Wenn die Welt in Trümmern liegt und nach dem radioaktiven Fallout die Oberwelt zur lebensfeindlichen Zone erklärt wird, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder ab in den Bunker oder in den Untergrund. Wir entscheiden uns heute für letzteres. Unser Überleben wird auf eine harte Probe gestellt.
Wir schreiben das Jahr 2028. Als einer der wenigen Überlebenden der nuklearen Auslöschung fristet Serdar ein hartes Dasein in den Überbleibseln der Moskauer Metro. Wilde Mutationen versuchen immer wieder, das Hauptquartier zu überrennen. Tod und Tragik gehören zur Tagesordnung. Zu allem Unglück leidet Serdars Ehefrau an starken Depressionen, die durch eine mysteriöse Krankheit ausgelöst wurden. Sollte Serdar nicht das passende Gegenmittel zeitlich finden, stehen die Chancen für eine gemeinsame Zukunft eher schlecht. Nach einer Standpauke vom HQ-Chef, der uns eine Pistole und ein Funkgerät überlässt, begeben wir uns auf eine kurze Stippvisite zur Shooting Range. Hier erlernen wir das korrekte Ziehen der Waffe, wie man das Magazin manuell wechselt und zielgerichtet schiesst.
Ein paar Trainingsrunden später verlassen wir unser sicheres Heim. Wir schleichen durch düstere Korridore, modrige Tunnels und enge Ventilationsschächte. Da das städtische Elektrizitätswerk schon länger kein Strom mehr liefert, ruht unsere Hoffnung auf dem mobilen Generator. Mit einer kleinen Kurbel laden wir einen Dynamo, der automatisch unsere Stirnlampe mit Energie versorgt. Mit einer simplen Geste zum Kopf schalten wir unser Licht ein und aus. Sobald die Intensität nachlässt, ist nachkurbeln angesagt, denn es ist ziemlich oft sehr düster in der Moskauer Metro.
Mit zwei speziellen Steckern an unserem Licht-Dynamo lassen sich Elektro-Schlösser, Minenwagen oder Schalter aktivieren. Betreten wir eine radioaktive Zone, schnallen wir uns eine Gasmaske um. Wir müssen aber stets auf die Lebensdauer des Filters achten, denn nach drei Minuten droht der Tod, insofern wir den alten Filter nicht durch einen neuen auswechseln. Eine digitale Armbanduhr überwacht unseren Timer. Stossen wir auf dichte Spinnweben, holen wir das Feuerzeug aus dem Rucksack und brennen uns den Weg frei. Wer unter Arachnophobie leidet, darf im Optionsmenü die kleinen Krabbler abschalten.
Unsere Verletzungen, die meistens bei Konfrontationen entstehen, heilen wir mit einer Spritzgun. Und auch hier muss die Pistole mit dem Heilmittel zuerst geladen werden, bevor sie einsatzbereit ist. Unterwegs treffen wir nicht nur auf diverse Mutanten und genetisch falsch abgebogenes Getier, auch gegnerische Söldner und Freischärler durchstreifen die schummrige Metro. Bei den menschlichen Gegnern ist es vorzuziehen, sich vorbeizuschleichen oder sie lautlos von hinten mit einem gekonnten Faustschlag auszuknocken. Wilde Feuergefechte sind zwar möglich, aber enden meistens im Game Over. Die Patronen sind rar, das Nachladen dauert und die Waffenauswahl ist nicht die grösste. Später finden wir zwar noch ein Sturmgewehr, eine Schrotflinte, Granaten und eine Armbrust, jeder Schuss sollte aber gut überlegt sein. Deshalb empfehlen wir in allen Kasten, Kabinen, Kisten und Truhen zu schauen, ob nicht ein paar Patronen oder andere wichtige Items zu finden sind.
Das knapp 7-stündige Metro Awakening VR lässt sich sowohl sitzend wie auch stehend spielen, bietet Optionen für Rechts- und Linkshänder und die Wahl zwischen Teleport oder normalem stufenlosen Gehen. Einzig der frei bewegende Richtungswechsel fehlt. Wollt ihr euch drehen, geht das nur in 60 Grad-Schritten. Mit einem kurzen Antippen am rechten Analogstick flippen wir unsere Richtung umgehend um 180 Grad.
Fazit:
2024 war für PSVR 2-Besitzer eher ernüchternd. Keine grossen Releases, keine Triple-A-Banger oder sonstige positive Überraschungen. Metro Awakening ist zwar auch nicht der erhoffte Überflieger, überzeugt aber durch die stimmige Endzeit-Atmosphäre und einen gesunden Survival-Mix mit regelmässigen Ballereinlagen. Mir gefiel das stille, aber stets bedrohliche Umherwandern im Moskauer Untergrund. Es raschelt, ein Schatten huscht herum, es herrscht eine drückende Stimmung. Genauso stelle ich mir die Postapokalypse vor. Die Verteilung der unterschiedlichen Fähigkeiten auf den Überlebens-Aspekt wie Lampe, Nachladen oder elektrische Kreisläufe halten sich perfekt in der Balance mit dem Gunplay. Auch wenn ich ein wenig Probleme mit dem Zielen hatte, fühlt sich das Ballern wuchtig und gut an und wenn wir von einem erledigten Gegner die gleiche Waffe mitnehmen, lässt sich diese sogar kurzzeitig im Akimbo nutzen. Es sollte aber ganz klar sein: Metro Awakening ist keine Ballerbude. Wie schon erwähnt sind die Patronen limitiert und wer einen auf Rambo machen will, sollte sich eher Zombieland oder Crisis Brigade 2 zulegen als das vorliegende Horror-Survival Spiel. Technisch läuft Metro Awakening VR problemlos ohne irgendwelche Macken. Was aber ein wenig meinen Untergrund-Enthusiasmus gebremst hat, war der fehlende Free-Direction-Mode. Das konstante Clippen bei der 60 Grad Drehung irritiert. Ich hoffe stark, dass da noch ein Update nachgeschoben wird. Metro Awakening ist mangels Konkurrenz trotzdem das beste VR-Spiel 2024 und ist ein solider Grund, seine verstaubte VR-Brille wieder einmal aus der Ecke zu holen.
Metro: Awakening ist digital für PlayStation 5 (PSVR2 only!) erschienen. Unser Test-Muster stammt von Plaion, wofür wir uns herzlich bedanken!
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