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Ninja for Life – Die ultimative Chronik der SHINOBI-Spiele

Aktualisiert: vor 5 Stunden

Es ist 1987, Spielhallen stinken nach Zigaretten, der Boden klebt, und irgendwo in der Ecke steht ein Automat, der einen bleichgesichtigen Typen in schwarzer Ninja-Montur zeigt. Joe Musashi. Die Münze klackt, der Bildschirm flackert, und du wirst in eine Welt gezogen, in der Shurikens das einzige Zahlungsmittel sind. Willkommen im Shinobi-Universum, wo Sega nicht nur Mario und Contra Paroli bot, sondern gleich ein ganzes Subgenre definierte.


Ninja for Life – Die ultimative Chronik der Shinobi-Spiele. Ein Rückblick auf die letzten 40 Jahre der Shinobi-Saga.

Shinobi (1987, Arcade)

Das Original war ein Monster. Horizontaler Scroll, pixelgenaues Timing, ein Treffer bedeutete sofortigen Tod. Kein Lebensbalken, nur pure Arcade-Gnadenlosigkeit. Jeder Level endete mit einem Boss, der dir die Illusion nahm, dass du überhaupt irgendwas im Griff hattest. Aber: das Spiel hatte Seele. Die berüchtigten Bonuslevels, in denen man hüpfende Ninjas mit Shurikens abräumen musste, waren fast schon ein eigener Mythos. Ports gab es damals für fast alle Systeme, vom Master System, über PC Engine, bis hin zu Heimcomputern. Jede Version sah ein bisschen anders aus, aber überall blieb Shinobi gleichbedeutend mit: Schwitzen, Fluchen, noch eine Münze reinschieben.



Trivia:

  • In manchen Heimcomputer- und Konsolen-Versionen war die Musik schneller, als im Arcade-Original

  • Das Mini-Spiel zwischen den Stages taucht in vielen weiteren Shinobi Spielen auf, einfach in abgeänderter Form

Shadow Dancer (1989, Arcade)

„Wie macht man einen Ninja cooler?“. Sega hatte die Antwort: Man gibt ihm einen Wolf als Partner! Shadow Dancer war spielerisch ähnlich wie das Original, aber das Setting war urbaner, schneller und knackiger. Der Hund Yamato konnte Gegner festhalten, während man sie dann mit Shurikens oder dem Schwert zerlegte. Ein cleverer Twist, der sofort Kultstatus bekam. Spannend: Die Mega-Drive-Version von 1990 war fast ein komplett anderes Spiel, mit neuer Story, Leveldesign und Bossen. Viele Fans debattieren bis heute, ob die Arcade- oder die Heimversion besser ist. Fakt ist: Beide sind fantastisch und gehören zu den unsterblichen Klassikern der Ninja-Renaissance.



Trivia:

  • Der Hund Yamato wurde so populär, dass Sega ihn fast zu einem eigenen Maskottchen gemacht hätte.

  • In der Mega-Drive-Version bekam man Extraleben, wenn man den Hund besonders oft einsetzte. Ein subtiler Anreiz fürs Experimentieren.

The Revenge of Shinobi (1989, Mega Drive)

Hier ging Sega all-in. Das Cinemascope-Ninja-Abenteuer, in Japan "The Super Shinobi" getauft, etablierte das Mega Drive als Konsole. Yuzo Koshiro lieferte einen der legendärsten 16-Bit-Soundtracks überhaupt mit funky Beats und treibenden Rhythmen, die bis heute in Erinnerung blieben. Und dann die Bosse: In den frühen Modulversionen kämpfte man tatsächlich gegen Batman, Spider-Man und Godzilla. Sega hatte offensichtlich noch nie das Wort „Copyright“ gehört. Später musste man diese Gegner ersetzen, aber wer eine der ersten Cartridges besitzt, hat heute ein kurioses und teures Sammlerstück. Gameplay-technisch war’s knüppelhart, aber fairer als das Arcade-Original. Ein Spiel, das dich forderte, aber nie komplett zerstörte.



Trivia:

  • Der Spider-Man Boss bekam später tatsächlich eine offizielle Lizenz und durfte bleiben, aber Godzilla und Batman verschwanden.

  • Ein Cheat erlaubte unendlich Shurikens: Im Options-Menü die Anzahl auf 0 stellen und 15 Sekunden warten. Dann erschien das „∞“ Symbol.

The Cyber Shinobi (1990, Master System)

Hier ging’s bergab. Sega wollte einen modernen Sci-Fi-Ninja, bekam aber ein farbloses, lahmes Spiel. Joe Musashi in einer futuristischen Welt, uninspirierte Gegner, hakelige Steuerung. You name it. Hardcore-Fans nennen es bis heute den Tiefpunkt der Serie. Ein kurioser Ausrutscher, den man nur mit Nostalgiebrille ertragen kann.



Trivia:

  • Viele Level sahen aus, als wären sie aus Altered Beast recycelt. Wahrscheinlich wars auch so, weil das Budget winzig war.

The GG Shinobi (1991, Game Gear)

Shinobi auf dem Handheld? Überraschend gut. Statt nur Joe Musashi zu spielen, konnte man verschiedene Ninjas mit einzigartigen Fähigkeiten befreien und dann zwischen ihnen wechseln. Feuer-, Wind-, Wasser-Ninja, fast schon ein Vorläufer zu modernen Klassen-Systemen. Das Game Gear-Manko: der Akku. Wer das Spiel unterwegs zockte, brauchte entweder ein Netzteil oder einen Rucksack voller AA-Batterien. Trotzdem: GG Shinobi gilt bis heute als einer der besten Titel für Segas Handheld.



Trivia:

  • In Japan hiess das Spiel einfach nur „The Shinobi“.

  • Der rote OP Feuer-Ninja mit seinem Katana war der Favorit der Speedrunner und fühlte sich fast schon wie Cheaten an.


The GG Shinobi II: The Silent Fury (1992, Game Gear)

Die Fortsetzung machte alles noch besser: mehr Ninjas, mehr Moves, mehr Abwechslung. Dazu ein nichtlineares Levelsystem, das fast schon „Metroidvania“-Züge hatte. Wer einen Game Gear besass, wusste: Hier war echtes Gold drin. Heute ist das Spiel nur sehr schwer zu bekommen, aber eigentlich jeden Sammlerpreis wert.



Trivia:

  • In Japan war das Spiel extrem rar und wurde nur in kleinen Stückzahlen produziert, weshalb es heute ein begehrtes Sammlerstück ist.

  • Die Aufbau erinnerte stark an Mega Man, weil jeder Ninja quasi ein „Boss-Power-up“ war.

Shinobi III: Return of the Ninja Master (1993, Mega Drive)

Wenn man heute fragt, welches Shinobi wohl das beste war, fällt fast immer dieser Name. Shinobi III perfektionierte das 16-Bit-Gameplay: butterweiche Animationen, eine grössere Moves-Palette (Wandsprünge, Dash-Angriffe), irre Reit- und Surfpassagen. Alles fühlte sich schneller, geschmeidiger, epischer an. Und die Grafik? Ein Pixel-Traum! Es war der Moment, in dem Joe Musashi endgültig zum Ninja-Messias wurde.



Trivia:

  • Ursprünglich hiess das Spiel „The Super Shinobi II“ in Japan.

  • In den frühen Beta-Version gab es noch Level, die später leider komplett rausflogen, darunter eine Luftschiff-Mission.

Shinobi Legions / Shinobi X (1995, Saturn)

Ah, die 90er. FMV-Videos und digitalisierte Charaktere waren damals der letzte Schrei, dank Mortal Kombat. Also packte Sega ebenfalls echte Schauspieler in Ninja-Kostüme, filmte sie und baute daraus ein Spiel. Das Ergebnis: Shinobi Legions (in den USA und Japan) bzw. Shinobi X (in Europa) und nur hier mit neuem Soundtrack von Richard Jacques. Spielerisch solide, optisch aber eher Trash-Kino. Damals war es ein Hingucker. Wer’s heute einlegt, fühlt sich wie in einer Mischung aus Power Rangers und einem Direct-to-VHS-Ninja-Film.



Trivia:

  • Der Soundtrack von Richard Jacques (Sonic R, Metropolis Street Racer) machte die Europa-Version fast schon legendär.

  • Die Schauspieler waren echte Stuntmen, aber mit null Schauspiel-Erfahrung, was man sofort merkt.

Shinobi (2002, PlayStation 2)

Da die Lebensspanne der Dreamcast offiziell im März 2001 endete, meldete sich Shinobi nach sieben Jahren Pause halt auf der PS2 zurück, diesmal in 3D. Neuer Held Hotsuma, ein roter Schal, dessen Schweif beeindruckend im Wind wehte, und das verfluchte Schwert Akujiki, das Blut trinken musste, um dich am Leben zu halten. Gameplay: gnadenlos schwer, aber extrem stylish. Wallruns, Akrobatik, Kettenkills, alles so inszeniert, dass man sich eher wie in einem Anime als in einem Spiel fühlte. Viele Spieler gaben zwar nach ein paar Stunden auf, aber die, die durchhielten, schwören bis heute auf diesen Reboot.



Trivia:

  • Das Spiel lief mit einer super stabilen Framerate von 60 FPS, damals ein technisches Statement, ebenso wie die Physik des roten Schals.

  • Akujiki tötete dich, wenn man zu lange niemanden erledigte. Ein Gameplay-Feature, das viele Spieler in den Wahnsinn trieb.

Nightshade (2003, PlayStation 2)

Das direkte Sequel zum Ableger von 2002. Statt Joe Musashi oder Hotsuma übernahm diesmal sexy Hibana die Hauptrolle, eine Ninja-Kämpferin mit rot-weissem Leder-Outfit. Vom Gameplay her sehr ähnlich wie der Vorgänger, aber schneller, akrobatischer, und mit noch mehr Combo-Wahnsinn. Leider kam es genau zur falschen Zeit, denn kurz darauf erschien Ninja Gaiden auf der Xbox, und plötzlich sah Segas Ninja alt aus.



Trivia:

  • Hibana tauchte später in Kunoichi-Cameos in anderen Sega-Games auf, etwa in Sega Superstars.

  • Nightshade hatte einen Koop-Modus mit Hotsuma, allerdings nur als geheimes Extra.

Shinobi (2011, Nintendo 3DS)

Der letzte grosse Auftritt. Sega brachte die Franchise zurück zu seinen Wurzeln: 2.5D, kompromisslos hart, mit alten Tugenden. Held war diesmal Jiro Musashi, Joes Vater. Eine Rückkehr zur Familienchronik.

Das Spiel war knüppelhart, so gnadenlos wie die Arcade-Originale, aber für die Handheld-Generation fast zu schwer. Die Kritiken waren gemischt: Fans liebten es, der Massenmarkt ignorierte es. Damit verschwand Shinobi vorerst endgültig im Schatten der Videospielgeschichte.



Trivia:

  • Das Spiel war eine Art Prequel, in dem die Musashi-Dynastie erstmals wirklich thematisiert wurde.

  • Viele Kritiker nannten es das „Shinobi Dark Souls“, weil das erste knüppelharte FromSoft Spiel mit diesem Namen kurz davor erschien.

Shinobi: Art of Vengeance (2025, PlayStation 5, Xbox Series, PC)

2025 und fast schon aus dem Nichts, schleicht sich Shinobi mit Art of Vengeance zurück ins Rampenlicht. Entwickelt von Lizardcube, den Machern des gefeierten Streets of Rage 4, ist es eine moderne Liebeserklärung an Joe Musashi und seine Erben. Statt 3D-Experiment setzt das Spiel wieder auf klassisches Side-Scrolling, aber diesmal mit handgezeichneter HD-Grafik, butterweichen Kämpfen und einer Mischung aus alten Arcade-Moves und frischen Ideen. Unser Testbericht zeigt: Shinobi ist zurück, und er trägt seinen roten Schal wieder mit der gleichen Würde wie 1987.



Trivia:

  • Das Entwicklerstudio Lizardcube implementierte Easter Eggs aller grossen Shinobi-Teile.

  • Im Trailer sieht man eine Hommage an das berühmte Bonuslevel mit den springenden Ninjas.



Für mich ist Shinobi mehr als nur eine Spieleserie. Es ist ein Spiegelbild ganzer Gaming-Generationen. In den 80ern hat Joe Musashi Münzen schneller verschlungen als Pac-Man Pillen, in den 90ern war er Segas Antwort auf Hollywood-Action, in den 2000ern flatterte sein roter Schal durch das Zeitalter der 3D-Experimente, und in den 2010ern verabschiedete er sich mit einem kompromisslosen Hardcore-Revival. Die Serie hat mich und meinen Videospiel-Geschmack geprägt.


2025 kehrte die Reihe endlich zurück. Nicht als Relikt, sondern als Beweis, dass Ninjas eben nie aus der Mode kommen. Shinobi hat immer die Balance gesucht zwischen gnadenloser Härte und stilvoller Coolness. Mal erfolgreich, mal peinlich, aber immer einzigartig. Wenn Sega über die Jahre eines gezeigt hat, dann das Ninjas niemals sterben. Sie warten nur im Schatten auf ihr Comeback!


Ninja for Life – Die ultimative Chronik der Shinobi-Spiele. Ein Rückblick auf die letzten 40 Jahre der Shinobi-Saga.

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