The(G)net Review: Spirit of the North 2
- Jasmin Linder
- vor 60 Minuten
- 4 Min. Lesezeit
Nach gut fünfeinhalb Jahren ist der süsse Fuchs aus dem Norden zurück und Infuse Studios präsentieren uns Spirit of the North 2. Passend zum aktuellen Wetter haben wir uns in die hübsche, jedoch kühle Welt des neuesten Rätsel-Adventures begeben.

Wer schon immer einmal einen Fuchs nach seinen eigenen Wünschen gestalten wollte, der ist bei Spirit of the North 2 am richtigen Ort, denn genau so startet unsere Reise. Also schnell eine Fellfarbe ausgewählt, die hübschesten Augen drauf geklatscht, die Buschigkeit des Schweifs eingestellt und los geht das Abenteuer!

Wir wachen in einer kleinen Ruine auf, zusammen mit unserem neuen Begleiter, einem schwarzen Raben. Noch scheint alles soweit friedlich zu sein und nicht lange nach unserem Erwachen erreichen wir auch schon das Fuchsdorf, wo uns bereits eine Gruppe orange-brauner Artgenossen erwartet. Nach dem ersten Erkunden lesen wir über die grausamen Taten eines alten Schamanen namens Grimnir und wie dieser Unheil über das Land brachte. Wenig später finden wir eine eingesperrte Gestalt in einer Höhle und fragen uns, ob das wohl der genannte Grimnir sein könnte. Leider passiert dem kleinen Füchslein ein Missgeschick und schwups ist der Gefangene auf freiem Fusse. Kaum geflohen, ist die Welt um das Fuchsdorf bereits in Rauch und Feuer gehüllt. Na, das fängt ja gut an! Es liegt jetzt also an uns, diesen Fehler wieder gut zu machen und das Unheil aufzuhalten.

Auf in die offene Welt, wo uns Ruinen, Türme, verlassene Dörfer und Lager und noch einiges mehr erwarten. Wie bereits im ersten Teil wird euch keine genaue Richtung oder Aufgabe zugewiesen. Es heisst also frei erkunden und selbst herausfinden. Einziger Hinweis auf wichtige Orte sind die roten Luftschlangen am Himmel, welche euch zu “Story-relevanten” Locations führen. Eine klassisch erzählte Geschichte gibt es in Spirit of the North 2 nicht. Ihr findet aber überall in der Welt Schriftrollen, die von vergangenen Geschehnissen erzählen. Den Rest müsst ihr euch aus der Umgebung zusammenreimen. Nichts ungewöhnliches für diese Art von Rätselspiel. Grundsätzlich geht es darum, wie bereits im ersten Teil, alte Geister und legendäre Wächter aus den Klauen des bösen Schamanen zu befreien.

Im Verlauf der Reise erlernt ihr immer wieder neue Fähigkeiten, so dass sich weitere Wege öffnen. Einen der ersten Skills ist, dass unser Begleiter, der gute Rabe, uns eine kurze Zeitlang schweben lassen kann. So werden grössere Abgründe oder beispielsweise auch zerbrochene Brücken leicht überwunden. Später kommt auch noch die Geist-Fähigkeit dazu, welche es euch erlaubt, den Körper des Fuchses für kurze Zeit zu verlassen und so durch z.B. durch von Dornen versperrte Öffnungen zu gelangen. Neben den Fähigkeiten gibt es auch noch einen Skill Tree, in dem ihr Dinge wie mehr Energie, weniger Fallschaden, längeres Schweben oder auch mehr Fähigkeiten-Energie freischaltet. Die dazu benötigten Skillpunkte findet ihr in Truhen oder ihr bekommt sie für das Erledigen von kleineren Aufgaben in der offenen Welt.

Was auch im Fertigkeitenbaum verbessert werden kann, ist die Anzahl von sogenannten Whisps, die ihr mit euch tragen könnt. Whisps sind kleine Zauberenergiekugeln, mit denen ihr Tore zu Dungeons öffnet. Ihr findet sie ebenfalls in der Welt verteilt, wo sie als fliegende, rote Kügelchen herumschwirren. Sollte euch mal die passende Anzahl an Whisps fehlen und ihr keine Lust haben, welche in der offenen Welt zu suchen, dann fragt doch einfach den netten Waschbären eures Vertrauens, ob er nicht welche in seinem Shop im Angebot hat. Bezahlt wird der Fuchsfreund mit Kristallen, die ihr auf eurer Reise fleissig aus Schalen und Töpfen sammelt. Also in bester Zelda-Manier alle Töpfe zertrümmern!

Die Kristalle könnt ihr nicht nur beim Waschbären ausgeben, sondern dienen auch zum Freischalten von Kartenobelisken. Diese trefft ihr immer mal wieder an und sie legen gegen eine kleine Spende einen Teil die Karte für euch frei. Dies ist äusserst nützlich, da euch so ganz klassisch Fragezeichen auf der Map eingezeichnet werden, die interessante Orte markieren. Um das Reisen in der Welt etwas zu erleichtern, gibt es Schnellreiseportale, aber auch die wollen erst einmal entdeckt werden. Also immer alles fleissig abklappern!

Trotzallem; im Herzen ist Spirit of the North 2 immer noch ein Rätselspiel. So erwarten euch in den Dungeons und Ruinen Hindernis- und Rätselparcours, wo es meist darum geht Schalter zu aktivieren oder Sprungpassagen zu meistern. Dies natürlich zunehmend mit Hilfe diverser Fähigkeiten. Hier und da trefft ihr sogar auf kleinere Bosskämpfe, welche ebenfalls durch das Lösen von Rätseln bestritten werden und nicht etwa durch den Einsatz von Gewalt.
Solltet ihr mal durch einen tiefen Fall oder das Piksen an scharfen Stacheln das Zeitliche segnen, werdet ihr an der zuletzt entdeckten Fuchsstatue wiederbelebt. Leider muss ich sagen, dass sich diese nicht immer gleich um die Ecke befinden und es so durchaus zu längeren Laufwegen kommen kann.
Fazit:
Spirit of the North 2 ist ein optisch hübsches Puzzle- und Platforming-Game, das sich leider über seine Länge hinaus nicht ganz trägt. Die klobige Steuerung macht Sprungpassagen zur unnötigen Geduldsprobe und die riesige, offene Welt lädt weniger zum Erkunden ein, weil man meist nur von A nach B gelotst wird. Zwar ist die Welt schön gestaltet aber auch hier wird das Spiel am Ende von der Technik im Stich gelassen. So wird die Immersion immer wieder von aufploppenden Objekten gestört und das nicht etwa weit entfernt am Horizont, sondern gefühlt drei Meter vor unseren Augen. Auch in Sachen Rätselniveau erfindet das Spiel das Rad nicht neu. Die üblichen Schalter-Rätsel und "trage-Dinge-von-hier-nach-da-Aufgaben" haben wir alle schon zuhauf gesehen und gelöst. Worüber man nicht meckern kann ist die Atmosphäre und die Musik. Von kargen Küsten, über verlassene Ruinen, hin zu verschneiten Bergen, hier fängt das Spiel die kühle, nordische Stimmung sehr gut ein. Wer den ersten Teil mochte, wird zweifelsfrei auch den zweiten Teil gerne spielen denn, mit Ausnahme von ein paar kleinen Neuerungen, setzen Infuse Studios genau da an, wo sie mit dem Erstling aufgehört haben. Mich persönlich lässt der Ausflug in den Norden jedoch eher unterkühlt zurück.

Spirit of the North 2 ist für PlayStation 5, Xbox Series X|S, Nintendo Switch und PC erschienen. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestet. Unser Test-Muster stammt von Silver Lining Interactive, wofür wir uns herzlich bedanken!