackles ist vorhanden, aber spürbar weniger wuchtig als bei Madden. Dies führt dazu, dass das Spielgefühl eher weich bleibt.
Die Grafik liegt irgendwo zwischen PS5 und Smartphone. Wo Madden seine Muskeln spielen lässt, wirkt Maximum Football oft wie das B-Team. Spieleranimationen, Gesichter, selbst die Stadiondetails, vieles ist optisch nicht auf PS5-Niveau. Manche Menüs und Animationen erinnern eher an ein Mobile-Game als an eine zeitgemässe Konsolenproduktion. Trotzdem können wir behaupten, dass der Stil funktional ist, die Übersicht stimmt, und zumindest beim Gameplay stört es nur bedingt. Und wer sich an Neon-Stadien auf Flugzeugträgern erfreut, bekommt visuell immerhin Abwechslung. Technisch läuft die PS5-Version meist stabil mit 60 FPS, allerdings kam es vereinzelt zu kurzen Einbrüchen bei Wiederholungen oder beim Einlaufen der Teams kommen. Ladezeiten sind akzeptabel, aber deutlich länger als bei vergleichbaren Spielen.

Die klare Stärke von Maximum Football ist Freiheit statt Franchise-Zwang. Was das Spiel besonders macht, ist sein umfassendes Customization-System. Eigene Teams, eigene Ligen, eigenes Logo, Trikots, Farben, Trainerstab, Stadion... alles lässt sich gestalten. Der Editor bietet mehr Optionen als manch teures Spiel mit Lizenzvertrag. Klar, es gibt keine offiziellen NFL-Teams, aber der kreative Freiraum macht das mehr als wett.

Wer schon immer seine eigene Football-Dynastie gründen wollte, ist hier goldrichtig. Allerdings zeigt sich beim Spielen, dass die KI oft auf Standard-Formationen nur sehr langsam oder gar nicht reagiert. No-Huddle-Offenses oder schnelle audibles bringen die Defensive oft aus dem Takt. Die Spielintelligenz ist noch nicht auf dem Niveau grosser Konkurrenten und wirkt teils vorhersehbar.
Auch die Physik-Engine hat noch Luft nach oben. Tackles sind teils statisch, und das Ballverhalten nach Abprallern oder Interceptions nicht immer nachvollziehbar. Hier fehlt es noch an Dynamik. Die Spielmechanik orientiert sich stark am grossen Vorbild. Timing, Passfenster, Blocks, das fühlt sich alles solide an. Noch nicht perfekt, aber spürbar ambitioniert. Allerdings gibt es technische Unsauberkeiten: Fehlerhafte Animationen im Hauptmenu, kleinere Bugs beim Team-Editor, oder dass No-Huddle-Formationen nicht sauber greifen. Das ist bekannt und dokumentiert und laut Entwickler schon auf dem Radar für kommende Patches.

Was nicht fehlen darf ist das Ultimate Team, hier in einer light Version. Sammelkarten, Missionen, Packs und natürlich inklusive Echtgeld Transaktionen. Die Missionen sind solide, aber wiederholen sich schnell. Eine richtige Online-Komponente mit stabilem Matchmaking fehlt bislang. Alles macht Laune, keine Frage, aber wirkt grafisch und in der Präsentation etwas fade. Das Menü Design und die Belohnungsmechanik machen ihren Job, glänzen aber auch nicht. Langfristig fehlt es dem Modus an echter Tiefe. Der Fortschritt verlangsamt sich ohne Echtgeld spürbar, und wer grindet merkt bald, dass das Spiel ihn in Richtung Mikrotransaktionen drängt. Für Casuals vielleicht noch tragbar, für ambitionierte Spieler eher frustrierend. Und doch, für Sammler und Casuals eine nette Ergänzung zum Hauptspiel. Auch wenn wir der Meinung sind, dass es schön wäre, wenn ein Game ohne diese Gängelei auskommen würde.

Beim Sounddesign zeigt sich Maximum Football funktional, aber wenig inspiriert. Die Kommentatoren fehlen komplett, was gerade im Vergleich zu Madden deutlich auffällt. Statt Spielkommentar gibt es nur kleinere Stadionansagen und generische Soundeffekte. Die Atmosphäre im Stadion bleibt entsprechend flach. Weder Jubel noch Publikumsreaktionen passen sich dem Spielverlauf an. Tackles und Ballkontakte klingen dumpf und wenig differenziert. Auch bei der Musik hält sich das Spiel zurück: Die Menümusik ist austauschbar, Ingame gibt es praktisch keine musikalische Untermalung. Insgesamt wirkt der Audio-Bereich unfertig und trägt kaum zur Atmosphäre bei.

Sprachbarriere? Für Fans kein Problem. Das Spiel ist komplett auf Englisch, deutsche Texte oder Menüs gibt es nicht. Für Football-Fans, die sich in der Materie auskennen, ist das kein Hindernis. Für Einsteiger oder jene, die nicht wissen, was ein "HB Dive" ist, kann es etwas zäh werden. Aber Maximum Football richtet sich ohnehin nicht an totale Anfänger.
Fazit:
Maximum Football ist kein Madden-Killer, dies will es auch nicht sein. Aber es ist ein ambitionierter, günstiger Einstieg in die Welt des virtuellen American Footballs. Wer NFL-Feeling mit Lizenzen und Hochglanzpräsentation will, muss zu EA und tief in die Tasche greifen. Wer aber einfach ein bisschen Football spielen, eigene Teams erstellen und Spass haben will, ohne gleich CHF 90.- auf den Tisch zu legen, bekommt hier ein solides, wenn auch noch nicht ganz ausgereiftes Gesamtpaket. Aber Patches sind ja bereits in Vorbereitung...

Maximum Football ist als Download für PS5, Xbox Series X|S und PC erhältlich. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestet. Das Test-Muster stammt von Maximum Entertainment, wofür wir uns herzlich bedanken!
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