The(G)net Review: Tormented Souls 2

Ohne gross zu überlegen, habe ich mich entschieden, den Test für Tormented Souls 2 zu übernehmen. Bereits der Vorgänger hatte viele positive Kritiken. Diesen habe ich zwar nie gespielt und war umso neugieriger, was für ein Spiel mich hier erwartet. Die Erfahrung war sehr zwiegespalten und artet in einem kleinen Gefühlschaos aus. Wieso und warum erfährt Ihr nun in meinem Review.

Teil Zwei von Tormented Souls knüpft praktisch nahtlos an seinem Vorgänger an, den man aber nicht zwingend gespielt haben muss, um der neuen Geschichte folgen zu können. Die ist nämlich recht einfach gestrickt. Protagonistin Caroline Walker ist mit ihrer kleinen Schwester Anna mit dem Zug auf dem Weg nach Villa Hess. Anna leidet an seltsamen Visionen, die sie in ihren Block zeichnet. Der Besuch in einem Kloster soll Heilung und Erholung versprechen. Dort angekommen werden sie freundlich von einer Nonne begrüsst und auf ihr Zimmer begleitet. Sie sollen sich doch etwas ausruhen, bis das Abendessen bereit ist. Nur dazu kommt es nicht. Als Caroline nach ihrem kurzen Nickerchen erwacht, ist Anna verschwunden. Es sieht so aus, als wäre sie von den Klosterschwestern in dem alten Gemäuer verschleppt worden und die freundliche Stimmung kippt zu einem gefährlichen Alptraum. Anscheinend hat der unheilvolle Orden andere Pläne für Anna, statt ihr zu helfen. Und wir sollen sie nun finden und dann schleunigst verschwinden.

Nach den ersten Gehversuchen mit der Spielfigur überkommt mich ein bekanntes Gefühl, welches schon einige Jahre zurückliegt. Resident Evil 1! Denn genauso hakelig und träge fühlt sich die Steuerung an. Ob das nun Positiv oder Negativ ist, dazu komme ich später. Wer es noch altmodischer möchte, darf die Steuerung in den Optionen sogar auf «Tank Controls» umstellen. Beim Verlassen des ersten Raumes fällt auch die mehr oder weniger fixe Kamera auf. So bewege ich mich von einem Bildausschnitt in den nächsten.

Das alte Kloster mit seinen vielen Details wie Schränken, Bücher-Regalen und Statuen ist sehr detailliert und lädt zum Erkunden ein. Interessante Punkte werden angezeigt und wollen untersucht werden. So finde ich auch erste Gegenstände, die ich ebenfalls Untersuchen oder benutzen kann. Der erste Schlüssel mit dem passenden Symbol ist gefunden und die erste Tür geöffnet. So einfach wird es einem mit den Rätseln aber nicht immer gemacht.

Mit der Zeit finde ich die erste Karte des Gebäudes und mache fortlaufend Notizen darauf. So wird man den einen oder anderen Raum immer mal wieder besuchen müssen, um weiterzukommen. Später kann man das Gebäude sogar verlassen und weitere Areale ausserhalb erkunden. Genau wie früher zu alten Resi-Zeiten. Als in den verschiedenen Gängen wie von Zauberhand auf einmal die Kerzen ausgehen, bin ich froh, zuvor ein Feuerzeug gefunden zu haben. Jenes kann ich als Lichtquelle nutzen oder einige Kerzen wieder anzünden. Eine Möglichkeit, die Helligkeit des Spiels zu ändern sucht man vergebens. Halte ich mich zu lange in der Dunkelheit auf, folgt der Bildschirmtod.

Die vielen Bildschirmtode sind ärgerlich, wenn man nicht den leichtesten Schwierigkeitsgrad gewählt hat, in dem automatisch gespeichert wird. Denn auf normaler Stufe kann nur in gewissen Räumen mit entspannter Musik gespeichert werden. Vorausgesetzt, man ist im Besitz eines Tonbandes, mit dem man seine bisherigen Erlebnisse festhält. Auch das kommt mir wieder sehr bekannt vor. Ebenso wie die Tatsache, dass nützliche Items wie Heilmittel und Munition äusserst rar sind. Munition? Genau! Nicht nur Rätsel wollen uns am Weiterkommen hindern, sondern auch entstellte Monster, die sich uns immer wieder in den Weg stellen.

Glücklicherweise finden wir bald eine Luftdruckpistole und eine Schachtel Nägel, mit der wir uns die Kreaturen vom Leibe halten. Später kommen noch weitere Waffen ins Inventar und sollten am besten auf die Schnelltasten verteilt werden. Und denkt gar nicht erst daran, das Feuerzeug UND eine Waffe gleichzeitig halten zu dürfen. Passend zur Geschichte kommen später auch noch übernatürliche Fähigkeiten dazu.

Wirklich gegruselt habe ich mich selten, was wohl auch den leblosen Gesichtern und hölzernen Animationen geschuldet ist. Atmosphärisch hat mich das dunkle Gemäuer aber auf jeden Fall abgeholt. Genau wie die Steuerung, fühlen sich die Kämpfe träge an und je nach Kameraposition zieht man schnell den Kürzeren. Da die Munition knapp ist, sollte man sich gut überlegen, ob man sich auf einen Kampf einlässt oder sich doch fürs Erste zurückzieht. Spätestens da zeigt sich, dass man es mit einem waschechten Survivalspiel der alten Schule zu tun hat und nicht mit einem Action-Blockbuster. Und genau hier komme ich ins Hadern.

Fazit:

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich weder das erste Resident Evil noch Silent Hill komplett durchgespielt habe. Nicht, weil ich die Spiele nicht mochte, aber mir fehlte wohl einfach die Geduld. Und ja, mittlerweile bin ich ein verwöhnter Schnösel, der jederzeit Speichern und schnell Ergebnisse sehen will. Wenn ich zum zehnten Mal von Punkt A nach B hinke, weil ich ein kleines Detail übersehen oder einfach keine Munition mehr habe, lege ich das Pad schmollend weg. Ist Tormented Souls 2 nun ein schlechtes Spiel? Mitnichten! Es ist halt nur nicht meins und das, obwohl wohlige Gefühle und Erinnerungen an die Ursprünge des Survival-Horror Genres aufkamen. Ich bin mir sicher, dass es viele Fans gibt, denen es nun genauso gehen wird. Die beklemmende Atmosphäre, die raren Hilfsmittel und Speicherpunkte, sowie Rätsel, die aus mehr bestehen als nur einen Knopf zu drücken, werden bei alteingesessenen Genre-Fans Anklang finden. Auch beim langsamen Erschliessen neuer Räume werden sich viele die Hände reiben. Wenn ihr also mehr Zeit und vor allem mehr Nerven habt als ich, dürfte einem Ausflug in die "heiligen Hallen" nichts im Weg stehen. Kenner des ersten Teils werden sich ohnehin wie zu Hause fühlen. Wer noch nicht sicher ist, kann sich auch erstmal die Demo gönnen. Ich ziehe mich nun wieder in meine Komfortzone Alan Wake 2 zurück aber nicht, ohne dem Spiel zuvor eine objektive Bewertung zu widmen, ohne Einfluss meines regelmässigen Gegrummels.

Tormented Souls 2 ist für PS5, Xbox Series und PC erschienen. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestet. Das Test-Muster stammt von Dual Effect Games, wofür wir uns herzlich bedanken!