The(G)net Review: S.T.A.L.K.E.R. 2 - Heart of Chornobyl (PS5)
- Stephan Eggenberger
- vor 2 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 20 Minuten
Lange sah es nicht gut aus für die S.T.A.L.K.E.R-Fortsetzung. Das ukrainische Entwicklerstudio GSC Game World hatte wegen dem ausgebrochenem Krieg mit diversen unschönen Rückschlägen und Hindernissen zu kämpfen. Vor einem Jahr stand endlich der Release für Xbox und den PC bevor. Leider hatte das Game aber noch mit vielen Bugs zu kämpfen, weswegen wir damals auf einen Testbericht verzichteten.

Ein Jahr später steht nun die Fassung für die aktuellen PS5-Modelle zur Verfügung. Die kommt mit einem weiteren, grossen Update voller Verbesserungen. Ist es nun endlich das Spiel, auf das sich viele Fans gefreut haben?

Wie bereits seine Vorgänger spielt S.T.A.L.K.E.R 2 - Heart of Chornobyl wieder im Umfeld des explodierten Kernkraftwerkes in Tschernobyl. Als Stalker "Skif" machen wir uns mit einem rätselhaften Artefakt, das zufällig in unserem Wäschekorb gelandet ist, auf den Weg in die Zone. Dank einem Scanner können wir das Artefakt an Standorten mit Anomalien wieder aufladen. Aber es kommt wie es kommen muss. Skif wird von Söldnern überfallen und der Scanner entwendet. Mit Müh und Not schleppen wir uns in eine nahegelegene Siedlung, wo uns ausnahmsweise niemand gleich töten will. Doch auch dort ist die Luft eher dünn. Einwohner und Militär sind nicht gut aufeinander zu sprechen.

Hier zeigt sich die grosse Stärke des Spiels: Die enorme Handlungsfreiheit. Wir entscheiden selber, wem wir helfen und mit wem wir uns anlegen. Konsequenzen sind auf jeden Fall vorprogrammiert. Denn wir können es nicht allen recht machen und der nächste Konflikt ist unausweichlich. Probleme gibt es jede Menge, sowie allerlei Gefahren hinter jeder Ecke.

Auf dem Weg zu einer Mission kann es schnell passieren, dass wir in die Auseinandersetzungen verfeindeter Fraktionen geraten, von mutierten Monstern angegriffen werden oder die Strahlung uns zu schaffen macht. Zu viele Gegenstände im Gepäck verlangsamen uns und Nahrung sollten wir auch regelmässig zu uns nehmen. Es lohnt sich also immer Lebensmittel, Strahlen-Medikamente, Medipacks und - für die Ausdauerleiste - Energydrinks im Gepäck zu haben.

Aus Platzmangel im Inventar sollte man auch überlegen, ob man eine gefundene Waffe mitnimmt oder nur deren Munition. Beides ist möglich. Grundsätzlich können wir uns sowieso nicht immer auf die Schiesseisen verlassen. Diese sind meistens in keinem guten Zustand und nutzen sich in Schusswechseln sogar weiter ab. Eine Ladehemmung inmitten einer Schiesserei kann somit fatale Konsequenzen haben. Je nach Schwierigkeitsgrad sollte man oft die Schnellspeicherfunktion nutzen, bevor man wieder tot im Gras liegt und viel Zeit verliert.

Skif hat sich zur Hauptaufgabe gemacht, den gestohlenen Scanner zu finden, aber es gibt verschiedenste Haupt- und Nebenquests, die uns in der Story weiterbringen und uns mit Land und Leuten vertraut machen. Alle Infos sowie eine Karte finden wir in unserem PDA. Durch das Erledigen von verschiedensten Aufträgen bekommen wir Zugang zu besserer Ausrüstung und Waffen oder finden Artefakte, die unsere Werte verbessern (oder auch mal verschlechtern). Auch hier müssen wir selber entscheiden, was wir davon verwenden oder lieber liegen lassen. Ein richtiges RPG ist S.T.A.L.K.E.R 2 deshalb jedoch noch nicht.

Die Zone ist frei erkundbar und lädt zum Entdecken von zerfallenen Gebäuden und Industrieanlagen ein, alles in einer schönen Endzeit-Atmosphäre. Blätter wirbeln im Wind und Blitze schlagen unmittelbar vor uns ein. Wer es noch realistischer mag, sollte die Sprache von Englisch auf Ukrainisch umstellen. Ich hätte ich mir wirklich einige Schnellreisepunkte gewünscht, da sich die Spielzeit mit dem zum Teil zähen Gameplay und den vielen Laufwegen unnötig in die Länge zieht.

Zum Erstrelease im letzten Jahr hatte das Game vor allem mit Performanceproblemen und Game Breaking Bugs zu kämpfen. Letzteres ist natürlich besonders ärgerlich. Dank dem aktuellen Mega-Update 1.7 kann ich jetzt Entwarnung geben. Zwar gibt es immer noch ein paar technische Unstimmigkeiten, aber es hat sich doch Einiges getan und es lässt sich nun einwandfrei spielen. PS5-User profitieren von den Funktionen ihres DualSense-Controllers, der zum Beispiel akustisch als Messgerät für Strahlung und Artefakte funktioniert, ebenso für Funksprüche, die reinkommen. Natürlich wird auch das haptische Feedback ins Gameplay integriert.

Die Spielwelt wurde mit zusätzlichen Animationen, Wetterszenarien und Anomalien ausgestattet. Alle Spieler, die es lieber Hart als Zart oder noch Härter mögen, können sich am neuen Schwierigkeitsgrad "Meister" versuchen. Hier ist die Schnellspeicher-Funktion passé. Das Spiel speichert nur an wenigen, vorgegebenen Punkten. Gegner und Natur sind rücksichtsloser, selber kann man dafür (noch) weniger einstecken und dass noch weniger Ressourcen in der Spielwelt zu finden sind, erklärt sich von selbst.
Fazit:
Tatsächlich möchte ich persönlich mal eine echte Abenteuerreise nach Tschernobyl wagen. Nachdem ich nun S.T.A.L.K.E.R. 2 gespielt habe, würde mir dieser Ausflug wohl wie ein Wellnessurlaub vorkommen. Während die Tutorialmission noch angenehm friedlich verlief, wurde ich schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Und das, obwohl ich auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad gestartet bin. Nichtsahnend geriet ich in Auseinandersetzungen zwischen Militär und Söldner, wurde auf der Flucht von mutieren Hunden verfolgt und landete blindlinks in einer Anomalie, die mich in Stücke riss. Die Nacht ist so dunkel, dass ich trotz Taschenlampe kaum 2 Meter weit sehen kann. Dafür treffen mich Gegner, die gefühlt meilenweit entfernt lauern, ohne Probleme. Durch Strahlung und Absperrungen bin ich gezwungen weite Umwege zu gehen, immer mit der Angst vor der nächsten todbringenden Gefahr im Nacken. Aber genau das ist wohl die Essenz eines Survival-Shooters. So verging viel Zeit, bis ich mich an die raue Art der Zone gewöhnt hatte. Jeder Schuss soll wohlüberlegt sein, ebenso das Haushalten mit Ressourcen. Fans der Vorgänger werden sich sofort wie zu Hause fühlen, denn viel hat sich nicht geändert, abgesehen von der Grafik (vor allem auf der PS5 Pro) und der technischen Unterstützung der Sony-Hardware. Unabhängig von den widrigen Umständen, in denen das Spiel entstanden ist, muss man den Entwicklern hoch anrechnen, dass sie sich ordentlich ins Zeug gelegt haben, damit das Spiel nun so spielbar ist, wie es schon zum Xbox-Release vor einem Jahr hätte sein sollen.

S.T.A.L.K.E.R 2 - Heart of Chornobyl ist für PC, PS5 und Xbox Series X|S erhältlich. Wir haben uns das Spiel auf der PS5 Pro angesehen. Das Test-Muster stammt von GSC Game World, wofür wir uns herzlich bedanken!







