The(G)net Review: Formula Legends
- Simon Martella
- vor 3 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
Ich habe Formula Legends von 3DClouds jetzt eine ganze Weile auf der PS5 gespielt und komme zu dem Schluss, dass es ein Rennspiel ist, das mit Stil und Idee punktet, aber eben auch seine Schwachstellen hat.

Die Grundidee, durch verschiedene Epochen des Motorsports zu fahren, macht richtig Spass. Man merkt beim Fahren sofort, dass ein Auto aus den Sechzigern ganz anders reagiert als ein moderner Wagen. Das gibt dem Spiel Charakter und sorgt dafür, dass man immer wieder Lust hat, eine andere Epoche auszuprobieren.

Die Grafik passt dazu. Sie ist nicht realistisch im klassischen Sinn, sondern charmant und leicht verspielt, gleichzeitig aber detailverliebt genug, damit Autos und Strecken glaubwürdig wirken. Fahre ich ein Auto aus den Sechzigern, ist auch die Strecke wie in den Sechzigern aufgebaut. Besonders die Retro-Filter und die Aufmachung der alten Fahrzeuge haben ihren eigenen Reiz.

Lizenzen gibt es keine, was gleich zu Beginn klar gesagt wird. Sollten Namen oder Teams zufällig an echte Vorbilder erinnern, sei das nicht beabsichtigt. Formel-1-Fans sehen die Anspielungen trotzdem sofort. DRS heisst hier WRS, ein Fahrer heisst Nick Mandles statt Nigel Mansell, aus Nick Heidfeld wurde Mick Hardfeld und als Reifenpartner tritt Firebridge auf. Solche Details sind witzig und zeigen, dass die Entwickler bewusst mit diesen Parallelen spielen.

Beim Gameplay fühlt man den Versuch, einen Mittelweg zwischen Arcade und Simulation zu gehen. Es gibt Reifenverschleiss, Boxenstopps und Benzinmanagement, was dem Spiel Tiefe gibt, aber gleichzeitig ist es simpel genug, dass man nicht stundenlang in Menus hängen bleibt. Die Menus sind sowieso sehr reduziert und Anpassungen nur rudimentär möglich, was hier aber gut passt. Für Einsteiger ist es dadurch leicht zugänglich, und trotzdem spricht es Spieler an, die etwas mehr Tiefe wollen. Preislich bewegt sich Formula Legends im fairen Rahmen. Es gibt kein Pay-to-Win und keine dreisten Zusatzkäufe. Man hat wirklich das Gefühl, hier ein vollständiges Paket zu bekommen.

Ganz ohne Kritik geht es aber nicht. Das Handling schwankt und fühlt sich nicht immer konsequent an. Eine Kurve fährt sich butterweich, in der nächsten reagiert das Auto plötzlich überempfindlich, ohne dass man etwas anders gemacht hätte. Das reisst einen aus dem Flow. Am meisten enttäuscht mich aber das Fehlen eines Multiplayers. Gerade bei Rennspielen lebt der Reiz davon, gegen Freunde anzutreten oder online Druck zu spüren. Dass das komplett fehlt, nimmt dem Spiel auf Dauer viel Motivation.

Auch das Freischalten von Inhalten kann nerven. Klar, es motiviert ein Stück weit, aber manchmal will man einfach sofort alle Autos und Strecken ausprobieren. Stattdessen steht man vor einer Schranke. Dazu kommt die schwankende KI. Mal drücken die Gegner dich aggressiv von der Strecke, dann fahren sie wieder so, als wären sie im Halbschlaf. Zusammen mit den wechselhaften Reaktionen beim Fahrgefühl wirkt das einfach nicht rund. Überraschend fand ich ausserdem, dass es selbst auf dem leichtesten Modus schon eine grosse Herausforderung war. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Neben den genannten Punkten gibt es noch ein paar Dinge, die erwähnenswert sind. Formula Legends bietet mehrere Spielmodi wie Quick Race, Time Attack und einen Championship Mode. Ausserdem gibt es einen Showroom und sogar einen Fotomodus, mit dem man die Autos inszenieren kann. Das bringt zwar keine spielerische Tiefe, ist aber ein nettes Extra. Insgesamt gibt es über 30 Streckenvarianten, verteilt auf mehrere Jahrzehnte, dazu eine ordentliche Auswahl an Fahrzeugen pro Epoche. Das sorgt anfangs für viel Abwechslung, auch wenn sich später einige Layouts wiederholen.

Die Technik ist nicht perfekt. Teilweise hatte ich Grafikproblemen wie ploppende Texturen oder spät ladende Objekte. Ausserdem gab es ab und zu Bugs beim Sound. So zum Beispiel waren Motorengeräusche plötzlich ausgefallen. Das reisst einen genauso raus wie das schwankende Handling. Im Grunde fand ich aber den Sound ok, nicht weltbewegendes, aber auch nicht schlecht.

Die Wettereffekte sind zwar vorhanden, aber nicht immer überzeugend. Fährt man im Regen, sieht es optisch nett aus, aber das Fahrverhalten spiegelt die Bedingungen nicht konsequent wider. Reifenwahl oder Aquaplaning fühlen sich nicht so realistisch an, wie man es erwarten würde.
Fazit:
Am Ende bleibt ein Spiel, das viel Charme hat, und vor allem über Nostalgie und seine Idee funktioniert. Wer eine Hardcore-Simulation sucht, wird hier nicht glücklich, aber wer Lust auf eine verspielte und trotzdem respektvolle Hommage an die Geschichte des Rennsports hat, bekommt etwas geboten. Ich hatte meinen Spass, auch wenn ich mir fürs nächste Mal klar ein besseres Handling und einen Multiplayer Modus wünsche. Für mich ist Formula Legends ein solider Titel, kein Muss, aber einer, den man sich als Racing-Fan anschauen sollte.

Formula Legends ist als Download für PS5, Xbox Series X|S, Nintendo Switch und den PC erschienen. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestet. Das Test-Muster stammt von 3DClouds, wofür wir uns herzlich bedanken!
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