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The(G)net Review: Sifu

3D Prügelspiele sind immer so ne Sache. Entweder läuft alles glatt oder wir verhakeln uns irgendwo in der Architektur mit grauenhaftem Steuerungswirrwarr. Sifu versucht mit stylischen Moves und einem ungewöhnlichen Ansatz das angestaubte Genre der 3D Beat Em Ups umzukrempeln.


Sifu Test Review PS5

Sifu's Vater ist tot. Ein schmieriger Schurke hatte offenbar noch eine Rechnung mit dem Familienoberhaupt offen. Nach einem brutalen Prügelmassacker wird der Papa abgemurkst. Das tragische an der Sache ist, dass wir das Intro aus der Sicht des Bösewichtes beginnen. So erleben wir hautnah die gnadenlose Hinrichtung und Sifu's Beweggründe für seinen Rachefeldzug. Das Intro wird mit einem Tutorial kombiniert und wir werden gleich nach der Einleitung ins kalte Wasser geschmissen.


Unsere Revenge startet in einem kleinen Hinterhof. In bester 3rd Person View joggen wir durch den ersten Abschnitt, bevor wir behände über einen Maschendrahtzaun hechten. Die ersten zwei Strassenburschen legen wir mit einer Kombination aus leichten und harten Schlägen aufs Kreuz. Mithilfe von bekannten Fightmoves verteilen wir mit unterschiedlichen Kombinationen massenweise Schellen. Doch sinnloses Buttonmashing und rücksichtsloses Vorgehen endet bei Sifu ziemlich schnell im Game Over. Wird unser Held von mehr als einem Gegner in die Mangel genommen, ist Vorsicht geboten. Es reichen nur ein paar Handkantenschläge der fiesen Widersacher und wir segnen das Zeitliche.


Sifu Test Review PS5

Je nach Bewegungseingabe fegt Sifu sein Gegenüber mit einem Beinschlenker vom Boden, weicht elegant einer Grappleattacke aus oder entwaffnet den Angreifer. Ab und zu stolpern wir über einen Baseballschläger oder ein Eisenrohr, mit denen wir hart die Feinde massieren. Der Focusmeter lässt Sifu spezielle Supermoves ausführen. Dann bewegen wir uns kurzfristig in Zeitlupe und wählen per Analogstick die gewünschte Spezialattacke aus. So fege ich mein Gegenüber mit einem harten Fussfeger auf die Matte oder lege mit der Schlagwaffe meiner Wahl gleich ein halbes Dutzend Fieslinge aufs Kreuz.


Sifu Test Review PS5

Mit den Schultertasten blocke ich normale Hiebe, muss aber bei speziellen Angriffen unterschiedliche Defensivkombinationen (Ducken, Ausweichen, Parieren) mit dem Analogstick ausführen, damit unser Held von unliebsamen Hieben verschont bleibt, ansonsten füllt sich die Stature-Anzeige, eine Art Staminabar. Die ersten paar Schläge können wir noch abwehren, ist aber die Leiste voll, wird unsere Verteidigung durchbrochen und wir kriegen eine vor den Latz. Die Stature-Bar sinkt, wenn wir uns nicht bewegen oder im Schritttempo durch die Gegend watscheln.


Sifu Test Review PS5

Im Laufe der 5 Levels erspielen wir uns Erfahrungspunkte. Jene investieren wir auf zwei verschiedene Arten. Entweder tauschen wir die EXP im Skillmenu gegen neue Attacken und Specialmoves ein oder verschaffen uns bei den spärlich verteilten Schreinen einen spielerischen Vorteil, wie z.B. bessere Stature, längere Haltbarkeit der Schlagwaffen oder schnelleres Aufladen der Focusleiste. Zusätzlich füllen die Schreine komplett unsere Gesundheit auf. Zu guter Letzt zieht unser Pak Mei Meister die Umgebungsarchitektur mit ein. Sifu klatscht einen Punk an eine Strassenlaterne, schmettert ihn gegen die Wand oder wirft mit einem beherzten Schwung sein Gegenüber in einen Stapel Holzkisten.


Sifu Test Review PS5

Ach ja, ich sollte vielleicht erwähnen, dass wir es hier mit einem Rogue-like zu tun haben. Sifu startet als flinker 20-jähriger. Verliert er in einer Keilerei seine letzten Prozente Energie, ist nicht direkt Game Over, aber unser Kampfsportler altert jeweils um ein Jahr. Jedes verstrichene Jahr landet auf einem Punktekonto und wird kontinuierlich addiert. Seid ihr z.B. 5 mal gestorben, dann wird der 6. Tod dazu addiert. Will heissen, ist Sifu 25 plus 6 Jahre, dann respawned er mit 31. Wer unbeschadet die Levelabschnitte überlebt, wird mit einer Reduktion der temporären Jahre belohnt. Ist jeweils eine Dekade verstrichen, verliert Sifu einen der 7 Lebensalter. Überschreitet er aber 70 Jahre ist endgültig Schluss. Im fortschreitenden Alter verliert ihr zwar stets ein Stück der Energieleiste, dafür wird eure Schlagkraft automatisch erhöht. Optisch erkennen wir an der Anhäufung der grauen Strähnen und Falten, dass Sifu jeweils um 10 Jahre gealtert ist.


Sifu Test Review PS5

Ihr könnt aber jederzeit einen neuen Run starten, die Entwickler haben ein wenig Gnade walten lassen. Habt ihr jeweils einen Level absolviert, wird euer Durchgang zwischengespeichert. Seid ihr z.B. im ersten Abschnitt nur ein Jahr gealtert, dann dürft ihr das nachfolgende Level mit dem letzten Lebensalter beginnen und müsst nicht wieder von vorne anfangen. Natürlich muss man selber entscheiden, ob man mit 50 Jahren das 3. Level starten möchte oder sich doch lieber nochmals sich durch die vorherigen Missionen ackert. Ist das aktuelle Level erstmals gesäubert, konfrontiert ihr am Ende jeweils einen schlagkräftigen Obermotz. Nach seiner ersten Phase transformiert sich der Boss nach einem ersten erfolgreichen Niederhauen in seine zweite und mächtigste Form. Unterwegs erspielen wir uns Schlüssel, Chipkarten und Passwörter und schalten damit wertvolle, permanente Abkürzungen frei, welche geschundenen Rogue-like Seelen die hammerharten Runs ein wenig vereinfachen.


Sifu Test Review PS5

Fazit:

Sifu ist der Sekiro der Schlägerszene. Eins gleich zu Beginn: Wer nicht auf beinharte Spiele steht, in denen man dutzendmale die gleichen Bereiche durchforsten muss, kann sich Sifu von der Liste streichen. Ist das erste Level noch einigermassen gnädig in Sachen Schwierigkeit, werden viele schon beim zweiten Boss scheitern. Jeder Fehlschlag, verpasster Tritt oder zu spätes Ausweichen kann zum nächsten Ableben führen. Wer nicht konstant auf Zack ist, die Stature-Leiste stets im Auge behält und nicht nur die Offensivattacken beherrscht, sondern auch korrekt pariert oder ausweicht, wird nach ein paar Stunden gefrustet das Joypad in die Ecke pfeffern. Sifu ist wie ein Grossmeister aus den chinesischen Kung Fu Filmen, fair aber unerbittlich. Bei mehr als zwei Gegnern kann schon mal die Hektik ausbrechen und wir müssen alle verfügbaren Skills anwenden, um den Schurken Paroli zu bieten. Ich hatte zu Beginn meine liebe Mühe mit der Steuerung, besonders das Parieren, welches nur ein ultrakurzes Hitfenster öffnet. Und das Ausweichen mit dem Analogstick beherrsche ich bis heute nicht perfekt. Hat man das Muster einmal durchblickt, spielen sich die Prügeleien wie in einem Actionfilm. Und das ist nicht einfach nur so dahin geredet. Dank flotten Kameraschwenks, fliessenden Übergängen von einem Gegner zum andern und einer Vielzahl von Angriffsvarianten, gepaart mit der richtigen Prise Brutalität, begeistert Sifu jeden Martialarts-Fan.



Die leicht comichafte Grafik gefällt, die dezente Hintergrundmusik hält sich angenehm zurück. In seltenen Fällen verkeilen wir uns irgendwo oder stehen mit dem Rücken zur Wand. Die Kamera fängt an verrückt zu spielen, wechselt in die ungünstige 1st Person View und wer nicht blitzschnell reagiert, hat gute Chancen auf ein Game Over. Bis auf diese verschmerzbaren Macken gibt es in Sachen Präsentation keine Beanstandung.


Beim Gameaufbau leider schon, denn Sifu ergeht es wie schon Returnal und Hades – tolle Spiele, aber schwierig umgesetzt. Ich behaupte immer noch, dass dies bei vielen Roguelite/like Game die einfachste Lösung ist, um Spielzeit zu strecken und an Levels zu sparen. Auch Sifu fällt teilweise in diese Kategorie. Wenn ich das 30. Mal den selben Holzkopf runterprügle, wie die 29 Runs zuvor und weiss, dass ich noch ca. 25 andere Nasen rasieren muss, bevor der Endgegner kommt, sehe ich vom Horizont schon die Langeweile anrücken. Dieses Problem verfolgt aber sämtliche Games dieses Genres. Hab ich es einmal durchgespielt, fasse ich den Titel nicht mehr an. Ob das Konzept von Sifu für die breite Masse aufgeht, wird sich bei de Verkaufszahlen zeigen. Sifu pendelt zwischen erster Sahne und total Banane hin und her. Wer sich aber auf das Wechselbad der Gefühle einlässt, wird mit dem stylischsten 3D-Prügler seit Erfindung des Handkantenschlags belohnt.



Wir haben Sifu auf Playstation 5 gespielt. Das Game ist auch für PC erhältlich. Eine Version für Xbox Konsolen wird in ein paar Monaten nachgeschoben. Das Test-Muster haben wir uns selbst besorgt.


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