The(G)net Review: Bye Sweet Carole
- Rony Liemmukda
- vor 4 Stunden
- 4 Min. Lesezeit
Chris Darril’s Bye Sweet Caroline verspricht ein narratives Abenteuer gemischt mit Horrorelementen. Klassisch handgezeichnete Charaktere, sowie Hintergründe, und eine düstere Geschichte sollen euch an den Bildschirm fesseln. Natürlich haben wir uns das näher angeschaut.

Unsere Geschichte spielt in England, im frühen 20. Jahrhundert. Die Oppression der Frauen ist auf dem Zenit der aktuellen Zeit. Wir befinden uns im Waisenhaus Bunny Hall, wo junge Mädchen mit aller Sorgfalt als Diener ihrer Herren, im wahrsten Sinne des Wortes, herangezogen werden. Und im Stillen glimmert der Funke des Widerstands, der Funke, der bald zu Flammen erwachsen und das Feuer der weiblichen Emanzipation in die Welt bringen soll.

Wir übernehmen die Rolle von Lana Benton, die auf der Suche ihrer besten und einzigen Freundin Carole Simmons ist. Von heute auf morgen ist sie aus dem Waisenhaus verschwunden. Das Spiel beginnt mit Lana im Garten von Bunny Hall. Der Wind spielt ihr einen Brief zu, welcher von ihrer besten Freundin zu sein scheint. Allerdings hat unsere Lana nicht die beste Griffstärke und mit dem nächsten Windstoss ist der Brief auch schon wieder auf der Reise. Wir natürlich gleich hinterher – das Steuerungstutorial beginnt.

Nachdem dieses weitgehend abgeschlossen ist und wir den Brief fast in den Händen halten, kommt ein schelmisches Kaninchen mit Brille und schnappt ihn uns weg. Die Verfolgungsjagd beginnt, doch schnell werden wir vom Jäger zum Gejagten. Plötzlich will uns ein Schattengeist an die Wäsche. Ein paar Quicktime-Events später haben wir ihn scheinbar abgeschüttelt. Nachdem wir dann noch weiter umhergeirrt sind, taucht schon der nächste Bösewicht auf: Mr. Kyn, der Antagonist in der Geschichte.

Alles nur geträumt? Ja und Nein. Es stellt sich bald heraus, dass Lana die Prinzessin des Königreichs Corrolla zu sein scheint. Das Problem? Sie weiss davon gar nichts mehr. Das Königreich liegt in einer parallelen Dimension und steht kurz vor seinem Untergang, wenn sie nicht „das Richtige“ unternimmt. Der zuvor erwähnte Mr. Kyn versucht dieses Königreich an sich zu reissen, und natürlich Lana aus dem Weg zu räumen. Ihm zu Hilfe kommt die widerliche Eule Ms. Velenia, die uns ständig beobachtet und im entscheidenden Moment quasi den Teppich unter den Füssen wegzieht. Aber auch wir haben Verbündete, wie zum Beispiel den netten Mr. Baesie, ein immer fröhlicher Formwandler, der sich um uns sorgt und auch hilft, unsere Aufgaben zu bewältigen.

Die Spielmechanik an sich ist primär ein klassisches 2D-Point-and-Click Adventure. Eines unserer Ziele im Spiel ist es Carole zu finden. Briefe sollen uns Hinweise zu ihrem Verschwinden liefern. Nun entkommen diese Briefe immer unserer Selbst und die Antagonisten, vor allem die Eule, ist immer zur Stelle uns diese wegzuschnappen. Mit jedem Kapitel werden die Aufgaben meist anspruchsvoller. Haben wir anfangs noch hier und da ein paar Kisten verschoben oder an irgendwelchen Dingen gezogen, müssen wir später taktisch schleichen und uns verstecken, während wir in Feindesnähe versuchen, irgendwelche Dinge zu aktivieren oder einzusammeln.

Hinzu kommt, dass Lana irgendwann lernt, dass sie sich in ein Kaninchen verwandeln kann. Damit steigt das Interaktionspotential, denn in ihrer Kaninchenform kann sie schneller rennen, springen und auch Wandsprünge vollführen oder sich durch kleinere Gänge bewegen. Wenn wir später Mr. Baesie treffen, hilft er uns natürlich auch. Ab hier werden die Puzzles stellenweise auch zu zweit gelöst. Mr. Beasie kann mitunter brüchige Wände zerschlagen, sowie auf Gegnerhorden bzw. Bosse einschlagen. Ausserdem kann er sich in eine reine Kopfform verwandeln, was dann kreativ in Puzzles eingebaut wird. Zum Beispiel, kann er sich so unter Strom setzen lassen und somit Schaltkreise aktivieren. Auch Rhythmusspiel-Einlagen gibt es.
Fazit:
Bye Sweet Carole ist durch die handgezeichneten Grafiken schon etwas Besonderes in der heutigen Zeit. Von dem fast ausgestorbenen Point’n’Click-Adventure Genre kaum zu reden. Dazu gesellt sich eine stets angespannten Stimmung und ein Geschichtenerzähler mit einer passend düsteren Stimme. Wer in Englisch nicht so flüssig ist, den kann ich direkt beruhigen: Das Spiel kommt mit deutschen Untertiteln. Die Geschichte hat unterm Aufbau Inspiration von Lewis Carroll’s Alice im Wunderland genommen, wenn man einige Elemente etwas genauer betrachtet, was der ganzen Sache aber keinen Abbruch tut. Die Horror-Elemente bestehen primär aus der düsteren Aufmachung und diversen Jump Scares in einigen Kapiteln. Ehrlich gesagt, haben mich zwei davon auch mal erwischt, das hat bisher nur Yomawari an einigen Stellen geschafft und auch wieder nur, weil ich hochkonzentriert gerade irgendeine Aufgabe am Lösen war. Bei den Puzzles muss man schon etwas nachdenken, also nicht „Rein, x-Mal irgendwo draufklicken und fertig“, nein, es gilt das Areal zu erkunden, Hinweise zu lesen und mit dem erlangten Wissen eine Lösung zu finden. Die später hinzukommenden Mehrpersonenpuzzles sind zudem eine schöne Abwechslung und werten das Spielprinzip noch etwas auf. Alles in allem empfinde ich dieses Spiel als ein stimmiges "interaktives Hörbuch" mit einer, für die heutige Zeit, besonderen grafischen Darstellung und mit Puzzles bis zu einem mittelschweren Niveau.

Bye Sweet Carole ist für PC, PS5, Xbox Series X|S, Switch und Switch 2 erschienen. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestet. Das Test-Muster stammt von Maximum Entertainment, wofür wir uns herzlich bedanken!
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