The(G)net Review: Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 Remaster
- Simon Martella
- 14. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Juli
Ich hätte nicht gedacht, dass ein Videospiel mich ein zweites Mal so begeistern kann, wie damals in den 90ern. Aber genau das hat Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 geschafft. Kaum startet das Spiel, bin ich wieder der Typ mit aufgeschürften Knien, Vans und viel zu weitem T-Shirt, der stundenlang am Pad hängt und Combos bis zum Muskelkater macht.

Direkt beim ersten Music-Track schiebt sich die Nostalgie wie eine Welle über mich. Die Menüs, die Optik, die alten Parks, alles sieht aus wie früher, nur sauberer, schärfer, ohne störende Kanten oder ruckelige Ladezeiten. Ich kann endlich ohne Zwang zwischen Teil 3 und 4 wechseln, der Spielfluss ist einfach da. Kein technisches Gewürge mehr, keine Hänger und genau das holt mich komplett zurück in diese verdammt gute Zeit.

Am wichtigsten für mich ist, dass das Spielgefühl nicht angefasst wurde. Die Steuerung ist genau wie damals, keine Experimente, keine Modernisierung auf Teufel komm raus. Jede Combo sitzt, nach ein paar Versuchen greifen die alten Fingerabläufe wieder, als wären die 20 Jahre nie vergangen. Manuals, Reverts, Spine Transfers, alles funktioniert, wie es soll. Das ist für mich der Kern dieser Reihe und der Hauptgrund, warum ich nicht mehr aufhören will. Ich habe immer noch Muskelgedächtnis im linken Daumen von damals, keine Ahnung, wie oft ich die gleiche Combo verkackt habe. Die Framerate ist stabil, alles fühlt sich schneller und direkter an als je zuvor. Die Ladezeiten? Im Prinzip nicht mehr vorhanden. Restart und zack, direkt wieder auf Score-Jagd. Die Zeit vergeht wie im Flug und schon wieder sind 2 Stunden vergangen.

Grafisch ist das Remaster ein klares Upgrade, aber kein Quantensprung. 4K, HDR, moderne Beleuchtung. Es passt alles, aber entscheidend ist für mich, dass der Charme nicht verloren ging. Die Charaktermodelle sind minimal aufgehübscht, aber immer noch mehr Cartoon als Realismus. Das passt, weil genau das die Reihe ausmacht. Der Park-Editor hat mehr Teile, alles wirkt etwas flexibler, aber auch da bleibt der Grundgedanke: Tony Hawk muss sich wie Tony Hawk anfühlen und das tut es.

Und was ist mit dem Soundtrack? Volltreffer! Die alten Klassiker sind da, ein paar neue Songs kommen dazu, aber ich bleibe sowieso bei den alten Hymnen hängen. Kein Spotify-Import, keine Überraschungen und ehrlich gesagt, das brauche ich auch nicht. Es geht um dieses Gefühl, wieder mit Kumpels am Fernseher zu sitzen und Highscores zu jagen. Back to the 90’s.

Und was ist mit grossen Neuerungen? Nein. Wer neue Skater, neue Modi oder radikale Änderungen sucht, wird hier enttäuscht. Für mich ist das aber kein Nachteil. Im Gegenteil. Ich wollte exakt das bekommen, was ich als Teenager stundenlang gesuchtet habe, nur ohne die Macken von damals. Crossplay fehlt noch immer, das nervt ein bisschen, aber es ändert nichts an meinem Spass. Halt nur mit meinen PS5 Buddys.

Das Remaster ist Fanservice pur. Für mich als Fan der ersten Stunde geht das Konzept voll auf. Ich bekomme das Tony Hawk, das ich will, ohne Kompromisse, ohne überflüssigen Ballast, ohne peinliche „Modernisierung“. Es gibt kaum ein Spiel, das so gezielt auf Nostalgiker zugeschnitten ist und mich holt es komplett ab.

Für alle, die Tony Hawk noch nie gespielt haben. Falls du keinen Bezug zu Tony Hawk’s Pro Skater hast. Das hier ist keine realistische Skateboard-Simulation. Es geht nicht um echte Tricks auf echten Strassen, sondern um flüssiges, fast schon übertrieben schnelles Arcade-Gameplay. Die Steuerung ist leicht zu lernen, aber schwer zu meistern. Im Kern jagst du in kompakten Levels immer wieder nach möglichst hohen Punktzahlen, versuchst Combos zu verbinden und trickst auf Zeit, um neue Herausforderungen, Skater und Skateparks freizuschalten.

Das Spielprinzip ist dabei seit den späten 90er gleichgeblieben: Keine Open World, keine Story, keine tiefgründige Entwicklung deines Charakters. Du bekommst ein verdammt schnelles, direktes und forderndes Gameplay, das auf den Punkte-Faktor und auf die Perfektion deiner Abläufe setzt. Es gibt Ranglisten, einen Park-Editor und einen simplen Online-Modus, aber im Kern geht’s nur um eins. Trick-Combos und das immer und immer wieder.

Wer heute nur moderne Open-World-Spiele oder realistische Sport-Simulationen gewohnt ist, kann mit Tony Hawk’s Pro Skater schnell an seine Grenzen kommen. Die Motivation kommt nicht durch Story oder freischaltbare Gimmicks, sondern durch den eigenen Ehrgeiz, immer bessere Highscores zu knacken. Frustresistenz gehört dazu. Wenn du keine Lust hast, Levels zehnmal zu wiederholen, wirst du hier schnell die Geduld verlieren.

Der grösste Reiz für Neueinsteiger ist das direkte, schnelle Feedback. Jede Session dauert nur ein paar Minuten, alles ist auf Tempo und ständige Wiederholung ausgelegt. Wer sich darauf einlässt, bekommt ein Stück Videospielgeschichte, das damals wie heute süchtig machen kann. Wenn man mit der altmodischen Präsentation und dem Fokus auf Punktjagd leben kann.
Fazit:
Wer die alten Teile geliebt hat, wird auch dieses Remaster feiern. Für alle anderen ist es nur ein weiteres Remake. Für mich ist es ein echtes Highlight. Einfach, weil das alte Spielgefühl wieder da ist, nur besser. Und genau das wollte ich. Klare Kaufempfehlung für alle, die damals schon auf Score-Jagd gegangen sind. Wer keine Open-World oder Story benötigt, aber gern ein Gefühl von Nostalgie und Arcade-Skate möchte, soll es sich kaufen. Für den Rest ist das hier eine hübsche Erinnerung, aber kein Must-Have.

Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 Remaster ist für PC, PS4, PS5, Switch 1&2, Xbox One und Xbox Series X|S erhältlich. Es ist zur Zeit auch Teil des Xbox Game Pass. Unser Test-Muster stammt von Activision-Blizzard, wofür wir uns herzlich bedanken!
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