The(G)net Review: Ninja Gaiden: Ragebound
- Armin Medic
- vor 5 Stunden
- 4 Min. Lesezeit
Wenn in einem Jahr gleich 3 Ninja Gaiden Titel veröffentlicht werden, tanzt sogar die Chefredaktion im Quadrat. Nach dem 2er Remake geht es bei Ragebound zum Aufwärmen zurück zu den Anfängen und zwar im klassischen 2D Stil, bevor wir Ende Oktober mit Ninja Gaiden 4 durchstarten dürfen.

Zuerst die schlechte Nachricht: Ryu Hayabusa wurde hier zum NPC degradiert. Anscheinend wartet auf ihn irgendein wichtiger Auftrag in den USA. Immerhin greift uns die Ninja Legende im Tutorial Level kurzzeitig unter die Arme, danach sind wir auf uns alleine gestellt. Wobei alleine nicht ganz zutrifft, denn diesmal sind wir als Heldenpärchen unterwegs.

Ryus Azubi Kenji Mozu spannt durch ein paar unvorhergesehene Umstände, die in einer Seelenfusion enden, mit dem feindlichen Spider Clan Mitglied und Wurfdolchexpertin Kumori zusammen. Schliesslich teilt man sich in Ragebound dasselbe Feindbild. Eine nervige Dämonentruppe verbreitet wieder einmal Angst und Schrecken. Denen gilt es in den kommenden 18 Levels die Leviten zu lesen. Frei wählen dürfen wir die Charaktere aber nicht. Je nach Abschnitt steuern wir entweder Kenji oder Kumori. Erster setzt auf blitzschnelle Katanaattacken und wehrt mit seiner wilden Waffenfuchtelei feindliche Projektile ab. Kumori schwört lieber auf ihre messerscharfen Kunais und holt das Dämonengesindel auch aus grösserer Distanz auf den Boden der Tatsachen zurück.

Interessant ist auch der Jump-Deflect. Wird der Sprungbutton in der Luft erneut gedrückt, missbrauchen wir die Gegner nicht nur als Ersatzplattform, sondern fügen ihnen auch noch etwas Schaden zu. Eine Technik die jeder Ninja Adept meistern sollte, da spätere Levelabschnitte öfters wilde Sprungeinlagen erfordern. Dank Kumoris Dämonenmagie zaubern wir Plasmakunais, Chakrams oder Schutz Orbs aus dem Ärmel, solange die separate Dämonenleiste gefüllt bleibt. Einmal leer, vermöbeln wir ein paar Knilche und schon ist unsere Dämonenmagie wieder einsatzbereit.

Wenn alle Stricke reissen, beschwören wir den Ultimate Move herauf, der z.B. mit ein paar dicken Feuerbälle einen guten Teil der Bossbar kappt oder uns mit einem Heilzauber für ein paar Sekunden wieder gesundheitlich auffrischt. Normale Gegner werden relativ schnell weggefegt, dickere Brocken benötigen etwas länger. Aber auch hier gibt es einen technischen Shortcut um das ganze abzukürzen. Meistens werden die grösseren Feinde von einem kleineren begleitet, der mit einer Energieaura umgeben ist. Erledigen wir den kleinen Motz zuerst, übernehmen wir dessen Power und dürfen mit den nächsten Schlag unser Gegenüber Oneshotten. Bei den Bossen funktioniert dieser Trick leider nicht. Wir können aber die Hypercharge-Mechanik nutzen, mit der wir auf Teilkosten unserer Lebenskeiste den Powermove aus der Hand schütteln.

Bei unsere Reise durch Dämonen verseuchte Dörfer, von Feinden besetzte Baustellen und muffige Kanalisationskorridore sollten wir Ausschau nach drei unterschiedlichen Collectibles halten. Totenköpfe erhöhen unser Punktekonto und verbessern unser Levelranking. Goldene Käfer werden beim alten Muramasa für neue Items verjubelt und Schriftrollen schalten jeweils eines der acht optionalen Bonuslevels frei.

Der voreingestellte Schwierigkeitsgrad darf ruhig als amtlich bezeichnet werden. Besonders in späteren Bossfights kann es schon mal zu einer längeren Ausdauersession kommen, bis die meterlange Lebensleiste des Endgegners geknackt ist. Die Entwickler lassen aber weder abgebrühte Ninja Gaiden Profis noch Neueinsteiger im Regen stehen. Für diejenigen, die sich kontinuierlich infolge der gnadenlosen Feinde die Zähne ausbeissen, dürfen ihre Hoffnung auf den Assist Mode setzen. Hier reduzieren wir den Gegnerschaden, verkürzen die Ladezeit des Charge Moves oder die Spielgeschwindigkeit.

Wem das alles zu einfach erscheint, holt sich per Skarabäus-Währung beim Händler Schwierigkeitsupgrades wie keine Lebensauffrischung bei Checkpoints oder jegliche Absenz von Health Refills.
Umfangmässig kann mit einer Spielzeit von 7 bis 10 Stunden gerechnet werden. Nach dem ersten Durchgang belohnen wir uns selbst mit neuen Skins für unsere Hauptakteure. Für die masochistischen Elite Ninjas unter euch steht nach den Credits der Hard Mode zur Verfügung.
Fazit:
Hätte man rein hypothetisch Ninja Gaiden: Ragebound zur Super NES-Zeiten veröffentlicht, wäre Nintendos 16Bit Kiste ein Meisterwerk reicher. 2025 ist die Pixelart Technik keine Hexerei mehr und Speicherplatz existiert ebenfalls in Hülle und Fülle. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Blasphemous-Macher von The Game Kitchen wieder mal alle Register gezogen und einen Retro Brecher hingelegt haben, bei dem selbst der härteste Nostalgiker ein feuchtes Höschen kriegt. Technisch auf Topniveau brilliert Ninja Gaiden: Ragebound durch seine tadellose Spielbarkeit. Beide Helden steuern sich fantastisch und mit ein wenig Übung schreddert sich unser Duo durch die Feindesmassen als wäre es flüssig Butter. Begleitet wird das Actionfeuerwerk mit 80er Jahre Beats, die ebenfalls keine Wünsche offen lassen. Zwei kleine Kritikpunkte müssen wir aber schon kurz ansprechen. In der Endphase versuchen uns so viele übermotivierte Gegner auf einmal die Ohren lang zu ziehen, man könnte meinen sie schulden den Entwicklern noch Geld. Ein bisschen weniger wäre da mehr gewesen. Und auch bei den Bossen schlägt man etwas über die Stränge. Kilometerlange Lifebar mit minimalem Trefferschaden. Ich weiss nicht wer da fürs Balancing zuständig war, aber beim dritten Boss wurde für mich aus Ragebound beinahe Ragequit und ich aktivierte ein paar Easy Mode Parameter. Ein klarer Fall von Skill Issue würden jetzt der Ninja Gaiden Profi schreien. Und damit haben sie recht, denn nicht jeder hat die Zeit und das Durchhaltevermögen, minutenlang den gleichen Fight-Loop schadensfrei zu überleben. Unterm Strich bleibt ein fantastisches 2D-Ninja Gaiden allererster Güte, welches die Serie um ein Highlight erweitert.

Ninja Gaiden Ragebound ist für PC, PS4, PS5, XBox One, Xbox Series X|S und Nintendo Switch/Switch 2 erschienen. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestet. Das Test-Muster haben wir uns selbst gekauft, das wir vom Publisher keinen Key bekommen haben.