The(G)net Review: Pirates VR: Jolly Roger
- Simon Martella
- vor 9 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
"Piratenromantik in VR" klingt erstmal nach einem ausgelutschtem Klischee. Aber Pirates VR: Jolly Roger schafft es, mich doch irgendwie abzuholen. Nicht wegen einer komplexen Story oder technischer Brillanz, sondern weil es das, was es sein will, ziemlich konsequent durchzieht.

Die Handlung ist schnell erklärt: Man strandet auf einer Insel und folgt den Spuren eines mysteriösen Schatzes. Mehr braucht es nicht. Was das Spiel clever macht, es verzichtet komplett auf ein klassisches Tutorial. Stattdessen begleitet ein sprechender Papagei die ersten Spielstunden. Mal hilfreich, mal aufdringlich, aber als dynamischer Wegweiser erstaunlich effektiv. Es fühlt sich nicht inszeniert an, sondern so, als würde man einfach reinrutschen und selbst herausfinden, wie alles funktioniert.

Technisch liefert das Spiel auf PSVR2 ein solides Niveau. Die Umgebungen, eine tropische Insel, enge Höhlen, verlassene Schiffswracks, sind zwar grafisch nicht gerade High-End, aber sie erzeugen tolle Piraten-Atmosphäre. So als wäre man als Jack Sparrow auf einer einsamen Insel gestrandet und würde nach einem verlorenen Schatz suchen. Besonders die Lichtstimmung in dunklen Passagen, die man mit Hilfe einer Laterne in der Hand ausleuchtet, funktioniert richtig gut. Die Texturen könnten stellenweise schärfer sein und manche Objekte wirken eher flach, aber insgesamt entsteht ein glaubwürdiges VR-Setting.

Die Steuerung ist einer der stärkeren Faktoren. Ob klettern, Schwimmen oder Gegenstände greifen, alles funktioniert logisch und ohne künstliche Barrieren. Besonders das Klettersystem hat mich positiv überrascht, da es sehr intuitiv funktioniert und kaum Übung erfordert. Die Möglichkeit, beim Schwimmen zwischen realer Armbewegung oder Stick-Steuerung zu wählen, ist mehr als nur Komfort. Auch das macht das Spiel zugänglicher.

Was allerdings auffällt ist die starke Linearität. Zwar kann ich mich auf einer sehr grossen Insel frei bewegen, jedoch geht das Klettern nur da, wo es vorgesehen ist. Sprünge sind nicht möglich. Das hört sich vielleicht nach einer Kleinigkeit an, wird aber schnell zum Problem, wenn man an einem kleinen Felsen hängen bleibt, den man im echten Leben einfach überspringen würde. Das reisst einen stellenweise aus der VR-Realität.

Ein richtiger Stimmungskiller sind die Checkpoints. Wer kurz vor dem Ziel eines längeren Abschnitts scheitert, darf wieder von ganz vorn anfangen. Gerade in schwierigeren Passagen sorgt das für viel Frust. Hier hätte ich mir ein manuelles Speichersystem gewünscht oder zumindest faire Rücksetzpunkte nach markanten Erfolgen. Das hätte den Frust deutlich reduziert.

Kämpfe gibt es, sie sind aber eher Nebenwerk und sehr einfach gehalten. Man schlägt mit der Axt oder dem Degen auf Skelette ein, schiesst gelegentlich mit einer Steinschlosspistole. Das ist spielerisch simpel und hat keine Tiefe. Gleiches gilt für die Rätsel. Sie sind schnell durchschaut und nehmen eher das Tempo aus dem Spiel als echte Denksportaufgaben zu sein. Das passt zwar zum Ton des Spiels, wirkt aber eher wie "unnötiges Füllmaterial".

Der Wiederspielwert hängt stark davon ab, ob man Lust hat, wirklich jeden Winkel zu erkunden. Das kann sich lohnen, denn mit versteckten Münzen und Schätzen schaltet man ein paar Mini-Games frei. Die Spielzeit liegt je nach Spielweise bei etwa drei bis vier Stunden. Für VR-Verhältnisse geht das in Ordnung.
Fazit:
Pirates VR: Jolly Roger ist kein Meilenstein der Gamingwelt, aber ein liebevoll gemachtes, charmantes Piraten-Abenteuer mit handfestem VR-Gameplay und durchdachter Steuerung. Die technische Umsetzung ist ordentlich, die Mechaniken solide, aber das frustrierende Speichersystem und die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit durch das fehlende Springen kosten Punkte bei der Wertung. Wer sich auf das kompakte VR-Erlebnis einlässt und nicht gleich bei Rückschlägen die Geduld verliert, bekommt hier ein kurzweiliges Spiel mit viel Flair, das Spass macht, solange man seine Grenzen akzeptiert. Kein Goldschatz, aber definitiv mehr als eine leere Schatztruhe.

Pirates VR: Jolly Roger ist als Download für PSVR2, Steam VR und Meta Quest 3 erschienen. Wir haben das Spiel auf der PS5 mit PSVR2 getestet. Das Test-Muster stammt von Split Light Studio, wofür wir uns herzlich bedanken!