Ein Indie-Spiel, welches 12 Nominierungen und 8 WINNER Preise eingeräumt hat, lässt die Herzen eines Zockers im Normalfall höher schlagen. Mit Stifled wagte sich Gattai Games an ein interessantes und spannendes Konzept. Ein VR-Horror Adventure, welches vor allem durch sein innovatives Gameplay brillieren sollte. Was kann unheimlicher sein, als dass man finstere Umgebungen nur mit Geräuschen sichtbar machen kann?

Stifled kann man im VR Modus oder auch ohne Brille bestreiten. Aber unbedingt muss man sich dem Headset bedienen, sonst ist die Atmosphäre schon zu Beginn erloschen. Für knapp 20.- Franken, einem Inhalt von 9 GB und einer Spieldauer von knapp fünf Stunden ist Stifled bezüglich Voraussetzungen ok. Nach der Installation stehen im Hauptmenü die Konfigurationen der jeweiligen Spielelemente zur Verfügung. Sei es der VR Modus oder die Mikrofonkalibrierung. Wichtig dabei ist, dass der Spieler sich zu Beginn die Frage stellt: "Will ich die ganze Zeit sinnloses Gebrabel in mein Headset reinplaudern, oder einfach manuell den Charakter für mich sprechen lassen?". Die Umgebungen in Stifled werden nämlich nur durch Geräusche sichtbar. Ähnlich wie bei einer Fledermaus muss man regelmässig Laute von sich geben, um etwas zu erkennen. Zu Beginn ist das sinnlose "Gerede" wirklich lustig, geht aber nach einiger Zeit gehörig auf die Nerven. Glücklicherweise gibt es im Spiel die Möglichkeit, direkt wieder umzustellen und manuell per Knopfdruck die Geräusche produzieren zu lassen.

Die Story in Stifled ist nicht überragend. Kurz gesagt: Eine Tragödie über Liebe und Kinder. Der Protagonist David Ripley bewegt sich durch zwei verschiedene Welten. Entweder durchsucht er ein relativ spärlich eingerichtetes Haus oder er schleicht durch eine comicartig inszenierte Katakomben-Welt. Ersteres hätte mehr Liebe verdient. Die Grafik in der realen Welt lässt zu wünschen übrig. Die zweite Welt lässt sich aber ansehen.

Das Konzept ist sehr innovativ und die Zeichentrickwelt mit schemenhaften Umrissen lässt viel Raum für Fantasie. Dort liegt die Stärke dieses Spiels. Ist der Spieler auf der Suche nach einem actiongeladenen Horrortitel à la Resident Evil 7, wird er unweigerlich enttäuscht sein. Das Gameplay ist relativ simpel. David interagiert mit dem Spielumfeld via Echoortung. Je lauter der Spieler irgendwelche Geräusche in das Headset spricht, umso mehr wird von der Sonarwelle erfasst und man sieht die Umrisse der Welt. Falls die Lust, irgendwelche sinnlosen Sätze ins Headset zu sprechen erlischt, gibt es unzählige Gegenstände in der Umgebung, die man werfen kann um Geräusche zu produzieren. Diese sind in Gestalt von Steinen oder Spielzeugen reichlich vorhanden und wichtig, um die drei verschiedenen Gegnerklassen zu umgehen. Um einem Gegner aus dem Weg zu gehen, wirft David zum Beispiel einen Stein in eine Ecke und die Monster gehen interessiert dem Geräusch nach und lassen von David ab. Um das Ganze ein wenig spannender zu gestalten sind in den Welten mehrere Bäche und Flüsse vorhanden, welche unweigerlich beim Durchstreifen laute Pfützen Geräusche produzieren. Obwohl die Elemente des Spiels ein wahres Gruselerlebnis versprechen könnten, schafft es Stifled nicht, eine überzeugende Horror-Atmosphäre zu produzieren. Schnell weicht der Horrorfaktor dem eher repetitiven Gameplay. Wer Freude an Fantasie und Kopfkino hat, kann das eine oder andere Mal trotzdem einen gehörigen Schauer über den Rücken bekommen.

Stifled lebt von zwei Stärken. Zum einen die VR-Version, zum anderen das beklemmende Gefühl des leeren Raumes. Die Soundeffekte sind gut umgesetzt doch neigt das Spiel zu einer Eintönigkeit, welche den Spannungsfaktor und somit die Freude am Spiel gehörig reduzieren kann.
Fazit:
Ich war am Anfang sehr gespannt auf Stifled. So viele Preise und Lobpreisungen für können nicht für die Katz sein. Es muss aber ergänzend gesagt werden, dass die meisten Preise aus dem asiatischen Raum stammen. Vielleicht ist es kulturabhängig aber ich kann mir gut vorstellen, dass hierzulande das Spiel auf einen gewissen Widerwillen stossen kann, da Grafik und der schnell abnehmende Spassfaktor nicht mehr zeitgemäss sind. Wer sich aber für ein innovatives und spezielles Gameplay interessieren kann, wird die Investition von knapp 20.- Franken nicht bereuen. Das Spiel lebt jedoch einzig und allein von der innovativen Idee und der Fantasie des Spielers. Die Monster sind leider wenig furchteinflössend und die Grafik der realen Welte ist eher schlecht als recht. Ich war am Anfang sehr interessiert, nach einer gewissen Zeit aber wich die Spannung auf Grund des repetitiven Gameplays. Ich muss bezüglich der interessanten Thematik Gattai Games ein Kompliment machen, zu mehr hat es Stifled unglücklicherweise nicht geschafft. Das Spiel hat mich am Schluss nicht aus dem Hocker gerissen und einen Preis für das beste Indie Spiel 2017 hat es meines Erachtens nicht verdient. Coole Idee aber mangelhaft umgesetzt.

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