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The(G)net Review: Indiana Jones und der Grosse Kreis

Autorenbild: Sascha BöhmeSascha Böhme

Dass ich seit der Enthüllung sehnsüchtig auf Indys neues Abenteuer warte, wäre leicht untertrieben. Indiana Jones gehört zu meinen liebsten Action-Helden meiner Kindheit und wenn sich so fähige Entwickler wie die Wolfenstein-Macher darum kümmern, kann es doch eigentlich nur gut werden, oder?


Indiana Jones und der Grosse Kreis Test, Review, Testbericht für Xbox Series und PC.

Die Indiana Jones Filme haben meine Teenager-Jahre geprägt und ich habe jeden einzelnen davon bestimmt dutzende Male gesehen. OK, das war gelogen, beim „Crystal Skull“ hat mir einmal dann doch gereicht. In Spieleform ist es auch schon eine ganze Weile her, seit ich das letzte Mal die Peitsche schwingen durfte. 2009 erschien das letzte Indiana Jones-Videospiel, damals noch im LEGO-Format.


Die Geschichte des „Grossen Kreises“ spielt zwischen Jäger des verlorenen Schatzes und dem Tempel des Todes und beginnt mit dem Einbruch einer mysteriösen Gestalt in Indys Universität. Der Eindringling entwendet ein uraltes Artefakt, eine Katzenmumie und verpasst unserem Helden nebenbei ein blaues Auge. Natürlich kann Dr. Jones sowas nicht auf sich sitzen lassen. Das Warum und Wieso führt uns im Anschluss um die halbe Welt. Wir besuchen exotische Locations, lösen mysteriöse Rätsel und hauen selbstverständlich jeder Menge Nazis auf den Stahlhelm.


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Wir erleben Indiana hier in seiner Blütezeit. Die Story ist dabei ein klares Highlight. Sie wird spannend erzählt, filmreif inszeniert und von erinnerungswürdigen Charakteren vorangetrieben, wie dem selbstsüchtigen Nazi-Archäologen Voss oder der neugierigen Reporterin Gina, mit der Indy anbandelt und immer wieder neckisch-witzige Dialoge führt. Dass die Präsentation so fesselt, ist aber nicht nur der grandiosen Optik zu verdanken, sondern auch ein grosser Verdienst der fantastischen Sprecher, allen voran Troy Baker, der in seiner Rolle als Indiana Jones eine Oscar-würdige Performance abliefert. Er verschmilzt geradezu mit dem Charakter und trifft den Ton des jungen Dr. Jones mit seinen Sprüchen und detaillierten historischen Analysen perfekt.


Das Spiel ist übrigens komplett unzensiert, mit akkuraten Uniformen und allen Symbolen des 2. Weltkriegs, was der Atmosphäre zu Gute kommt. Aber ehrlich gesagt habe ich von den Wolfenstein-Machern nichts anderes erwartet.


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Das Spiel selbst ist in verschieden grosse Schauplätze unterteilt. Einige, wie das Tutorial-Level, wo wir den Beginn des ersten Films quasi Frame-by-Frame nachspielen oder der nachfolgende Teil am Marshall College, sind kurze, lineare Abschnitte, die sich auf bestimmte Story-Elemente konzentrieren. Andere wie der Vatikan oder Ägypten sind grosse, weitläufige Open-World Level, die mit verschiedenen Nebenquests, versteckten Rätseln und haufenweise Geheimnissen gefüllt sind, die euch gut und gerne jeweils 5-6 Stunden beschäftigen. Der Umfang ist enorm! Viele der Sidequests, die man mehr oder weniger per Zufall oder durch Erkundung entdeckt, erzählen eigene, kleine Geschichten, bieten weitere Cut-Scenes und führen in Bereiche, in die man sonst keinen Zugang hätte. Und weil man auch noch mit brauchbaren Dingen wie Skill-Upgrades honoriert wird, lohnt es sich, nach diesen optionalen Aufgaben Ausschau zu halten. Verpassen kann man derweil nichts, denn man darf jederzeit via Schnellreise in besuchte Level oder Bereiche zurückkehren, um aufzuräumen.


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Trotz der gewählten Egoperspektive ist Indiana Jones und der Grosse Kreis kein Egoshooter. Ganz im Sinne der Serien-DNA stehen ruhige Erkundung und das Lösen von Rätseln im Vordergrund. Meist bewegen wir uns schleichend vorwärts und schalten Feinde unbemerkt aus, bevor sie ihre Kollegen alarmieren. Werden wir trotzdem mal entdeckt, lassen wir die Fäuste fliegen und unsere Peitsche knallen oder nutzen Items wie Bratpfanne, Flasche, Hammer oder Besen, die zuhauf in den Levels herumliegen. Einen Nazi mit einer Fliegenklatsche zu Ohrfeigen ist schon ein Novum! Schwer werden diese Kämpfe allerdings nur, wenn wir zu viele Schurken gleichzeitig im Nacken haben. Der schieren Überzahl ist Indy dann doch nicht gewachsen, auch nicht mit etwaigen Schusseisen. Indy ist schliesslich kein Superheld, sondern Archäologe und Professor einer Universität. Bis auf wenige storyrelevante Ausnahmen kommt es ohnehin nie zu grossen Schusswechseln. Dafür ist die Munition viel zu begrenzt.


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Die Ausdauerleiste fügt zusätzlich eine strategische Komponente hinzu, nicht nur beim Kämpfen. So müssen wir bei Kletterpartien stets unsere Stamina im Auge behalten, um nicht abzustürzen. Natürlich lassen sich Dinge wie die Ausdauer und andere coole Fähigkeiten - auf die ich aus spoilergründen hier nicht eingehe - im Laufe des Spiels verbessern. Dies geschieht mit Adventure-Points und Skill-Büchern, die wir aber erstmal finden müssen. Obendrein gibts Bares, das wir bei diversen Händlern ausgeben dürfen, um Karten-Upgrades zu erstehen, die wiederrum Geheimnisse, Foto-Spots und andere interessante Aspekte auf der Map markieren. Das Fortschrittssystem ist äusserst motivierend gestaltet und führt im Zusammenspiel mit dem offenen Level-Design öfters zu „Metroidvania-Momenten“. Beispielsweise sind bestimmte Bereiche ohne ein spezifisches Upgrade oder Item unzugänglich.


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Der Kampf ist vielleicht das schwächste Element im Spiel. Boxfights sind zu Beginn recht chaotisch, bis man deren Takt verinnerlicht hat und merkt, dass behutsames Vorgehen und eine gute Defensive eher zum Erfolg führen. Die Feinde sind nicht besonders schlau, oft blind und hören auch nicht gut, was den Stealth-Aspekt zwar vereinfacht und zugänglich macht, aber nicht gerade glaubwürdig wirkt. Wird man entdeckt, verhält sich die KI unkoordiniert und dysfunktional. Kollegen, die nur wenige Meter entfernt stehen, bekommen nichts mit. Das wirkt ungewollt komisch, scheint aber durchaus beabsichtigt zu sein. Immerhin, daraus entstehen ulkige Momente, was am Ende des Tages zumindest den Klamauk der Filme einfängt. Da kommt es gut, dass Indy immer einen witzigen Spruch auf den Lippen hat, gerade wenn eine Situation mal nicht so abläuft, wie geplant.


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Überraschend gut funktionieren die Plattform-Passagen, zumal in solchen Situationen eine 3rd Person Ansicht zum Einsatz kommt. Klettern, Hangeln, sich mit der Peitsche über Abgründe schwingen, das alles geht nach ein paar Minuten in Fleisch und Blut über und fühlt sich durchwegs gut und präzise an.


Zum Schluss möchte ich noch kurz auf die Rätsel zu sprechen kommen. Die stehen in einem Indiana Jones Spiel logischerweise im Vordergrund. Im Allgemeinen fand ich die Rätselkost etwas zu einfach. Zwar darf man zu Beginn den Schwierigkeitsgrad für Action- und Rätseleinlagen separat einstellen, aber selbst auf der normalen Stufe wird euer Hirnschmalz zu keiner Zeit gefordert. Da war das Öffnen simpler Safes mit Zahlenschlössern schwieriger als das Ergattern einer storyrelevanten Büste in der Grabkammer von Ra. Die Lösung eines Problems findet sich meist in unmittelbarer Nähe, sei es in Form eines Items oder eines Dokuments. Da hätte ich mehr erwartet. Viel zu spät habe ich realisiert, dass man im Accessibility Menü viele Optionen deaktiveren kann, was die Rätseleinlagen womöglich spannender und anspruchsvoller gestaltet hätten.



Das UI könnte auch etwas übersichtlicher sein. Gefundene Notizen, Fotos, Zeichnungen und Hinweise zu Rätseln, alles notiert Indy in seinem Notizbuch. Nach einer Weile sind da hunderte Einträge vorhanden, sortiert nach Quests, Mysterien, Artefakten, Dokumenten und vielem mehr. Das macht die Suche nach spezifischen Informationen anstrengend und unübersichtlich. Und wenn man mal wieder auf der Suche nach einem auf der Karte markierten Fundstück ist wird klar, dass auch die Karte zu wünschen übrig lässt, gerade was die Wegfindung angeht. Freilich gewöhnt man sich auch daran. Ein Dealbreaker ist das gewiss nicht.



Fazit:

Die Vorfreude war enorm, aber als bekennender Fan der Filmvorlage war ich vorsichtig optimistisch. Vor allem, wenn man bedenkt, wie viele „kaputte“ Triple-A Spiele wir in diesem Jahr zum Release schon vorgesetzt bekommen haben. Darum freut es mich umso mehr, dass ich dahingehend Entwarnung geben kann. Das Spiel ist technisch einwandfrei und fängt die Essenz von Indiana Jones mit seiner Mischung aus Abenteuer, Mystik und Humor perfekt ein. Das ist tatsächlich Fanservice vom Feinsten! Dank der grandiosen Präsentation und einer spannenden Geschichte reiht sich das Spiel nahtlos in die Film-Trilogie ein – und ich sage an dieser Stelle absichtlich"Trilogie", denn die beiden neueren Movies sehen dagegen ziemlich blass aus. Indiana Jones und der Grosse Kreis ist ein bildgewaltiges, fesselndes Abenteuer, das dem berühmten Archäologen - und Spielberg's Filmen - in jeder Hinsicht gerecht wird und einfach nur jede Menge Spass macht. Ich freu mich jetzt schon auf den ersten DLC, der hoffentlich rechtzeitig zum Release der PS5-Version in den Startlöchern stehen wird.


Indiana Jones und der Grosse Kreis Test, Review, Testbericht für Xbox Series und PC. Wertung und Fazit.

Indiana Jones und der Grosse Kreis ist für PC und Xbox Series X|S erschienen. Wir haben uns das Spiel auf der Xbox Series X angeschaut. Eine PS5 Version soll im Frühjahr 2025 veröffentlicht werden. Das Testmuster stammt von Bethesda, wofür wir uns herzlich bedanken.


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