Die Familie der Sciurus Vulgaris beinhaltet mit Conker, Mr. Nuts und Ray aus Sonic bereits einige prominente Protagonisten im Videospielebereich. Die putzigen Nüssesammler sind generell harmlos und Sichtungen eine Freude für Gross und Klein. Aber was tun, wenn ein niedlicher Nager mit einem vollgeladenen Granatwerfer vor einem steht?
Unser namenloses Eichhörnchen, nennen wir es heute einfach mal Hörnchen, wollte eigentlich nur noch ein paar Nüsse für den Feierabend sammeln, als es durch ein ungesichertes Fenster in ein Geheimlabor der Regierung schlüpft. Zu seiner Überraschung entdeckt es eine goldene Ahorn-Nuss, die ungeschlagene Leibspeise eines jeden Eichhörnchens. Ohne grosse Überlegungen schnappt sich Hörnchen die Spezialnuss und macht sich auf die Socken. Doch es ist zu spät, eine handvoll Agenten entdecken unseren flinken Helden.
Die Flucht nach vorne ist unsere einzige Rettung und nach einem kleinen Intro-Level erreichen wir durch einen Gullideckel das vorerst sichere, amerikanische Kleinstadt Quartier. Doch auf der faulen Haut liegen gibts nicht. Denn die Agenten sind uns auf den Fersen und haben sich bereits strategisch im Wohnquartier positioniert.
So unschuldig wie unser Held aussieht, so faustdick hat er es hinter den Ohren. Neben den gängigen Fähigkeiten wie Springen, Bäume hochklettern und sich in kleinen Öffnungen verstecken, weiss Hörnchen auch mit allerlei Schiesseisen umzugehen. Die Knarren sind aber nicht umsonst. Wir müssen eine bestimmte Anzahl an normalen Ahornnüssen akkumulieren, damit sich die transparente Waffenbox öffnet. Hüpfend durchforsten wir ein Haus und haben die benötigte Menge bald zusammen um unsere erste Waffe, eine 9mm, freizuschalten. Endlich können wir uns gegen die Agenten zur Wehr setzen. Mit ein paar gezielten Schüssen erledigen wir gleich zwei der Staatsangestellten und freuen uns, dass wir als Bonus ein gutes Dutzend Nüsse dazuverdienen.
Normale Bürger bleiben verschont, wir können sie aber mit einer Knarre einschüchtern, damit auch sie uns ein paar Nüsse überlassen. Ein weiterer Zusatz ist der Recoil Jump. Zwar kann Hörnchen gut einen Meter hoch hüpfen, nutzt er aber beim Sprung die Waffe, legt er je nach Magazininhalt Doppel- und Triple Sprünge hin.
Wie es sich herausstellt, benötigen wir goldene Ahorn Nüsse, damit wir in neue Abschnitte gelangen. Mit kleinen Challenges holen wir uns diese wichtigen Items. Wir sorgen im örtlichen Saloon für Ordnung, legen uns mit den ansässigen Cowboys an und krallen uns deren Nuss-Vorräte. Eine nimmermüde Joggerin muss ins Straucheln gebracht werden, damit sie uns die wertvolle Bonus Nuss übergibt. Eine verkaterte Partymeute will mit feschen Dance Moves an der Pole Stange unterhalten werden oder wir sprengen im wahrsten Sinne des Wortes eine Gartenparty, in dem wir mit einer SMG auf den Propangastank des BBQ-Grills schiessen, um erneut eine der seltenen Goldnüsse zu ergattern.
Manchmal lösen wir auch kleine Umgebung Rätsel oder absolvieren teils kniffligen Jump&Run Abschnitte. Zu den unterschiedlichen Ballermännern wie Revolver, Sniper Rifle oder RPG, erarbeiten wir uns das eine oder andere Verkehrsmittel. Mit einem ferngesteuerten Spielzeug Sportwagen düsen wir mitsamt Bewaffnung um die Häuser und verbreiten Schrecken und Terror oder legen wilde Stunts im örtlichen Skatepark hin. Später schnappen wir uns ein Boot inklusive Wasserskis, bevor wir im Endgame mit einer Drohne in der gesamten Mini-Oberwelt rumfliegen dürfen. An gewissen Storypunkten grätscht sogar die Agenten-Chefetage ins Geschehen. Als Levelbosse getarnt, duellieren wir uns in kreativen Auseinandersetzungen gegen Mitglieder des oberen Kaders. Erstaunlicherweise verfügt Hörnchen über ein gewisses Modeverständnis. In geheimen Kisten finden wir unterschiedliche Hüte, Anzüge und verschiedene Pelzfarben, damit unser Nager auch optisch einen feschen Eindruck im sechsstündigen Durchlauf hinterlässt.
Fazit:
Ich weiss nicht, was die Damen und Herren Entwickler so nebenbei konsumieren, aber ich kann dazu nur soviel sagen: Weitermachen! Alleine schon der Titel verspricht ein durchgeknalltes Spielkonzept und Squirrel with a Gun enttäuscht nicht. Mich erinnerte die Eichhörnchen-Hatz an die Hai Friss-Simulation Maneater, welches mit genauso abgedrehtem Klamauk und Spieldesign überzeugen konnte. Die unterschiedlichen Abschnitte sorgen für kurzweilige Unterhaltung und überraschen stets mit neuen Spielelementen und kleinen Twists. Langweilig wird es hier sicher nicht. Der Mix aus Erforschen, Rumballern und Plattformpassagen fühlt sich sehr ausgeglichen an, stolpert aber manchmal über kleine technische und grafische Unebenheiten, die ein wenig nach Optimierung schreien. Während die normalen Levels das Rad nicht neu erfinden, muss man den Bossfights ein Kränzchen winden. Kreativ umgesetzt, mit dem nötigen Freiraum und unorthodoxen Lösungswegen, da kann sich 80% der Videospielbranche ein Beispiel nehmen. Squirrel with a Gun spielt uns nichts vor, sondern beruft sich aus seine Stärken und überzeugte mich trotz des etwas geringen Umfangs mit hirnrissigem Humor und originellem Gameplay.
Squirrel with a Gun ist für PC, PS5 und Xbox Series X|S zu haben. Wir haben das Spiel auf der PS5 gespielt. Das Test-Muster stammt von Maximum Entertainment, wofür wir uns herzlich bedanken!
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