Rainbow Six Siege, ein Titel mit E-Sport Potenzial, der grossen Wert auf Taktik und Team-Play setzt. Spannung und Nervenkitzel ist garantiert. Vergleichbar mit einem Counter Strike, wobei dazu noch die Terroristen fehlen. Kann ein solcher Teamplay orientierter Titel im Umfeld von Call of Duty und Co. mithalten?
Als eingefleischter Battlefield Zocker liebe ich die Vielfalt, die ein Solches immer mit sich bringt. Grosse Schlachten, Fahrzeuge und Explosionen faszinieren mich und sorgen für lange anhaltenden Spielspass. Doch beschränkt sich das Taktische meist auf den Squad und ist zu sehr abhängig davon, was die anderen 28 Spieler im Team vorhaben. Ein Freund machte mich anno dazumal auf den Titel Counter Strike aufmerksam, wobei ich mich sofort in das taktische Vorgehen und auch in die Realitätsnähe verliebt habe. Jede Waffe und jeder Gegenstand hat seine spezifischen Eigenschaften und verhält sich auch dementsprechend. So kann man nicht mit jeder Waffe durch jeden Gegenstand schiessen. Doch da war das Problem mit der Maus und der Tastatur. Als eingefleischter Playstation Zocker, hat sich meine Hand-Augen Koordination auf das Pad kalibriert.
Umso grösser war meine Freude, als ich hörte, das Ubisoft einen Taktik Shooter “5 gegen 5“ veröffentlichen wird. Und es hält was es verspricht. Als kleiner Minuspunkt anzuführen ist, dass immer mehr Publisher auf den Multiplayer setzen und den Singleplayer nur noch als kleines Gadget mitliefern. Wobei in Rainbow Six Siege, “klein“ gar noch übertrieben ist. Ausser dem Spielmodus “Situationen“, der eigentlich nur dazu dient, dem Spieler die verschiedenen Operatoren und deren Funktionen beizubringen, ist dieser Modus nach einmaligem durchspielen nicht mehr interessant. Nicht vergessen darf man den Terrorist Hunt. Hierbei geht es darum, dass man zwischen 1-5 Personen im Koop gegen eine unbestimmte Anzahl an Terroristen vorgeht. Entweder als Verteidiger vier Wellen übersteht oder als Angreifer, der entweder zwei Bomben entschärft oder eine Geisel befreit. Die KI ist auf Normal nicht anders zu beschreiben als mit dem Wort doof. Auch wenn es auf der Schwierigkeitsstufe "Realistisch" etwas anstrengender wird, ist der geübte Taktik Shooter Gamer auch dann kaum gefordert. Jedoch eignet sich der Terrorist Hunt ziemlich gut, Erstspieler an den Titel heran zu führen und auch für diejenigen, die sogenannte Battlefield und COD Finger haben, sich das doch etwas andere Handling anzueignen.
In diesem Spiel wird Realismus und Taktik sehr gross geschrieben. Wie bei Counter Strike sind Wände nicht gleich Wände. Pappwände und Holzwände können durschossen, oder aber auch gleich ganz weg gesprengt werden. Der Verteidiger hat zur Hilfe zwei Metallverstärkungen mit. Diese dienen zur Verstärkung der Wände und Böden und können auch nicht mehr durchschossen werden. Nur noch ein Operator hat die Möglichkeit, solche Verstärkungen per Sprengladung zu durchbrechen. Hier komme ich auch schon auf eben jenen Operator. Insgesamt gibt es 20 Operatoren, wobei jeder eine eigene spezielle Fähigkeit besitzt. Hier kommt aber auch schon der Hacken der Sache: Aus unerklärlichen Gründen hat sich der französische Publisher Ubisoft dazu entschieden, Polizisten gegen Polizisten kämpfen zu lassen. Diese stammen von den bekannten Spezialeinheiten der Welt wie GSG9, FBI, Speznas etc. Terroristen sind im 5 gegen 5 fehlanzeige. Auch wenn die Maps etwas detailarm erscheinen, ist die Grösse und das Map-Design genau richtig. Den Campern wird so gut wie jeder Platz verwehrt und für jede Situation gibt es den richtigen Operator. Aus diesem Grund muss auch je nach Strategie der richtige Operator ausgewählt werden. Teamplay und taktische Absprachen vor dem Spiel sind sehr wichtig. Man bespricht zusammen, wo wird welche Türe wie verbarrikadiert. Welche Wände werden verstärkt, wo sollte man den Störsender aufstellen und wer und wie viele schützen sollen in den Raum oder in andere Stockwerke gehen, um den Gegner beim Angriff von hinten zu überraschen.
Der Multiplayer besteht aus Bombe entschärfen, Geisel befreien oder Gebiet sichern. Ein Team, die Defensive, hat 30 Sekunden Zeit und verbarrikadiert die Türen und Fenster, legt Stacheldrahtzäune auf den Boden und man kann sogar, je nach Operator, fiese Sprengfallen platzieren oder die Technik Gadgets der Feinde durch EMP-Wellen lahmlegen. Das angreifende Team sucht per Drohne das Ziel. Dann der grosse Moment: Als Angreifer sitze ich beim Ziel oder verstecke mich in einer Ecke und warte auf den Gegner. Gefesselt von jedem Geräusch versuche ich zu erahnen, wo der Gegner
herkommt. Ich schau über die Kameras durch die Korridore und platze fast vor Spannung. Genau so geht es mir als Angreifer. Hat sich ein Verteidiger ausserhalb des Ziels versteckt? Welche Wand sprenge ich am besten? Was erwartet mich hinter diesem Fenster? Einer der grössten Momente war für mich, als ich im Keller eines Hauses war und gesehen habe wie es Staub von der Decke rieselt. Zuerst rechts, dann mit Laufschritten hörbar durch den ganzen Raum. Dann kam mein Moment, ich Schiesse durch die Decke und plötzlich kommt die Meldung 5 vs. 4 und ich wusste ich hatte ihn erwischt.
Zuerst erschienen mir die drei Minuten etwas kurz, die man jeweils Zeit hat um den Gegner auszuschalten oder das Ziel zu erreichen. Doch Ubisoft hatte auch hier das richtige Händchen. Auch kann man sich entscheiden, ob man den Modus locker spielen möchte, wobei die K/D und die S/N nicht gewertet werden. Die Spiele werden Best of Five gespielt. Das Rangspiel kann man erst ab Level 20 spielen, oder wenn man von jemanden mitgenommen wird, der diesen Rang bereits hat. Hier geht es dann auf vier Siege. Am Anfang habe ich mich bei den Locker Runden immer etwas gewundert, manche Operatoren schienen sinnlos. Doch schon nach dem ersten Mal Rang spielen wurde mir bewusst, wie durchdacht die Taktikmöglichkeiten sind. Zum Beispiel sieht man die Sprengfallen nicht mehr (bekommt auch keine akustische hinweise mehr), dadurch macht IQ (GSG9 Operator) mit dem Technik-Suchgerät wie viel mehr Sinn.
Dolby Surround ist fast schon Pflicht. Es ist erstaunlich wie gut man die Geräusche erkennen kann, von wo der Gegner kommt, oder wo genau eine Explosion in die Luft gegangen ist. Hierbei ist den Franzosen ein kleines Meisterwerk gelungen.
Fazit:
Auch wenn der Titel nicht mehr viel gemein hat mit den Vorgängern, wurde hier etwas von Ubisoft erschaffen, dass man so auf der Playstation noch nicht hatte. Leider sind die Server-Schwierigkeiten und die Verbindungsprobleme immer noch gross, was den Spielspass auch schon mal hemmen kann; aber nicht muss. Wenn man nur zu viert ist, ist es schon fast unmöglich ein "Locker" Spiel zu starten. Man wird schon fast gezwungen, "Rang" zu spielen. Die Spannung, die Taktik und vor allem der Sound macht das ganze Spiel lohnenswert. Auch wenn es für einen Vollpreis-Titel etwas mager erscheint, ist es für jeden Taktik-Fan ein „Must-Have“. Gefesselt von der Spannung und begeistert von den verschiedenen Möglichkeiten kann ich euch das Game nur empfehlen.
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