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The(G)net Review: Temtem

Autorenbild: Fabrice HenzFabrice Henz

Schnapp sie dir alle! Ganz genau, es ist wieder Zeit, um Temtem zu fangen. Wie alle anderen möchtet ihr doch auch ein Temtem-Bändiger werden, oder? Sie trainieren, gegen andere Bändiger antreten, die Dojomeister besiegen und der Allerbeste werden, wie keiner je zuvor. Nach längerer Zeit als Early Access Titel, hat Temtem die Version 1.0 erreicht. Auf der Xbox haben wir uns in diesen MMO-Pokémon Klon gestürzt.



Es ist fast schon unverschämt, wie offensichtlich die Entwickler von der berühmten Pokémon-Franchise kopiert haben. Geschichte und Setup sind eigentlich 1 zu 1 übernommen. Als junger Bändiger in spe bekommt man von einem Professor sein erstes Nicht-Taschenmonster. Dazu noch ein bisschen Taschengeld von Mama und eine Tasche voller Standarditems für die lange Reise, die bevorsteht. Ebenfalls gleich wie im Quellenmaterial ist, dass die Story hauptsächlich ein Aufhänger und Rahmen für den Spielverlauf darstellt. Selbst für Kinder und Junggebliebene bietet die Geschichte nicht viel.



Ich habe zwar selber schon die Vergleiche mit Nintendos Cashcow satt, leider komme ich um sie nicht herum. Denn spielerisch sind die Gemeinsamkeiten ähnlich offensichtlich, auch wenn es in vielen Schlüsselaspekten zum Glück auch Unterschiede gibt. Es stehen zwar jedem Monster wie gewohnt vier Moves zur Verfügung, diese sind jedoch nicht auf eine bestimmte Anzahl begrenzt. Stattdessen kosten sie unterschiedlich viel Ausdauer, wodurch nicht permanent nur die stärksten Angriffe gespamt werden können. Ist die Ausdauer nämlich leer, kann ein Move zwar noch ausgeführt werden, sinken die Ausdauerpunkte damit aber unter Null, erleidet der Angreifer selbst ordentlich Schaden.



Kämpfe finden hier, zumindest gegen andere Bändiger, immer zwei gegen zwei statt. Wie gewohnt hat jedes Temtem ein bzw. zwei Typen, was sie gegenüber Anderen mehr oder weniger Schaden zufügen bzw. einstecken lassen. Eine weitere Tabelle für alle Typen zu lernen (oder auf dem Smartphone bereit zu haben) ist nötig, denn die Fights haben es in sich. Mit Vorteilen zu kämpfen und gleichzeitig ein Team zu haben, das sich gegenseitig bufft, macht Kämpfe einfacher und erträglicher. Die Wege zwischen Dörfern und Städten sind nämlich wahrlich vollgestopft mit anderen NPCs, die alle auf Duelle aus sind. Jeder Pfad ist ein Spiessrutenlauf, der in kürzester Zeit die eigenen Ressourcen entleert. Glücklicherweise gibt es ein Item, dass sich immer wieder gratis auffüllen lässt, welches das ganze Team komplett wiederbeleben und heilen kann. Ausserdem trifft man regelmässig auf Leute, die einen Nebenaufgaben anbieten. In der Regel beschränken sich diese aber darauf, dass sie ein bestimmtes Monster wollen oder man ihnen etwas anderes bringt. Sie versorgen einen zwar mit bitter benötigten Ressourcen, fühlen sich aber hauptsächlich nach Zeitverschwendung und viel Backtracking an.



Es gibt viele kleine, aber sehr nützliche Verbesserungen und Neuerungen im Bereich der Lebensqualität. Viele davon sind hauptsächlich für das Hardcore-Publikum, weil sie erst im Endgame wirklich nützlich werden. Andere, wie die erwähnte Heilphiole, sind allgemein äusserst praktisch und enorm begrüssenswert. Temtem ist aber nicht nur ein einfacher Pokémon-Klon für PC, PlayStation und Xbox. Es ist nämlich gleichzeitig auch ein MMO. Zumindest jetzt im Releasezeitraum ist die Spielwelt voll mit anderen Spielern, die man jederzeit herausfordern kann. Zudem kann man sich im späteren Spielverlauf zu Gilden zusammenschliessen, um andere Gruppen im Kampf gegenüber zu treten oder man kann sich ein Haus kaufen und es nach eigenem Geschmack einrichten.



Inhaltlich wird viel geboten, neben dem Weg alle Dojomeister zu bezwingen und sie alle zu fangen. Leider ist nicht alles Gold was glänzt, denn Temtem tappt in einige Fallen des MMO-Genres. Ressourcen werden beispielsweise nur sehr langsam angehäuft, was besonders zu Spielbeginn nervig sein kann. Fangitems sind relativ günstig und sollten einem eigentlich nie ganz ausgehen. Ganz anders sieht es mit allen Arten von Heilitems aus, welche teuer und selten sind. Das bedeutet im Early Game viele Laufabschnitte hin und zurück zur nächstgelegenen Stadt, um dort das Team und die Phiole wieder aufzufrischen. Wie der Rest der MMO-Komponenten abschneiden, kann nur die Zukunft und die Grösse der Spielerbasis zeigen.



Aktuell gibt es insgesamt 164 Temtem, die man fangen, entwickeln, tauschen und züchten kann. Unglaublicherweise können sie sogar alle in der gleichen Version gesammelt werden. Wie Fortschrittlich! Es sind aber nur 14 mehr als man in der ersten Generation von Pokémon fangen konnte. Das bedeutet, dass die Anzahl der unterschiedlichen, wilden Temtem, denen man in jeder Region begegnet, ziemlich klein ist. Zieht man Evolutionen von dieser Liste ab, wird die Anzahl nur noch kleiner. Natürlich macht es Spass neue Arten zu entdecken, aber für die Grösse der Spielwelt und den Umfang des Spiels wird ganz klar zu wenig geboten. Über das Design der Kreaturen lässt sich streiten. Ob man sie für einfallslos und hässlich oder genial und wunderschön hält, ist Geschmackssache und für mich unmöglich zu beurteilen. Einige der kleinen Racker gefallen mir persönlich ganz gut und generell werden die Typen der Monster passend optisch umgesetzt.



Fazit:

Klon hin oder her: Temtem macht vieles richtig. Im Bereich des Gameplays gibt es genug kleine und sinnvolle Änderungen, wodurch es sich von seinem grossen Vorbild abheben kann. Die Kämpfe, das Sammeln und das Aufleveln können einen schnell einige Stunden kosten. Der MMO-Aspekt bringt besonders das Endgame noch mehr zum Scheinen und macht die Spielwelt lebendiger. Trotzdem gibt es viele grosse und kleine Kritikpunkte, wie die geringe Menge an Monster-Variation oder öde Aufgaben, welche Temtem davon abhalten, zu einem Klassiker zu werden. Wer nie Pokémon gespielt hat, dieses sehr spezifische Genre aber schon immer einmal ausprobieren wollte, findet hier aber wahrscheinlich trotzdem einen der besten Nicht-Nintendo Vertreter.



Temtem gibt's für PC, PlayStation 5, Xbox Series X und Nintendo Switch. Wir haben das Spiel auf einer Xbox Series X gespielt. Das Test-Muster stammt von Publisher Humble Games, wofür wir uns recht herzlich bedanken!


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