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The(G)net Review: Industria

1989 ist in Berlin die Mauer gefallen. Als Schabowski eher beiläufig diese Neuigkeit verkündete, leitete dies mehr als nur die Vereinigung von Ost und West ein. Obwohl es ein wichtiges Ereignis in der Geschichte des modernen Europas war, ist dieser Event in Videospielen ein eher unbeschriebenes Blatt. Wie gewohnt schafft die Indie-Szene Abhilfe.


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Industria nutzt die geschichtsträchtige Nacht als Hintergrund für seine Sci-Fi Story. Leider dient das anfängliche Setup zu nicht viel mehr als Aufhänger der Geschichte. Nora arbeitet in einem geheimen Forschungslabor in Ost-Berlin. Die Einigung Deutschlands könnte unerwünschte Aufmerksamkeit auf die dortigen Machenschaften ziehen, weshalb möglichst schnell aufgeräumt werden muss. Das Hauptprojekt hört auf den Namen ATLAS. Nachdem Nora einen Anruf ihres Lovers und Mitarbeiters Walter erhält, eilt sie so schnell wie möglich ins Labor. Dort angekommen sind Walter und alle anderen Angestellten verschwunden und Noras Weg führt sie in das Herz von ATLAS. Als sie die Maschine aktiviert, wird sie jedoch in eine andere Welt transportiert.


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Es stellt sich schnell heraus, dass diese andere und Noras Welt gar nicht so unterschiedlich sind bzw. waren. In dieser Stadt haben die Geschichte und ATLAS jedoch einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Roboter haben vor 20 Jahren angefangen Jagd auf die Menschen zu machen. Nach einer Dekade voller Krieg haben wir dann aufgegeben und die ganze Stadt wurde evakuiert. Heute sind nur noch verlassene Ruinen übrig und jede Menge tödliche Maschinen, die beim ersten Menschenkontakt zum Angriff übergehen. Zum Glück erhält Nora per Funk die Unterstützung eines geheimnisvollen Einheimischen und findet Waffen und andere Ressourcen, die in der Stadt zurückgelassen wurden.


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Herauszufinden, was es genau mit ATLAS auf sich hat und was mit der Stadt und ihren Bewohnern passiert ist, macht auf jeden Fall den grössten Reiz von Industria aus. Das Storytelling, aktiv und passiv, ist gelungen und weiss zu unterhalten. Es ist und bleibt mysteriös, beantwortet aber immer genug aufkommende Fragen, um den Spieler bei Laune zu halten. Das gilt auch fürs Ende, bei welchem dann aber trotzdem zu viel ungeklärt bleibt und es entsteht ein wenig der Eindruck, dass Informationen absichtlich für ein potentielles Sequel zurückgehalten wurden. Hoffentlich kommt in Zukunft auch noch mehr aus dieser Welt, denn das Potential ist definitiv enorm.


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So frisch das Storytelling, so mittelmässig das Gameplay. Geboten wird hauptsächlich Standard Ego-Shooter Kost die zwar absolut funktioniert, aber nie allzu aufregend ist. Für Auflockerung sorgen kleinere Physik- und Kistenpuzzles, die vage an Half-Life 2 erinnern.


Mit einer Spielzeit von vier bis fünf Stunden für einen Durchgang hat Industria die perfekte Länge. Das Gameplay wird über diese Zeit nie allzu langweilig, abgesehen von einer furchtbar zähen Sequenz zum Ende des Spiels, in welcher nicht enden wollende Wellen an Gegnern erscheinen, bis man ein bestimmtes Puzzle gelöst hat.


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Der Soundtrack ist neben der Geschichte ein weiteres Aushängeschild. Die Mischung aus akustischen Instrumenten, gemischt mit deftigen Synths, passt exzellent zum Setting. Er ist einer der Hauptgründe für die tolle Atmosphäre, während man durch verlassene Häuserschluchten, Strassen und Industriegebiete läuft. Er steht im starken Kontrast zur Optik. Diese ist stilistisch zwar gelungen, stinkt technisch aber ab, selbst auf der Xbox Series X. Die Kanten flimmern, Objekte clippen durch die Umgebung, die Framerate ist wechselhaft und alles versetzt der sonst gelungenen Stimmung einen Dämpfer.



Fazit:

Die durchwachsene Grafik und das mittelmässige Gunplay halten Industria nicht davon ab richtig unterhaltsam zu sein. Die spannende Mystery-Story und der exzellente Soundtrack kreieren eine tolle Atmosphäre. Die verhältnismässig kurze Spielzeit ist in meinen Augen ein Pluspunkt, denn es macht alles Negative deutlich tolerierbarer. Wer mit Ego-Shootern zurecht kommt findet in Industria das ideale Spiel für ein paar Abende oder einen verregneten Sonntag.



Wir haben Industria auf einer Xbox Series X gespielt. Das Spiel ist auch für PS5 und PC zu haben (digital only!). Das Test-Muster stammt von Entwickler Bleakmill, wofür wir uns herzlich bedanken!

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