The(G)net Review: Trident's Tale

Ahoi, ihr Landratten und Konsolenmatrosen! Habt ihr schonmal davon geträumt, mit einem Dreizack gegen üble Seeungeheuer zu kämpfen, während eure Crew im Hintergrund epische Shantys singt und euch die Kanonenkugeln um die Ohren fliegen? Dann könnte das charmante Trident’s Tale etwas für euch sein.

Unsere Heldin, mit dem passenden Namen "Ocean", ist eigentlich ein abenteuerlustiges Mädchen. Dumm nur, dass sie auf einer langweiligen, kleinen Pirateninsel lebt. Sie sehnt sich schon ewig nach einem echten Abenteuer. Eines Tages stösst sie per Zufall in einer Hütte auf ein uraltes Artefakt, was einige seltsame Dinge in Gang setzt. Untote tauchen plötzlich auf, ihr Dorf wird zerstört und sie findet die Wahrheit über die Legende eines alten Dreizacks heraus, der unvorstellbare Kräfte besitzen soll. Natürlich ist das Artefakt, das Ocean gefunden hat, nur ein Teil dieses besagten Dreizacks, was sie zu einem begehrten Ziel mächtiger Feinde macht. Im weiteren Verlauf des Spiels sammelt Ocean Verbündete, erkundet die Meere und tut alles, was sie kann, um die restlichen Teile des Dreizacks zu finden und zu verhindern, dass die damit zusammenhängende, sagenumwobene und unbegrenzte Macht in die falschen Hände gerät.

Spielerisch segelt Trident’s Tale irgendwo zwischen Open World Action-Adventure und nautischer Piraten-Simulation. Die offene Spielewelt besteht zum grossen Teil aus Wasser, mit ein paar weit verstreuten Inseln. Wir kommandieren unser Schiff manuell inklusive Segelstellung von einem Island zum nächsten, versuchen Nebelbänken, Stürmen und Riffs auszuweichen und führen ab und zu Seeschlachten mit Piraten und Fregatten der Spanier, Portugiesen und Engländer, die wir vorzugsweise plündern, um an wertvolle Upgrade-Materialien zu kommen.

Diese See-Scharmützel spielen sich ähnlich wie die Schiffskämpfe in Assassin's Creed IV: Black Flag. Überhaupt fühlt sich das Spiel wie eine Mini-Version von Ubisoft's Piraten-Adventure an. Wir passen die Geschwindigkeit unseres Dreimasters in drei Stufen an, richten geschickt die Kanonen aus und versuchen dem gegnerischen Kahn eine saftige Breitseite zu verpassen. Haben wir genügend Schaden angerichtet bietet sich uns die Option zum Entern, was etwas mehr Materialien auf unser Konto spült, als die totale Vernichtung. Es wird allerdings kein Säbel-Kampf auf Deck ausgetragen, sondern lediglich ein Button gedrückt.

An Land sieht das natürlich anders aus. Hier erwarten uns viele Zelda-ähnliche Dungeons mit ein paar leichten Rätseln, massig Fights gegen Skelette, Monster, Piraten und andere Gauner, Schatzsuchen und die eine oder andere moralisch fragwürdige Entscheidung, die aber keinen Einfluss auf das Ende des Abenteuers hat. Die Kämpfe sind ziemlich generisch, sehr einfach und ohne nennenswerte Tiefe. Sie lassen auch etwas Wumms vermissen. Man merkt schnell, dass sich Trident's Tale eigentlich eher an jüngere Spieler richtet.

Ocean schwingt einen klassischen Piratensäbel und eine Pistole, mit der Gegner aber nicht erschossen, sondern nur betäubt werden. Ihre Crew-Mitglieder, die wir im Verlauf des Abenteuers rekrutieren, sorgen zudem dafür, dass Ocean Zugriff auf ein paar mächtige Fähigkeiten erhält, die zunehmend beim Plattforming, den Rätseln und Bosskämpfen zum Einsatz kommen. Im Laufe des Spiels findet man auch verschiedene Waffen-Varianten und allerlei Ausrüstung mit unterschiedlichen Status-Werten und -Effekten. Zusätzlich kann jede Waffe, wie auch jedes Kleidungsstück, auf dem Schiff im Tausch gegen Materialien verbessert werden.

Technisch gibt's nur wenig zu meckern. Die 4K-Grafik läuft meist flüssig, ist scharf wie eine Harpune und die DualSense-Features wurden liebevoll eingebaut: Beim Segelsetzen spürt man den Wind in den Triggern, beim Kanonenschuss rumpelt der Controller wie ein alter Seebär nach dem dritten Grog.

Leider gibt es hier und da ein paar Bugs wie schwebende Crewmitglieder, flackernde Texturen oder Boss-Gegner, die plötzlich ein Gespräch beginnen, obwohl sie sich gerade mitten im Kampf befinden. Dafür sind die Ladezeiten so schnell, dass man kaum Zeit hat, die Flaschenpost im Ladebildschirm zu lesen.

Trident's Tale ist umfangreicher, als ich angenommen hatte. Abseits der Haupt-Story gibt's viel zu entdecken und zu sammeln, sodass ihr in der Kampagne jede Menge zu tun habt. Die Spielzeit bewegt sich zwischen 10 und 15 Stunden.

Fazit:

Ich mag klassischen Action-Adventures im Zelda-Stil und obwohl Trident's Tale zu keiner Zeit die Klasse oder Qualität des Vorbilds erreicht, hatte ich trotzdem Spass mit dem charmanten Piraten-Abenteuer aus Italien. Das lag einerseits an der für meinen Geschmack hübschen Comic-Grafik und andererseits am gechillten Gameplay-Mix aus leichten Kämpfen, Seeschlachten, Plattforming und kleineren Rätseln. Langweilig waren eigentlich nur die oft langen Strecken von einem Schauplatz zum nächsten, die man auf See verbringt, ohne das etwas nennenswertes passiert. Schade auch, dass die Qualitätssicherung wie so oft nicht alle Problemchen beseitigen konnte, sonst wären eventuell noch 0.3 Zusatzpunkte drin gelegen. Dennoch, wer einen Sinn für Seemannshumor, eine Schwäche für Piratenabenteuer und etwas Geduld für die gelegentlichen Bugs mitbringt, wird mit Trident's Tale sicherlich gut unterhalten. Gerade jüngere Spieler dürften hier ihren Spass haben.

Trident's Tale ist als Download für Nintendo Switch, PlayStation 4 und 5, Xbox One und Series X|S sowie PC erhältlich. Wir haben das Spiel auf der PS5 Pro getestet. Das Test-Muster stammt von 3DClouds, wofür wir uns herzlich bedanken!