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The(G)net Review: Suicide Squad: Kill The Justice League

Rocksteady, ein gefeiertes Entwickler Team, das sich für die nach wie vor beste Comic-to-Game Trilogy verantwortlich zeichnet, die die Spielewelt je gesehen hat. Mit den Batman Arkham-Games haben sie sich ein Denkmal gesetzt. Ob das mit Suicide Squad: Kill The Justice League auch gelingt?


Suicide Squad: Kill The Justice League Test Review Testbericht Xbox PlayStation

Die Batman-Games von Rocksteady gehören heute noch zu den besten Single Player Spielen überhaupt und waren eine Inspirationsquelle für viele andere Entwickler. Selbst Grössen wie Insomniac Games orientierten sich bei ihren Spider-Man Spielen ganz offensichtlich an der Arkham-Serie. Kill the Justice League ist nun aber gleich in mehreren Belangen komplett anders. Es ist kein Action Adventure, sondern ein Looter-Shooter. Und es ist kein Einzelspieler Erlebnis, sondern soll vorzugsweise im 4er Team online gespielt werden. Ein Wagnis auf gleich mehreren Ebenen. Mit der Abkehr vom Single Player und Hinwendung zum GAAS (Game as a Service) dürften wohl viele der alteingesessenen Fans nicht einverstanden gewesen sein. Ob diese kuriose Idee von Rocksteady selbst kommt oder vom Publisher Warner Bros. Interactive, können wir nur erahnen.


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Immerhin, Spiele wie Destiny oder The Division 2 sind Beispiele dafür, dass man durchaus ein gutes Service Game auf die Beine stellen kann. Leider ist das aber meist die Ausnahme und nicht die Regel. Das Genre ist nicht ohne Grund so verhasst, da es sich immer wieder mit repetitiven Gameplay-Mechanismen, viel Grinding und haufenweise Mikrotransaktionen einen unrühmlichen Namen gemacht hat. Das «System» wird wohl nur von Publishern gefeiert, denn immerhin lassen sich damit enorme Geldsummen erwirtschaften und das bei verhältnismässig minimalem Aufwand. Gute, innovative Ideen und gross- und neuartiges Gameplay stehen meist im Hintergrund, ja werden gar als Risikofaktoren angesehen, die über den Erfolg des Spiels entscheidend sein sollen. Der Online- und Multiplayer-Faktor steht einer filmischen Aufmachung auch eher im Weg.


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Wer schon einmal einen Looter-Shooter gespielt hat weiss, wie der Hase läuft. Wähle einen Charakter, rüste ihn mit Waffen, Skins und Gadgets aus und zieh dann hinaus in die offene Spielewelt, um möglichst viele Baddies über den Haufen zu ballern und deren Loot abzugreifen. Besagten Loot gibt’s per Zufall in unterschiedlichen Qualitätsstufen. Bis die legendären bzw. hier die «notorious» Gegenstände droppen dauert es eine Weile, weil dies natürlich einerseits vom Schwierigkeitsgrad und Fortschritt wie auch von der eigenen Charakter-Stufe abhängt. Dass man infolgedessen meist immer und immer wieder das gleiche macht, ist keine Überraschung. Originalität sucht man hier vergeblich, denn das System erlaubt gar keine grossen Katzensprünge in diese Richtung. Das ist vor allem dann eine Schande, wenn die Technik und Präsentation dahinter im Grunde genommen sensationell wären. Gerade hier wird Rocksteady ihrem Namen gerecht. Grafik, Animationen, die Gesichter der Protagonisten, die Inszenierung… alles auf extrem hohem Niveau und absolut Next Level. Nützt aber leider nix, wenn das Gameplay langweilt.


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Abseits der Story-Aufgaben, und selbst die gewinnen keinen Innovationspreis, herrscht absolute Eintönigkeit. Die «Support-Charakter Missionen» sollen Spieler auf längere Sicht bei der Stange halten und dienen dazu, neue Waffen, Perks, Upgrades und Support-Items freizuschalten. Man muss jene also zwangsläufig erledigen, weil man sonst auf der Stelle tritt. Die Prämisse dieser Aufgaben ist stets die gleiche. Meist müssen wir nur ein paar Gegner-Wellen überleben und einfach alles über den Haufen ballern. Ab und an eskortieren wir ein Fahrzeug oder retten 3 Personen innerhalb eines Zeitlimits. Verschiedene künstliche Hürden sorgen dafür, dass selbst diese Scharmützel nur wenig Spass machen. Da werden euch Steine in den Weg gerollt in Form von Event Modifikatoren wie «Gegner nehmen nur Schaden mit Elementar-Angriffen» oder «Gegner nehmen nur Schaden mit Critical Hits» oder «Gegner können nur mit Granaten gekillt werden». Wieso? Ich will doch einfach nur Ballern und mich mit stetigem LevelUp mächtiger fühlen. Ist das zu viel verlangt? Ist das nicht die ganze Idee hinter einem Looter-Shooter? Zudem ist das UI stets komplett überfüllt und es gibt Partikel-Effekte ohne Ende. Sieht "cool" aus, macht aber jede Auseinandersetzung extrem chaotisch und unübersichtlich (siehe Screenshot unten). Die Vertikalität der Stadt hilft der Übersicht auch nicht.


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Zugegeben, wer zusammen mit Freunden im Online KoOp spielt, erlebt ab und zu kurze, spassige Passagen. Vor allem die Kampagne hält ein paar erinnerungswürdige Momente parat, auch wenn die Missionsstruktur durch die Bahn eintönig ausfällt. Die Bosskämpfe gegen die korrupten Justice League Helden sind zwar eindrücklich inszeniert, spielerisch aber völlig belanglos. Immerhin kommt der Humor nicht zu kurz, was ich bei der Besetzung aber auch verlange. Wer den Suicide Squad Kinofilm von 2016 gesehen weiss in etwa, was ihn hier erwartet.

Die Map - in diesem Fall Metropolis - ist nicht sonderlich gross und dank dem ausgeklügelten und äusserst effektiven Traversal-System schnell durchquert. Schnellreisen gibt's nur zu unserem Hub, der Hall of Justice, wo wir Upgrades bei Support Charakteren kaufen, darunter Der Pinguin oder Poison Ivy. Metropolis ist extrem vertikal, mit vielen monumentalen Hochhäusern und bekannten Landmarks. Allerdings ist die Stadt öde und leer, da die Bewohner von Miesmuschel Brainiac in Statuen verwandelt wurden. Abseits der immer gleichen Gegner und sporadischem Wetter- und Tageszeiten Wechsel passiert hier nichts, bis auf die deplatziert wirkenden Riddler-Rätsel vielleicht. Meist müsst ihr irgendwas fotografieren, eine versteckte Trophy finden oder einen kurze AR-Sequenz mit Zeitlimit meistern. Erwartet hier also kein zweites Gotham City.


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Was man im Jahr 2024 ebenfalls nicht mehr erwarten darf, ist Sex-Appeal. Wenn sich selbst eine Harley Quinn einkleidet, als wäre sie ein versifftes Mitglied einer unbekannten Punk-Rock Band und Poison Ivy ein kleines, nörgelndes Kind mit Strubelfrisur ist, dürfte das Fans jeden Geschlechts missfallen. Gott behüte man sähe etwas mehr Ausschnitt oder gar einen Rock. Bei den männlichen Protagonisten ist das nicht anders. Mit Ausnahme von vielleicht zwei sehe ich an der Luzerner Fasnacht attraktivere Outfits. Eine groteske Entscheidung, die mich verwirrt, denn sind es nicht die Kostüme, die für unfassbare 14.- Franken (!) das Stück feil geboten werden, die für Warner die grosse Kohle einspielen sollen?



Dann wiederrum darf Frau Quinzel aber ungefragt Deadshot an den Hintern fassen oder sich auf herablassende Art und Weise über Joker oder ihr eigenes, ikonisches Kostüm aus der Arkham Serie lustig machen. Kurios! Hier werden geliebte Superhelden und Schurken gleichermassen mit den Füssen getreten und kanonische Fakten einfach mal auf den Kopf gestellt. Wer sich mit dieser Vorstellung nicht anfreunden kann, sollte besser einen grossen Bogen um Suicide Squad machen.


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Ebenfalls kontrovers: Bei jedem Besuch in unserem Hub in der Hall of Justice (und wir besuchen diesen gefühlt mehrere hundert Mal im Verlauf des Spiels) müssen wir an einem überdimensional grossen Schild vorbeilaufen, das sich für die LGBTQ+ Community stark macht. Ich selbst bin ein grosser Verfechter von Gleichberechtigung und mache keinen Unterschied zwischen Heteros, Gays und allem dazwischen. Ich mag Vielfalt. Die Woke-ness wird uns hier aber dermassen aggressiv vors Gesicht gehalten, dass ich mir denke, dass selbst Member der LGBTQ+-Community dem überdrüssig werden könnten. Das bewirkt doch eher wieder Ablehnung und genau das wollen wir eigentlich vermeiden. Ich hätte in meinen Spielen auf jeden Fall gern weniger "Agenda" und dafür mehr Spielspass.



Fazit:

Im kooperativen Modus mit Freunden hatte ich durchaus kurzweilige Momente mit Suicide Squad: Kill The Justice League. Rocksteady’s Anti-Hero Epos ist vor allem technisch und inszenatorisch stark. Ziemlich cool fand ich die Fortbewegung im Zusammenspiel mit dem Geballere, was in dieser Form fraglos einzigartig ist. Jeder der vier spielbaren Helden fühlt sich anders an. Die spassigen Kämpfe werden aber durch uninspirierte Ausrüstung, langweiliges Missions-Design, viel Grinding und Repetition und einer öden offenen Welt zu Nichte gemacht. Ich wollte Suicide Squad wirklich mögen, denn ich liebe die Arkham-Spiele und es gibt kein anderes Studio, dem ich ein solches Konzept zugetraut hätte. Meine Erwartungshaltung war leider zu hoch. Alles Gute an diesem Spiel wird durch die Fesseln des Games-as-a-Service-Modells im Keim erstickt. Es gibt nichts, was nicht durch ein anständiges Level- und Questdesign verbessert werden könnte, wie wir es in einem storyorientierten Einzelspieler-Spiel bekommen hätten. Die Tatsache, dass man selbst im Solo-Modus nicht ohne Internetverbindung spielen kann, ist dabei tragischerweise nur die Spitze des Eisbergs. Schade.


Suicide Squad: Kill The Justice League Test Review Testbericht Xbox PlayStation

Suicide Squad: Kill The Justice League ist für PC, Xbox Series X|S und PlayStation 5 erhältlich. Wir haben uns das Spiel auf der Xbox Series X angesehen. Das Test-Muster haben wir uns selbst gekauft, da uns Warner Bros. Interactive keinen Key zur Verfügung stellte.



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