The(G)net Review: Keeper
- Andy Meier

- vor 6 Stunden
- 2 Min. Lesezeit
Wer wollte nicht schon immer einmal ein Leuchtturm sein? In einer Zeit, in der sich jeder als alles sehen darf, ermöglicht Tim Schafer uns, als steinernes Monument die Welt vor der Dunkelheit zu retten.

Tim Schafers Spielehistorie liest sich wie ein «Who is Who» der besten Grafik-Adventures aller Zeiten. Nicht nur an The Secret of Monkey Island sowie dessen Nachfolger hat der Kalifornier mitgearbeitet. 1993 machte sich Purpur Tentakel dank seiner Unterstützung auf, die Welt zu unterjochen. Die langgezogenen Tentakeln erinnern insofern etwas an die nicht ganz alltägliche Hauptfigur in Keeper.
Die absurd-komische und gleichzeitig geniale Idee zieht sich durch das gesamte Spieldesign – und so viel sei verraten: Das Gameplay ändert sich nicht nur einmal.

Am Anfang schleppt sich der Steinhaufen erst träge durch die Gegend, um dann fast schon filigran durch die farbenfrohen und linearen Levels zu stolzieren – neu angewachsene Beine sei Dank. Später im Spiel warten noch weitere Überraschungen, die dem Gameplay die notwendige Prise Abwechslung verleihen. Die grosse Konstante auf unserer Reise zum Licht ist der sofort sympathische Vogel. Dieser begleitet durch die gut fünf Spielstunden und wächst gleich zu Beginn des Spiels ans Videospieler-Herz.

Klassische Jump and Run Passagen gilt es kaum zu bewältigen. Zusammen mit dem gefiederten Begleiter und der Fähigkeit, Licht zu spenden – wie es sich für einen anständigen Leuchtturm gehört – gilt es einige Rätsel zu lösen. Die Hirnschmalz-Aufgaben lockern die ansonsten fast schon als «Walking Simulator» getarnte Turmaction immer wieder auf. Wer aber etwas anspruchsvollere oder gar komplexe Rätsel erwartet, ist bei Double Fine’s unkonventionellen Spiel falsch. Der Spielfluss ist dafür erfreulich flüssig. Das Spiel erinnert stellenweise an Titel wie Journey. Der Weg ist das Ziel.

Stilistisch überzeugt Keeper über die gesamte Spielzeit mit kräftigen Farben und liebevoll animierten, wenn auch stummen, Charakteren. Der stetige Wechsel zwischen Aufgaben und Perspektiven verhindert jede Spur von Langeweile. Nur die Kamera, die sich nicht frei bewegen lässt, sorgt hin und wieder für kleinere Unannehmlichkeiten – nie jedoch für echte Frustration.
Fazit:
Ehrlich gesagt hat mich die kurze Spielzeit überhaupt erst zum Joypad greifen lassen – und dass Keeper im Game Pass enthalten ist, machte die Entscheidung noch leichter. Nach den gut fünf Spielstunden kann ich den Weg des Turms jedem empfehlen, der gerne etwas ruhigere Spiele angeht. Es ist beeindruckend, wieviel Ideenreichtum in dem kurzen Spiel steckt. Gegen Ende war ich mir nicht mehr sicher, ob die Entwickler beim Grafikdesign völlig nüchtern waren – aber genau das macht den verrückten Charme aus. Keeper ist seit Langem wieder ein Spiel, das mir gezeigt hat, was Videospiele eigentlich sein können: eine kurze, aber unterhaltsame Reise voller Fantasie, Charme und Überraschungen.

Keeper ist als Download für PC, Xbox Series X|S und im Game Pass erschienen. Wir haben uns das Spiel auf der Xbox Series X angesehen und brauchten dafür nicht einmal ein Test-Muster, Game Pass sei dank.










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