The(G)net Review: Mafia: The Old Country
- Andy Meier
- vor 6 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
Genau wie beim Film-Vorbild «Der Pate» belässt es 2K-Games vorerst bei zwei Mafiafortsetzungen. In The Old Country gehen wir zurück in der Zeit ins Jahr 1904, wo alles noch etwas gemächlicher von statten geht. Somit kein «richtiger» vierter Teil der Mafia-Serie, dafür ein umso besserer Singleplayer-Titel.

Sei es Cyberpunk oder Assassin’s Creed, gewaltige Open World Titel geben was her, und kosten uns viel Zeit. Oder um es positiv zu sehen: Kratzen oft an der 100-Stunden Spielzeit-Grenze. Richtig gute, kurze, aber knackige Singleplayer Spiele haben wir in den letzten Monaten gefühlt wenige zu Gesicht gekriegt. Und genau hier springt Hangar 13’s Mafia: The Old Country in die Bresche. Eine äusserst unterhaltsame Reise nach Sizilien steht an, für welche wir als Spieler zur Abwechslung aber nicht gleich Sonderurlaub eingeben müssen. Nach gut dreizehn Stunden ist das Abenteuer, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt, auch schon wieder vorbei – und das ist gut so.

Im optisch hervorragenden Inseltrip ist alles etwas gemächlicher als in der Neuzeit, das liegt nicht am Jahr, sondern auch am Spieldesign. Gerade der Beginn in das Mafia-Abenteuer lässt sich viel Zeit die Charaktere zu präsentieren. Das Tutorial ist gekonnt in den Spielstart eingewebt und fühlt sich deswegen auch nicht als solches an. Es lohnt sich aber dranzubleiben, denn das Spiel nimmt durchaus Fahrt auf, sprichwörtlich.

Selbstverständlich ist unser Charakter Enzo auch im Jahr 1904 mit Fahrzeugen unterwegs, die sich insgesamt gut durch die italienischen Strassen bewegen lassen. Open World suchen wir in Sizilien im Verlauf der Story aber vergebens, das Spiel führt uns ganz klassisch von A nach B. Ganz auf Sammelaufgaben müssen Jäger und Sammler unter uns aber doch nicht verzichten. Wer alle Achievements einsacken möchte, verbringt deutlich länger in Süditalien.

Das Spieldesign ist derweil eine gelungene Mischung aus Schleichen garniert mit heimtückischen Attacken, oft darauffolgendem Deckungs-Shooter-Sequenzen sowie packenden Messerkämpfen. Autorennen sorgen derweil für die letzte Prise Abwechslung. Wer die Open World etwas freier erkunden möchte, wechselt per Hauptmenü in den Erkundungsmodus.

Die Missionen lassen diese Freiheit kaum. Das ist insofern schade, weil die Welt zum Verlieben schön ist. Enzo besucht ein Weingut, San Celeste oder einen Hafen. Die prachtvolle Grafik macht Lust, den nächsten Urlaub in Sizilien zu verbringen. Die Bildrate im Erkundungsmodus ging ab und an etwas runter, insgesamt laufen aber sowohl der auf Qualität wie auch der auf Performance getrimmte Modus sehr rund.

Der versteckte Star des Spiels ist, wie es bei einem sehr linearen Singleplayer Spiel eigentlich immer sein sollte, die Story. Sizilien wartet mit sympathischen sowie typischen Mafia-Charakteren auf. Auf grosse Überraschungen und gänzlich unerwartete Story-Wendungen müssen wir zwar verzichten, das tut der insgesamt unterhaltsame Geschichte aber keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Wir wurden über die angenehm kurze Spielzeit bestens unterhalten. Auf mehr Geschichte gehen wir aus Spoiler-Gründen dann auch nicht weiter ein.
Fazit:
Wie lange warte ich schon auf ein neues Uncharted – wie es scheint vergeblich. Umso mehr war ich auf das Mafia Prequel gespannt. Und die Kalifornier erfüllen meine Erwartungen grösstenteils. Die Story hätte etwas unvorhersehbarer sein können, die Welt noch ein kleines Stückchen weiter offen, als uns die Missionen dies gewähren, das Gameplay noch etwas abwechslungsreicher. Aber insgesamt liefert Hangar 13 ein packendes und vor allem richtig hübsches Mafia-Spiel ab, das über die ganze Spielzeit Lust macht dranzubleiben. Wer wieder mal in ein kurzes, aber knackiges und kinoreifes Singleplayer-Abenteuer abtauchen möchte, darf mit dem Kauf durchaus liebäugeln.

Mafia: The Old Country ist für PS5, Xbox Series X|S und PC erhältlich. Wir haben das Spiel auf der Xbox Series X getestet. Das Test-Muster stammt von 2K, wofür wir uns herzlich bedanken!