Als die Power Rangers 1993 erstmals ausgestrahlt wurden, war ich eigentlich schon ein bisschen zu alt für den Hype. Ich mochte den B-Movie Kitsch, die Kampfszenen und die übertriebene Art, die so "herrlich japanisch" rüber kam. Verfolgt hab ich das Ganze aber nur aus den Augenwinkeln. Einem guten 2D Beat'em Up bin ich hingegen nie abgeneigt.

Mighty Morphin Power Ranger: Rita's Rewind versucht Kapital aus dem anhaltenden 2D Beat'em Up-Hype zu schlagen, der 2020 mit Streets of Rage 4 angestossen wurde und mit Teenage Mutant Ninja Turtles: Shredder's Revenge aus dem Jahr 2022 seinen Höhepunkt fand. Während sich Shredder's Revenge mit seinen flotten Kämpfen sicherlich ausgefeilter anfühlt, ist Rita's Rewind kein schlechter Vertreter und kann sich mit einigen cleveren Designentscheidungen und abwechslungsreichem Gameplay mit den Besten des Genres messen.

Die Power Rangers müssen sich in 15 Stages gleich mit zwei Ritas und ihrer Putty-Armee sowie den Krähen aus dem Film „Mighty Morphin Power Rangers“ auseinandersetzen. Rita reist mit Hilfe von Kristallen in der Zeit zurück, verbündet sich mit der alten Rita von damals und versucht nun die Entstehung der Power Rangers zu verhindern. Die Levels sind in Episoden unterteilt, die wie üblich jeweils mit einem Boss enden. Da sind viele bekannte Gesichter dabei und bei einigen davon, z.B. Goldar oder Crabby Cabbie müssen sich die Teenager auch mal aufs Motorrad schwingen oder zum Megazord werden, um Gerechtigkeit walten zu lassen.

Diese speziellen Abschnitte bzw. Boss-Fights bringen Abwechslung zum traditionellen, sidescrolling Geprügel. Die Pseudo 3D-Level werden mit Scaling-Effekten inszeniert, die an SEGA's Arcade Klassiker wie Out Run erinnern und sich fast wie ein Rennspiel der alten Schule anfühlt.
Zu den Standard-Schlägen und -Tritten gesellen sich Grabs, Würfe und natürlich Specials, die aber erst aufgeladen werden müssen. Schade ist, dass man beim Bildschirmtod die aufgeladene Power-Leiste verliert und wieder bei Null anfangen muss. Das gleiche gilt für die Verwandlung in Zord-Form. Als Zord dürfen wir explosive Geschosse abfeuern, die durch eine Vielzahl von Pickups verbessert und verändert werden.

Als Mighty Megazord nehmen wir an Kämpfen teil, die entfernt an Punch-Out erinnern, ebenfalls in Pseudo 3D. Hier laden wir duch geschicktes Ausweichen und Austeilen die Schwertanzeige auf und entfesseln am Ende einen ultimativen Angriff, der den Kampf sofort zu unseren Gunsten entscheidet. Dies Boss-Fights sind ein Genuss und machen Rita's Rewind zu etwas besonderem.
Der Kampf mit dem Ranger unserer Wahl ist gewohnt eher einfach, hat aber ordentliche Tiefe, auch wenn ich mir wünschte, dass jeder Ranger einzigartige Kombos und Special-Moves hätte. Das ist leider nicht der Fall. Alle spielen sich exakt gleich und unterscheiden, abgesehen von leicht veränderten Animationen, höchstens in Sachen Stärke und Geschwindigkeit.

Gelegentlich muss ein Zeitkristall zerstört werden. Schaffen wir das nicht in vorgegebener Zeit, wird zurückgespult und wir dürfen einen neuen Anlauf nehmen. Die Idee ist zwar interessant, aber selten mehr als nur ein oberflächliches Gimmick, der den Titel des Spiels (Rita's Rewind) widerspiegeln soll. Schliesslich wollen die Bösewichte die Zeit zurückdrehen und Geschehenes ungeschehen machen.
Der Schwierigkeitsgrad ist happig. Selbst auf Stufe "Easy" brauchte ich öfters mehrere Anläufe um ein Level zu beenden. Etwas einfacher wärs im KoOp-Modus. Spielen wir mit Freunden, dürfen gefallene Ranger wiederbelebt werden.

Power Rangers: Rita's Rewind sieht erstklassig aus und schafft mit optionalen Filtern ein gelungenes "Röhren-Bild" mit Scanlines und allem, was sich der Retro-Fan so wünscht. Die optische Qualität eines Shredder's Revenge wird zwar nicht ganz erreicht, aber ich fand die Grafik wirklich sehr gelungen. Während die visuelle Präsentation grundsolide ist, kann man das vom Sound nicht unbedingt behaupten. Treffer lassen ein bisschen "Bums" vermissen und der Soundtrack kann nerven, weil die Levels ziemlich lang sind. Die Sprachausgabe beschränkt sich auf wenige Sätze, die dann auch noch viel zu oft wiederholt werden. In den Cutscenes kommt gar nur Text zum Einsatz, um die Story voranzutreiben.

Wie erwähnt bietet Rita's Rewind einen KoOp-Modus für bis zu 5 Spieler. Wer das Spiel beendet, was etwa 1.5 Stunden dauert, schaltet noch den Green Ranger frei. Aber auch der spielt sich leider exakt gleich wie seine Freunde. Ein Online-Koop-Modus ist geplant, war zum Zeitpunkt des Tests aber noch nicht bereit. Dieser soll nur zwei Spieler unterstützen, wie die Entwickler mitteilten.
Während das Spiel sicherlich auf ein nächstes Abenteuer hinsteuert, überbrückt Ritas Rewind den Grossteil des Weges der Originalserie bis zur Konfrontation der Rangers mit Tommy und seiner späteren Aufnahme in die Gruppe.
Fazit:
Neben der äusserst hübschen Präsentation machen vor allem die eingesträuten Pseudo 3D Levels Rita's Rewind zu etwas besonderem. Ich hätte mir gewünscht, dass sich die einzelnen Ranger unterschiedlicher spielen und dass die Musik und die Sprüche nicht ganz so nervig wären. Die Levels hätten auch etwas kürzer ausfallen dürfen, denn der Schwierigkeitsgrad ist ziemlich happig! Oft bin ich nach 10 Minuten am Ende eines Abschnitts gestorben und durfte ganz von vorne anfangen. Ein Problem, dass im KoOp-Modus mit dem Revive Feature aber nicht ganz so schwer ins Gewicht fällt. Trotzdem; Beat'em Up Fans und Kinder der 90er Jahre holen sich mit Power Rangers: Rita's Rewind eine gesunde Portion Retro-Dopamin ins Haus.

Mighty Morphin Power Rangers: Rita's Rewind ist digital für Nintendo Switch, PlayStation 4 und 5, Xbox One und Series X|S sowie PC erschienen. Wir haben das Spiel auf der Xbox Series X getestet. Das Test-Muster stammt von Digital Eclipse, wofür wir uns herzlich bedanken!

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