The(G)net Review: Drug Dealer Simulator
- Armin Medic
- vor 5 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
Gesetzeshüter hassen dieses Spiel. Kontrovers ist es auf jeden Fall. Wird hier die nächste Welle Drogenbarone herangezüchtet oder ist es doch nur ein "GTA für Arme"?

Jeder Dealer, egal ob Pablo Escobar oder Harry von der Bahnhofsecke, fängt klein an. Nach einer durchzechten Nacht mit schwammigen Erinnerungen, wachen wir mit einem bösen Kater in unserer Wohnung auf. Als unser Kumpel Eddie anruft und um ein Meeting bittet, mit dem Verweis auf finanzielle attraktive Aussichten, fackeln wir nicht lange. Wir treffen ihn im nahegelegenen Park, wo er uns ohne Umwege die Fakten auf den Tisch legt.
Als Strassenkontakt zum ominösen Drogenkartell sollen wir uns als Kleindealer versuchen. Die Ware würde von ihm geliefert und falls wir uns nicht allzu dumm anstellen, sollen gute Aufstiegsmöglichkeiten bestehen. Als Testlauf überlässt er uns ein paar Gramm Gras und etwas Amphetamin. Nachdem wir die Drogen aus einem geheimen Bunker eingesammelt haben, starten schon die ersten Verkäufe. Per Laptop nehmen wir Bestellungen auf und bringen die gewünschte Menge an unsere Kunden, die irgendwo in der Nähe unserer Wohnung bzw. unserer künftigen Drogenzentrale auf uns warten.

Die ersten Deals verlaufen reibungslos, die erste Beförderung folgt auf dem Fusse. Nun dürfen wir endlich unser Amphi-Pulver zwecks höherer Gewinnmarge strecken. Dabei müssen wir stets aufpassen, dass die Ware nicht zu viel gecuttet wird, da wir ansonsten Beschwerden unsere Kunden kassieren und auch das Kartell nur zufriedene User möchte. Potentielle Kunden, Drogenverstecke und Einkaufsmöglichkeiten für Streckmittel werden praktischerweise auf der City Map angezeigt.
Zudem sollten wir stets unsere Gegner, die Polizei und die DEA im Auge behalten. Das heisst, spät abends keine Strassendeals abwickeln und generell keine grosse Aufmerksamkeit erregen. Nach ein paar geglückten Geschäften und der Abgabe der Einnahmen steigt das Vertrauen unseres Arbeitgebers und wir dürfen Kokain, Heroin, Meth, Fentanyl und MDMA verticken. Selbst eine eigene Marihuana Plantage nennen wir bald unser Eigen, wo wir sogar zwischen unterschiedlichen In- und Outdoor Samen wählen können.

Mit den wachsenden Geschäften wird es bald eng in unserer Bude. Wir mieten neue Wohnungen und lassen eigene Kleindealer für uns laufen. Überschüssige Einnahmen stecken wir in eine kleine Bar, damit auch das Problem mit der Geldwäsche erledigt wird. Später bauen wir diese bis zum Casino aus. Mit unserem steigenden Ruf erschliessen wir uns neue Gebiete.
Während der Drogendealer Karriere steigen wir stets ein paar Levels auf und füttern fleissig unseren Skill Tree in Sachen Stealth, Stamina, Auffassungsgabe oder schnelleres Rennen, falls uns wieder einmal die Cops auf den Fersen sind. Etwa 20 Stunden dauert es, bis wir als gemachter Mann und angehender Drogenbaron alle unsere Schäfchen ins Trockene gebracht haben.
Fazit:
Auch wenn der Titel zuerst einmal aufhorchen lässt und sicherlich für Kontroversen sorgen wird, verbirgt sich dahinter im Grunde nur eine nüchterne Wirtschaftssimulation. Würde man die Drogen und den damit für die Spiesser-Fraktion verbundenen Schockeffekt durch Baumaterialien oder Lebensmittel ersetzen, würde das wahrscheinlich nur eine ganz kleine Gruppe interessieren. Und ja, nach ein paar Stunden offenbart sich der repetitive Charakter und irgendwann schiebt man nur noch gelangweilt Drogen Packs von einem Versteck ins andere, managt das Einkommen oder mischt im Labor einen neuen Drogencocktail zusammen. Rein optisch sind wir auf PS3-Niveau, mit grobflächigen Texturen und verwaschener Optik, was die Motivation weiter dämpft. Die steifen NPC-Animationen tun ihr Übriges. Auch ansonsten schmort der Spielspass vor sich hin und will nie richtig in die Gänge kommen. Am besten sind da noch die nicht jugendfreien Dialoge von Eddie und Co. Als Tutorial für angehende Escobar-Klone mag der Drogen Simulator gerade noch durchgehen. Spätestens wenn man aber merkt, dass das ganze eben nicht so eine prickelnde Berufung darstellt, wie sie oft in Filmen glorifiziert wird, fliegt das Spiel schneller von der Platte als sich der Junkie eine Nase Koks ziehen kann.

Der Drug Dealer Simulator ist als Download für PC, PS5 und Xbox Series X|S erschienen. Wir haben uns das Spiel auf der PS5 angesehen. Das Test-Muster stammt von Ultimate Games, wofür wir uns herzlich bedanken.