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The(G)net Review: Shadow Warrior 3

Vor «Open-World» und «Games as a Service» gab es mal eine Zeit, in der Videospiele fast ausschliesslich lineare, actiongeladene Erlebnisse waren. Erst kürzlich habe ich mich darüber ausgelassen, wie sehr ich mir Spiele der Gattung "kurz und knackig" zurückwünsche und siehe da, Shadow Warrior 3 schlägt genau in diese Kerbe. Hossa-Ho!


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Lo Wang ist wieder da, und er hat so gut wie nichts von seiner Persönlichkeit verloren. Noch immer ist er ein kompletter Vollidiot, der zuerst schiesst und dann frägt und noch immer kommentiert er fast jede Situation mit seinem meist kindischen und nicht selten sexistischen Humor. Wer mit solchen schlagwortreichen Spässchen, die von Fremdschämen bis unter die Gürtellinie reichen, nichts anzufangen weiss, wird viel vom einzigartigen Scharm verpassen, für den die Shadow Warrior Serie seit Anbeginn steht. Fans fühlen sich hingegen gleich zuhause und selbstverständlich puddelwohl. Wenn Wang mal keine blöden Witze reisst, singt er seine eigene Parodie eines bekannten Pophits, wirft mit Anspielungen auf die Popkultur um sich und durchbricht – ähnlich wie Kollege Dead Pool – gerne auch mal die sogenannte vierte Wand.


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Dank seines übergrossen Egos hat man absolut keine Angst, sich direkt in die nicht enden wollende Flut dämonischer Feinde zu stürzen. Da kann selbst der Doom-Guy nur mit dem Kopf nicken. Apropos: In Anlehnung an den Doom Reboot von 2016 sind die Fights mit Schwert- und Schusswaffen hier ebenso schnell und brutal. Wang kämpft wie sein offensichtliches Vorbild mit rücksichtsloser Hingabe und selbst die Risk-Reward Mechanik mit der Lebensenergie stammt direkt aus id Software’s Vorzeigeballerei.


Die Geschichte von Shadow Warrior 3 schliesst direkt an den zweiten Teil an. Wir erinnern uns: Wang gelangt es mehr oder weniger unfreiwillig, einen riesigen Drachen auf die Welt loszulassen. Nachdem dieser unkontrolliert alles verwüstet, wird der Wunsch, eben jenen in mundgerechte Sashimi Scheiben zu zerlegen, zum Hauptantrieb des neuen Abenteuers. Begleitet werden wir dabei von einigen bekannten und ein paar neuen Verbündeten. Klar, die Story gewinnt keinen Blumenstrauss, aber deswegen sind wir ja nicht hier. Die Hauptrolle spielt ganz klar die rasante Action.


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Im Vergleich zum Vorgänger hat Shadow Warrior 3 gezielt abgespeckt. Das Motto: Weniger ist mehr. Viele nervige Elemente, wie das unnötige Überangebot an Waffen, verkorkste Upgrades und seltsam wertlose Beute im Übermass, gehören der Vergangenheit an. Diesmal wird unser Katana von gerade mal sechs Waffen begleitet, darunter ein Revolver, die obligatorische Schrotflinte, ein Granatwerfer und ein paar neue und ziemlich coole Spielzeuge, die ich euch hier nicht spoilern will.


Jede Waffe kann mit gefundenen Orbs bis zu dreimal aufgewertet werden, worauf jeweils drei neue Fähigkeiten freigeschalten werden. Simpel, elegant, stilvoll. Wang kann sich sogar mit einer Schockwelle aus der Hand wehren und damit entfernte Gegner über Klippen stossen oder seinen Wurfhaken im Kampf einsetzen. Und dann sind da noch die vielen fragwürdig platzierten, explosiven Fässer. Summa Summarum ist für ausreichend Taktik und Chaos auf dem Shooter-Schlachtfeld gesorgt.


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Die beste Neuerung sind allerdings die "Gore"-Waffen. Getötete Fieslinge lassen neben Munition und Lebensenergie eine dritte Komponente fallen, die unsere 3-stufige Finisher-Leiste auflädt. Ist die gefüllt, und haben wir einen Finisher erfolgreich eingesetzt, dürfen wir die Dämonenbrut eine Zeitlang mit einer grotesken Spezial-Waffe malträtieren und regelrecht in ihre Einzelteile zerlegen. Herrlich übertrieben und infolgedessen ziemlich gut für den einen oder anderen Lacher. Standard-Dämonen verbrauchen dabei eine, grosse zwei und extra Dicken Brocken drei Zellen der Finisher-Leiste. Gore-Waffen halten allerdings nur für einen kurzen Moment, aber in dieser Zeit richten wir eine Menge Schaden an. Das kann uns oft das Leben retten, denn vielerorts wird man von der Masse an Gegnern einfach nur erschlagen. Praktisch, dass es überall in den Levels verteilte Fallen gibt, die uns die Hatz ein wenig vereinfachen.


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Sind wir gerade nicht mit hektischem Ballern und Schlitzen beschäftigt, huschen wir im Parcour-Stil zum nächsten Kampfschauplatz. Dabei kommen jede Menge Klettereinlagen, Doppelsprünge, Wallruns, Rutscher und das Schwingen am Wurfhaken zum Einsatz. Diese ruhigen Momente nutzt Entwickler Flying Wild Hog, um die Geschichte voran zu treiben und die Beziehungen zwischen den Charakteren zu vertiefen. Nach 6 bis 8 Stunden ist Lo Wangs blutrünstiger Ausflug dann auch bereits wieder zu Ende, entlässt den Baller-Fan aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht.


Technisch gibt's übrigens nichts zu meckern. Das Spiel lief auf unserer Xbox Series X butterweich, gefiel mit optisch sehr gut, die Steuerung flutscht und die Sound-Effekte knallen richtig schön rein. Passt!



Fazit:

Von Shadow Warrior 2, mit seinen Service-Game Allüren, war ich damals nicht sonderlich angetan. Shadow Warrior 3 hingegen ist ein unverfälschter, simpler und ehrlicher Slasher-Shooter der alten Schule, der das Adrenalin in halsbrecherischem Tempo in die Höhe treibt und mir keine Verschnaufpause gönnt. Besser! Ähnlich wie beim direkten Verwandten Doom steht hier schnelles und präzises Meucheln einer grotesken und scheinbar endlosen Dämonen-Armee auf dem Speiseplan. Manchmal ist zwar dermassen viel los, dass ich in der Hektik nicht wirklich weiss, wo oben und unten ist und durch wessen Eingeweide ich mich da gerade schneide aber hey, zumindest wird es so nie langweilig. Praktisch im Minutentakt werden mir neue Feinde oder ein Waffenupgrade aufgetischt, so dass ich stets das Gefühl habe, etwas Neues zu entdecken. Ausserdem gibt es in den Kämpfen viele Herausforderungen, die mich mit zusätzlichen Upgrade-Kugeln belohnen und dazu bringen, auf eine Art und Weise zu spielen, an die ich sonst vielleicht nicht gedacht hätte. Wenn ihr die Nase voll habt von zeitfressenden, überladenen Spielen mit riesigen Welten und ihr euch nach einem Shooter mit Old-School Vibes sehnt, einen, der euch keine unnötigen Steine in den Weg legt, euch zum Lachen bringt und eure kostbare Zeit nicht mit belanglosem Füllmaterial verschwendet, dann dürftet ihr mit Shadow Warrior 3 eine gute Zeit haben. Irgendwie schade, dass die Sause bereits nach 6 Stunden schon wieder vorbei ist.



Wir haben Shadow Warrior 3 auf Xbox Series X getestet. Das Spiel ist auch für PS5, PS4, Xbox One und PC erhältlich - allerdings bisher nur rein digital. Playstation Now Mitglieder können sich das Spiel kostenlos downloaden. Das Test-Muster stammt von den Samurais bei Devolver Digital, wofür wir uns herzlich bedanken!



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