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The(G)net Review: Battlefield 2042

“Spiele Battlefield nie gleich zum Release, wenn du kein gebrochenes Herz haben möchtest!”. Das ist ab sofort mein neues Mantra, wenn es um neue Spiele der Serie geht. Zwar konnte Battlefield schon immer für magische Momente sorgen, welche zum Release aber durch viele Probleme oft in den Hintergrund treten. Hoffentlich kann DICE erneut das Ruder herumreissen, denn aktuell befindet sich Battlefield 2042 in einem schockierend desolaten Zustand.


Battlefield 2042 Test Review Xbox Series PS5

Unser hauseigener Chef-Redakteur und Battlefield-Veteran Sascha hat in seinem Fazit nach 48 Stunden schon sehr viel erwähnt, das ich eigentlich 1 zu 1 so unterschreiben kann. Deshalb versuche ich das alles hier nicht erneut zu wiederholen, denn sein Artikel hier ist lesens- und empfehlenswert!


2042 hat mit seinen 64 vs. 64 Spieler Schlachten (auf Current-Gen und PC zumindest) etwas, dass keiner der direkten Konkurrenten zu bieten hat. Diese magischen Battlefield-Momente, die sonst niemand auf diese Weise hin bekommt. Wenn zwei Dutzend Soldaten über eine Sanddüne stürmen und gegen eben so viele eingegrabene Verteidiger rennen und dann noch ein Panzer angefahren kommt, der dann aber innert Sekunden von verbündeten Helis geknackt wird, Explosionen überall, dann ist das "Battlefield" wie man es liebt. In diesen kurzen Momenten brilliert es. Es ist episch und macht einfach nur Spass. Die eigenen Tode werden nebensächlich, Erfahrungspunkte rücken in den Hintergrund und es geht nur um die virtuelle Schlacht und das Tauziehen um die umkämpften Stellungen auf der ganzen Map.



Und dann stellt euch vor: jeder kann plötzlich Alles! Jeder ist Scharfschütze, Medic oder Pionier zugleich. Absolute Utopie! Es ist ein Sinnbild für den Wechsel der alten vier Klassen zu den neuen Spezialisten. Diese verfügen alle über einzigartige Gadgets und Fähigkeiten und zudem lässt sich das eigene Loadout komplett personalisieren. Das eröffnet viele frische Optionen. Ein Scharfschützengewehr plus ein Raketenwerfer? Check! Maschinenpistole plus Med-Kit? Check! Die Möglichkeiten alles durchzumischen und unabhängig vom gewählten Spezialisten jede Rolle übernehmen zu können, ist in der Theorie super. Tatsächlich aber sieht es ganz anders aus. Es nimmt dem Spiel viel von der eigenen Identität und spielt man mit Fremden, geht zudem noch viel Teamwork verloren.


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In der Vergangenheit konnte man anhand der Klassen schnell und einfach herausfinden, in welchen Situationen man sich an wen halten sollte. Rollte ein Panzer an, unterstützte man verbündete Pioniere, damit diese ihrem explosiven Jobs nachgehen konnten. Fällt die Gesundheit in den roten Bereich, hält man Ausschau nach einem Medic. Das dies so nicht mehr möglich ist, nimmt den ohnehin viel zu hektischen Schlachten zusätzlich noch richtig viel vom bekannten, taktischen Spielgefühl. Halbwegs glücklich wird man nur, wenn man in einem Trupp mit drei Freunden spielt. Die Tatsache, dass Teamplay praktisch nicht mehr existiert ist enttäuschend, ohne das Klassen-System oder Voice-Chat aber auch nicht wirklich überraschend.


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Die zwei Hauptmodi für 128 Spieler sind Eroberung und Durchbruch. Und in beiden ist das Kartendesign oft sehr fragwürdig. Die anfangs beschriebenen, adrenalingeladenen Situationen gehören auf jeden Fall zur Tagesordnung. Die gigantischen Karten wirken aber leer und bieten nur wenige Wahrzeichen. Weite Flur wo man hinsieht, mit wenig Deckung für Infanterie. Und ist man einmal falsch gespawnt, kann ein langer Fussmarsch bevorstehen, der am Ende oft mit einer Scharfschützenkugel im Kopf endet - wenn einen vorher nicht mehrere Fahrzeuge gleichzeitig ins Kreuzfeuer nehmen.


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In "Durchbruch", 2042’s Version von Rush, ist es oft noch tragischer. Keine Map ist dabei so exemplarisch wie die in Südkorea angesiedelte Karte “Kaleidoskop”. Darin müssen die Angreifer drei Sets à je zwei Kontrollpunkten einnehmen. Die ersten fünf dieser Punkte befinden sich an gewohnt zugänglichen Orten: innerhalb verschiedener Gebäude und in diversen Aussenbereichen. Der letzte Kontrollpunkt befindet sich jedoch auf dem kleinen Dach des höchsten Gebäudes. Dieses kann man nur durch Aufzüge oder mit dem Flugzeug oder Hubschrauber erreichen. Alleine das macht die Eroberung schon nahezu unmöglich. Das Tüpfelchen auf dieser aussichtslosen Aufgabe ist der Fakt, dass man in BF 2042 jederzeit Fahrzeuge via Airdrop anfordern kann. Was jetzt passiert ist logisch: Auf dem Dach warten 64 Spieler mit Panzern und Hovercrafts auf die Angreifer. Verteidiger müssen nur ein paar Aufzüge bewachen oder sich sporadisch gegen ein paar Helis verteidigen. Glaubt mir, das macht noch viel weniger Spass, als es sich mit Worten beschreiben lässt.


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Portal zieht den Wagen aus dem Dreck

Der neue Portal-Modus ist ein absolutes Highlight. Er vereint ausgewählte Inhalte aus Battlefield 1942, Battlefield 3 und Bad Company 2 mit dem Gameplay von 2042. Dazu gehören die klassischen Klassen inklusive Waffen und Ausrüstung, Fahrzeuge und einer Handvoll Karten, die seit Jahren zu den Favoriten der Community gehören. Hier steckt viel mehr Spielspass drin, als im Hauptspiel! Die Kampferfahrung kann in einem unglaublich umfangreichen Editor so gut wie komplett individualisiert werden. Schon jetzt wird Portal von Spielern genutzt, um komplexe Modi wie Battle Royales zu erstellen.


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Fehlende Spiel-Modi lassen sich hier ebenfalls erstellen. Wer z.B. einfach nur Team-Deathmatch auf kleinen Maps oder Eroberung mit 32 Spielern zocken will, ist hier genau richtig. Der Editor bietet fast unbegrenzte Möglichkeiten, von kleinen Änderungen am Hauptspiel, bis zu komplett neuen Spiel-Varianten. Ein absoluter Lichtblick, könnte Portal doch immer neues Futter für die kommenden Jahre bieten.


Dass ein grosses AAA-Multiplayerspiel zum Release mit Serverproblemen zu kämpfen hat ist leider nichts Neues. Battlefield 2042 macht da keine Ausnahme. Rubberbanding und massive Lags kommen häufig vor. Wie die schwache Waffenbalance ist das aber nur ein vergleichsweise kleines Problem, welches mit kommenden Patches behoben werden kann. Die Problematik geht viel tiefer, da das zu Grunde liegende Game-Design schon sein Ziel verfehlt. Zudem ist Battlefield 2042 voll mit Bugs, die wirklich enorm am Spielspass nagen. Tote Kameraden, die nicht wiederbelebt werden können und verzweifelt vergebens auf Hilfe warten. Soldaten und Fahrzeuge die durch den Boden fallen, durch die Luft fliegen oder Wolkenkratzer hinauf fahren. Verkorkste Hitboxen. Abstürze. Auswahlmenüs für Waffen und Ausrüstung oder ein Chat-Wheel, das während eines laufenden Spiels nicht richtig funktioniert. Fehlender Voice-Chat... die Liste könnte noch lange erweitert werden. Bis Battlefield 2042 in dem Zustand ist, den sich Spieler wünschen, wird auf jeden Fall noch viel Zeit vergehen.


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Grafisch verdient Battlefeld 2042 keinen Blumentopf. Es ist eintönig, detailarm, steril und kämpft regelmässig mit Pop-Ins und Texture-Streaming Problemen. Noch schlimmer sind die Missstände im Audio-Bereich. Der war in früheren Spielen der Serie immer auf Referenz-Niveau. Soundeffekte sind oft flach, werden verschluckt oder lassen einfach den "Bumms" vermissen. Persönlich finde ich auch die neue Version des berühmten Battlefield-Themes einfach nur furchtbar. Der ikonische, pathosgeladene Orchester-Soundtrack der Vorgänger musste wohl auf Biegen und Brechen auf “modern” getrimmt werden. Ebenso die deplatzierten, schlecht gewitzelten End-of-Round Sprüche der Spezialisten. Dass damit ein Stück Spielgefühl verloren geht, scheint dabei eher nebensächlich.



Fazit:

In sechs bis zwölf Monaten werden wir fast zweifellos ein gutes Battlefield auf unseren Festplatten haben, denn ein solides Grundgerüst steht und in Portal steckt fast unlimitiertes Potential. DICE hat schon mehrfach bewiesen, dass sie einen verpfuschten Release mit der Zeit wieder gerade biegen können. Es ändert jedoch nichts an den grundlegenden Problemen, die sich nicht auf die schnelle ausbügeln lassen, allen voran der Wegfall des Klassen-Systems und dem damit einhergehenden Verlust des Teamplays. Sieht man Battlefield 2042 einfach nur als simplen Egoshooter, kann man schon jetzt durchaus Spass haben. Richtige Battlefield-Fans werden damit aber nicht glücklich. Wer aktuell einfach nur eine Runde BF spielen will, ist mit dem viel günstigeren Battlefield V oder einem anderen Vorgänger sowas von besser bedient!



Wir haben Battlelfield 2042 auf Xbox Series X getestet. Day 1 Patch und das zweite Update 0.2.2. waren installiert. Das Spiel ist für PS4 und 5, Xbox One, Series S und PC zu haben. Das Test-Muster stammt von Electronic Arts, wofür wir uns herzlich bedanken.



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