The(G)net Review: Death Stranding 2: On The Beach
- Armin Medic

- 7. Juli
- 5 Min. Lesezeit
Hurra, es geht an den Strand! Beinahe hätten wir noch die Badehose eingepackt. Wenn aber Kojima erneut das Zepter für den Nachfolger des 2019er-Überraschungshits schwingt, dann stehen Cocktailschlürfen und Sonnenbaden garantiert nicht an der Tagesordnung.

11 Ingame-Monate sind vergangen, seit Sam sein letztes Paket auslieferte. Eigentlich wollte er sich jetzt auschliesslich um Baby Lou's Wohlbefinden kümmern und seine Delivery Service Karriere an den Nagel hängen. Doch das Frührentnerdasein währt nicht lange. Als Sam von seiner Freundin Fragile um Hilfe gebeten wird, kann unser postapokalyptischer Postbote die Anfrage nicht ausschlagen. Also heisst es wieder Rucksack umschnallen und die Wanderstiefel schnüren.

Wer nun denkt, dass wir ja noch über den Fuhrpark und Equipment des ersten Teiles verfügen, hat wieder mal nicht mit Kojima-San gerechnet. Alles weg! So bleibt uns in den ersten paar Missionen nichts anderes übrig, als mit Übergepäck über Stock und Stein zu kraxeln und aufzupassen, dass es uns nicht auf den (Ruck-)Sack legt, wenn Sam wieder mal ins Straucheln gerät. Wer den Vorgänger kennt weiss, dass wir uns damals von der Ostküste der USA Richtung Westen durchschlugen. Statt kaltes Klima erwarten uns diesmal in Kalifornien nicht nur wärmere Temperaturen, sondern auch das eine oder andere tropische Waldgebiet.

Lange hält es uns aber nicht in den Vereinigten Staaten und schon bald überschreiten wir die Mexikanische Grenze. Hier erwartet uns aber weder Grande Fiesta noch Tequila in Strömen, denn auch hier ist der Aufenthalt nur kurz, bevor wir uns im Hauptteil des Spiels von der Westküste Australiens in Richtung Osten durcharbeiten.

Am Grundgerüst des komplexen Spielsystems hat sich wenig geändert. Sam verbindet das chirale Netzwerk durch seine Liefermissionen, plündert das eine oder andere feindliche Camp und versucht den mysteriösen BTs so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Alles eingewoben in eine dichte Story, die uns mit neuen Charakteren und vielen Wendungen überrascht. Viel mehr wollen wir aus Spoiler-Gründen hier nicht verraten, denn in der knapp 30 Stündigen Kampagne wird euch die eine oder andere Überraschung um die Ohren geschmissen.

Hatten wir bereits im Vorgänger gegen Ende des Spiels einen bunten Rucksack aus unterschiedlichen Hilfsmitteln, wird in Death Stranding 2 noch einmal eine Schippe draufgelegt. Neben alten Klassikern wie der Bola-Gun oder der Blutgranate schalten wir im Laufe des Spieles Neuzugänge wie den zu Australien passenden Blut Boomerang frei und freuen uns über den kurligen Dollman. Diese unscheinbare Puppe, welche permanent an unserem Hosenbund hängt, ist nicht nur Freund und Gesprächspartner, wir missbrauchen ihn auch als Aufklärungs- und Ablenkungs-Drohne. Mit einem kräftigen Wurf schmeissen wir den Dollman in die gewünschte Richtung und observieren z.B. die Lage in einer feindlichen Siedlung.

Werden wir nicht missionstechnisch gezwungen ein paar Feinde auszulöschen, können wir unsere Route zur nächsten Location auf der Map planen um so unnötigen Konfrontationen, misslichen Wetterlagen oder unüberwindbaren Steigungen aus dem Weg zu gehen. Meistens müssen wir einen kleinen Umweg in Kauf nehmen, der uns aber mehr Ruhe gönnt, um die fantastische Umgebung zu geniessen. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein Känguru oder ein Wüstenhase vorbei hüpft.

Als Hub-Areal dient diesmal die DHV Magellan. Das futuristische "U-Boot" dient uns nicht nur als Auffrischstations samt Privatgemächer, in denen wir u.a. unseren Rucksack mit Stickern umstylen, die Kleidung anpassen oder ein Nickerchen machen, sondern auch als Fasttravel-Option um bereits erschlossen Gebiete erneut zu besuchen und so die eine oder andere Nebenquest bzw. Spezial-Lieferung abzuschliessen. Dies erspart uns viel Backtracking, welches in Death Stranding 2 nochmals reduziert wurde.

Eine weitere Neuerung verbirgt sich hinter der Tageszeitenwahl. Nach jedem Powernap wechselt der Tag zum Abend und dann zur Nacht. Besonders hilfreich für Lieferungen, die an der prallen Sonne oder im Time-Fall-Regen Schaden nehmen, bevor sie unserem Empfänger ausgehändigt werden. Im australischen Busch werden wir diesmal von einigen Naturgewalten heimgesucht. Plötzlich bebt die Erde und wir werden kräftig durchgeschüttelt, starker Regen sorgt für Flutwellen, Sandstürme erschweren das Vorankommen oder Waldbrände werden mit einer neuartigen Wasserpistole bekämpft. Haben wir ein paar Lieferungen komplettiert und uns mit den neuen NPCs angefreundet, müssen wir uns meistens einem Kapitel Boss stellen, bei dem Kojima präsentationstechnisch jeweils aus den Vollen schöpft. Neben den opulenten Cutscenes erwartet uns actionreiche Fights, wie man es vom MGS-Erfinder nicht anders erwartet.

Im Jahre 2025 kommt fast kein Action-Adventure ohne Skill Tree aus. Kojima bietet uns mannigfaltige Fähigkeits-Optionen, die sich jederzeit resetten lassen, damit man die Skills seinem aktuellen Spielstil anpassen kann.
Was natürlich in Death Stranding 2 ebenfalls nicht fehlen darf, ist die Erwähnung des sozialen Netzwerks. Bis auf ein paar NPC-Postboten treffen wir in der Wildnis nie auf andere Menschen. Dennoch lassen wir erbaute Generatoren, Wachtürme oder Postboxen in der Pampa stehen, damit andere Spieler diese in ihrem Spiel nutzen können. Erwirtschaftete Kristalle investieren wir in den Strassen- oder Brückenbau, um der Death Stranding Community sprichwörtlich den (Liefer)weg zu erleichtern. Umgekehrt freuen auch wir uns über hinterbliebene Kletterseile, Leitern und herrenlose Fahrzeuge. Quittieren kann man das ganze mit einem Like, um anderen Spielern seine Wertschätzung zu zeigen.
Dass wir in diesem Testbericht natürlich nicht alle Kniffe und Mechaniken erwähnt haben, macht Sinn. Es sind schlicht zu viele! Ein grosser und wichtiger Teil von Death Stranding 2 ist das Erlebnis, eigenes Ausprobieren und das Herausfinden der unterschiedlichen Möglichkeiten und Optionen, von denen Sam's Postboten Epos diesmal reichlich zu bietet hat.

Fazit:
Death Stranding 2 übertrifft den Erstling in allen Belangen. Verfeinerte Optik, die mit bombastischen Szenarien keine Wünsche offen lässt. Phänomenale Sounduntermalung, die fast jedes Mal genau die Stimmung des jeweiligen Abschnittes perfekt einfängt. Verbessertes Kampfsystem mit einem erweiterten Arsenal, welches viel Spielraum zum Experimentieren zulässt. Und auch das etwas lästige Herumtragen des ersten Teiles wird hier dank den neuen Zusätzen und Extra Gadgets minimiert. Die Story dreht nochmal eine Stufe auf und es jagt eine bizarre Cutscene die Nächste. Der zusätzliche Schuss an abgedrehtem Humor und Charakteren komplettieren Kojima's Blockbuster. Ich würde sogar behaupten, dass eine gute Portion MSG-Flair in Death Standing 2 steckt, welches besonders bei den epischen Boss Fights positiv auffällt. Selbst die Side Missions langweilen kaum und versprechen meistens ein willkommenes Item oder Upgrade wie z.B. einen Schalldämpfer für unsere Betäubungs Sniper Rifle oder ein Power Upgrade für unseren guten Freund Sam. Nach all den Actionkrachern der letzten Monate kam mir Death Stranding 2 mehr als gelegen, mit seiner ruhigen, methodischen Herangehensweise, bei der ich selber entscheiden darf, wie viele Konfrontationen ich aktiv suchen will. Vielleicht lief der Nachfolger auch flüssiger, weil wir diesmal den Review Key erst zum Release erhalten haben und viel mehr Community-Hilfen ersichtlich waren, als bei unserem Test des Vorgängers (bei dem wir bereits zwei Wochen vor offizieller Veröffentlichung mit Sam auslieferten). Wer Sam's erste Reise schon mochte, wird hier nicht enttäuscht. Grösser, besser, schöner! Und wenn es so weitergeht, treffen wir uns für den dritten Teil in Asien, bevor es dann in Death Stranding 4 nach Afrika geht, um im 5. Ableger bei uns in Europa die Postapokalypse zu vernetzen, um die finale Lieferung in Süd- und Lateinamerika ca. 2040 mit Nummer 6 abzuschliessen.

Fazit Sascha:
Death Stranding 2 ist herrlich sonderbar, kurios und schlicht abgefahren. Allein das macht es zu einer einzigartigen Spielerfahrung, die ich jedem wärmstens ans Herz legen möchte. Der Anfang mag etwas langatmig und harzig sein, aber schon bald kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr raus und in der zweiten Spielhälfte fackelt der gute Herr Kojima ein Feuerwerk ab, das seinesgleichen sucht. Das kreativste Feature von Death Stranding 2 ist das verbundene World-Building. Man spielt zwar alleine, spürt den Einfluss anderer Spieler trotzdem an jeder Ecke und freut sich über die stillen, freundschaftlichen Gesten. Verschwunden ist auch das Gefühl "nur" einen "Walking-Simulator" zu spielen. Death Stranding 2 ist vollgepackt mit Inhalten, einem äusserst motivierenden Gameplay-Loop und interessanten, oft überraschenden Upgrades, Features und Funktionen, die quasi nach jeder Lieferung auf unseren Porter warten. Dass die Cutscenes mit bekannten Hollywood-Grössen absolut meisterlich inszeniert und in Fülle vorhanden sind, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Death Stranding 2 ist ein Füllbecken an frischen, kreativen und absolut schrägen Ideen (im positiven Sinne) und somit so ziemlich das genaue Gegenteil vom Einheitsbrei aktueller Grossproduktionen. Absolut empfehlenswert!

Death Stranding 2 ist exklusiv für PlayStation 5 erschienen. Das Test-Muster stammt von Sony Interactive Entertainment, wofür wir uns herzlich bedanken!

















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