Heutzutage ist es ja fast schon eine Tradition, dass bei grossen Filmprojekten gleichzeitig auch ein Spiel dazu erscheint, leider häufig zu Lasten der Qualität. Ob dies auch bei der neuesten Zusammenarbeit von Dreamworks und Torus Games der Fall ist, haben wir uns mal angeschaut. Rise, Guardians, Rise!
Kaum wird das Spiel gestartet, kommt man in ein dezent, aber sehr schön animiertes Menü. Torus Games hat hier gute Arbeit geleistet, denn alles wurde auf das Wesentliche reduziert und ist schlicht und übersichtlich. Die Story beginnt dann jedoch mit einer abstrahierten 2D Animation, die weder zur Filmgrafik noch zur Spielgrafik passt. Dies wirkt umso mehr komisch, da gerade nach der Story ein High-End Screenshot aus dem Film gezeigt wird. Leider ist dies auch schon alles was man aus dem Film jemals zu sehen bekommt. Aber gehen wir zuerst einmal zur Story.
Die vier Wächter (der Weihnachtsmann, der Osterhase, der Sandmann und die Zahnfee) werden von dem „Schwarzen Mann“ aus den Köpfen der Kinder verdrängt. Nun müssen die Kinder von den albtraumhaften Gestalten des Mannes befreien und sich so den Glauben der Kinder sichern. Um diese Aufgabe zu bewältigen, suchen sie Jack Frost auf und laden ihn ein, sich ihnen anzuschliessen.
Und damit ziehen die fünf Wächter in einen Kampf gegen den Fiesling, um die Welt komplett von ihm zu befreien. Gestartet wird in der Welt von Jack, einer verschneiten Stadt. Die Steuerung wird unterwegs erklärt, allerdings etwas dürftig. Verpasst man etwas, muss man es im Pausenmenü nachschlagen, wobei nicht alle Attacken beschrieben sind. Da ist einfach ausprobieren angesagt.
Der Spieler übernimmt nun die Rolle einer der fünf Wächter. Diese Wahl ist jedoch nicht fix, sondern per Knopfdruck kann man blitzschnell und auch im Kampf zwischen den einzelnen Charakteren wechseln. Mit dem aktuellen Charakter kann der Spieler herumlaufen, angreifen, blocken oder Spezialangriffe ausführen, während die anderen vier Charakteren von künstlichen Intelligenzen gesteuert werden. Diese funktionieren grösstenteils gut und folgen dem Spieler, sobald er sich entfernt. Bleibt einer dieser computergesteuerten Charakteren dann mal hängen, oder er bleibt zuweit zurück, teleportiert er sich automatisch zum Spieler. Man kann sich also in aller Ruhe auf den aktuellen Charakter konzentrieren.
Der Spieler kann dann die fünf Spielwelten frei erkunden, mit den anderen vier Helden im Schlepptau. Wobei das Erkunden häufig von Gegnern unterbrochen wird und man die meiste Zeit im Kampf verbringt.
Das Kampfsystem basiert auf einem Basisangriff und Spezialangriffen, wobei letztere mit steigender Spielerstufe freigegeben werden. Diese brauchen zudem Energie. Das führt leider dazu, dass man den Grossteil der Zeit den Standardangriff verwendet. Das Spiel verkommt zu einem Button-Mashing. Schade. Aber immerhin sehen selbst die Standartangriffe schon ziemlich spektakulär aus. Da jeder Charakter eine eigene Farbe besitzt, bedeutet das aber, dass die Übersicht vor lauter Angriffseffekte schnell mal verloren geht. Da ist man dann schon froh, dass beim Angriff automatisch nachgeholfen und auf den nächsten Gegner gezielt wird. Besonders als Fernkämpfer wäre man sonst schnell aufgeschmissen.
Neben dem normalen Kampf gibt es noch drei unterschiedliche kleinere Kampfmissionen, wie zum Beispiel einen Freund für eine definierte Zeit vor einem Schwarm Gegner schützen. Aber leider laufen auch diese drei Modi auf das gleiche hinaus wie normale Kämpfe: Auf den Gegner zielen und den Knopf möglichst schnell drücken.
Bereits nach einer halben Stunde ist klar, dass das Gameplay recht monoton wird. Es gibt zwar zwölf Gegnertypen, jedoch unterscheiden sich diese kaum in der Spielmechanik. Zudem kämpft man gegen alle Typen vom Anfang an; es gibt damit kaum eine Steigerung im Spielverlauf. Grob gesagt: Was man in der ersten halben Stunde macht, macht man für den Rest des Spiels. Einzige Abwechslung bieten da die Grafik und Musik, welche wenigstens in jedem der fünf Länder unterschiedlich sind.
Von den fünf Wächtern sind drei Nahkämpfer und zwei Fernkämpfer. Ausserdem hat jeder Held drei Spezialattacken, die sich von Charakter zu Charakter unterscheiden. Die Statuswerte und Ausrüstungsmöglichkeiten sind bei allen identisch. Will man die Spezialattacke eines bestimmten Charakters benützen, kann man diesen rasch auswählen und seine Attacke gebrauchen. Es spielt also keine Rolle, ob man ständig die Charaktere wechselt oder fast ausschliesslich mit seinem Lieblingscharakter spielt.
Grafisch ist das Spiel gelungen. Jedes der fünf Länder (jeweils eines für jeden Wächter) sieht anders aus und hat auch ein anderes Grundthema. Es macht Spass, die Landschaft zu betrachen, und das Erkunden wird nicht monoton oder langweilig. Schaut man jedoch genauer hin, fällt auf, dass einige Details grob gemacht sind, wie zum Beispiel scharfe Übergänge von Schnee zu Strassen oder fehlende Fussspuren.
Die Cutscenes sehen, wie bereits angesprochen, recht billig aus. Der Grafikstil passt nur halb zum Spiel und die Animation ist spärlich. Zudem werden einige Cutscenes mehrfach gebraucht. Immerhin kann man diese überspringen, und deshalb drücken wir da mal ein Auge zu.
Die Musik passt jeweils gut zu den Ländern. Leider bekommt man das Gefühl, dass jedes Land nur ein Musikstück hat und so wird es schnell repetitiv. Die Schrittgeräusche sind unangenehm und bereits nach kürzester Zeit störend. Ebenfalls gibts es nur wenige unterschiedliche Aussagen der Helden, sodass man mehrfach die gleichen Sprüche hört. Hier bekommt man eindeutig das Gefühl, dass beim Sound gespart worden ist.
Fazit:
Rise of the Guardians ist ein schön designtes und actionreiches Spiel, das mit einer farbenfrohen Grafik viele Fans des Films ansprechen dürfte. Leider ist das Gameplay trotz der gelungenen Helden sehr repetitiv und mit einer Spielzeit von ungefähr fünf Stunden sehr kurz. Die Musik hört sich recht reduziert an und zusammen mit den Cutscenes bleibt der Eindruck zurück, als wäre hier viel Geld gespart worden. Schade, denn sowohl von der Story als auch vom Grafikstil her hätte das Spiel Potential zu viel mehr.
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