Auf kooperativen Spielspass ausgelegte Videospiele suchen wir seit Jahren mit der Lupe. Split Fiction ist wieder einmal ein solcher Titel, und was hatten wir Spass damit!

Wenn wir die Spielelandschaft überblicken, ist es erschreckend, wie wenige davon uns zu kooperativem Gameplay ermutigen. Gegen diesen Missstand geht seit 2018 Hazelight Studios vor. Erst verzückten die Schweden uns mit einem gepflegten Gefängnis-Ausbruch in A Way Out. Drei Jahre später überraschte das Studio uns mit einem kreativen Wohlgenuss namens It Takes Two. Beide Titel sind vollständig auf Co-Op ausgelegt. Und weil wir Zusammenspielen eigentlich viel cooler finden als die zigste Deathmatch-Irgendwas-Partie, war die Freude gross als es sich Split Fiction auf unserer Festplatte gemütlich gemacht hat.

In der Haut von Kerstin und Astrid, ach nein – die beiden Damen haben In-Game Namen wie Mio und Zoe, gehen wir gegen einen fiesen Ideen-Dieb vor. Die böse Unternehmung Rader Publishing, allen voran deren Finster-Bösewicht J.D. Rader, möchte sich die Ideen der schriftstellenden Probanden unter seinen Nagel reissen. Dazu wurden die beiden Damen zusammen mit anderen Geschichten-Schreiberlingen eingeladen, um an einem Experiment teilzunehmen. Jeder Teilnehmer begibt sich in eine künstliche Blase, und erstmal dort drin festsitzend, lässt sie die zugehörige Maschine ihre eigenen Geschichten an Haut und Haar erleben. Mittendrin statt nur dabei. So der Plan, allerdings landen Mio und Zoe unverhofft in derselben Blase, womit die Maschine nicht klarkommt, was zu Fehlern führt, welche die beiden darin festhalten.

In der Haut einer der beiden Frauen geht es nun durch deren jüngst oder auch in der Kindheit geschriebenen Stories. Mio entpuppt sich schnell als Sci-Fi Fan und Zoe steht voll auf abgedrehte Fantasy-Welten. Somit wird kreativem Leveldesign keine Fesseln angelegt, ganz im Gegenteil. Denn nebst dem Hauptstrang der beiden, lassen sich mitten im Spiel immer wieder kleine Nebengeschichten entdecken. Jene lockern das Hauptspiel auf und bieten die besten Ideen des ganzen Spiels; ohne hier weiter Spoilern zu wollen.

Das Core-Gameplay ist derweil eine ungemein kurzweilige Jump and Shoot Mischung. Immer wieder überraschen uns neue Kameraperspektiven, Levelideen oder kreative Endgegner. Das Spiel flutscht nur so vor sich hin und es fällt schwer, die etwas mehr als zwei Dutzend Spielstunden in mehrere Sessions zu teilen. Ständig zur Seite steht den beiden Protagonisten ein hilfreicher Kletterhacken frei nach Bionic Commando.

Die Kontrolle ist nahezu perfekt, punktgenau steuern wir die zwei Geschichtenschreiberinnen durch die unterschiedlichsten Levels. Oft sind die beiden aber nicht wirklich voneinander abhängig, sie ballern und hüpfen sich meist bis zu einer Konsole, welche die Bedienung beider gleichzeitig erfordert. Das verhindert, dass einer der beiden zu schnell nach vorne pirscht. Ab und an verirrt sich aber immer wieder eine Design-Idee in der Levelarchitektur, wo wir ohne die Partnerin nicht weiterkommen würden.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass Split Fiction nicht alleine gespielt werden kann. Ein Partner ist zwingend notwendig. Dafür darf man entweder Online oder im Couch Co-Op mit Splitscreen ran. Lobenswert ist der kostenlose Freunde-Pass, dank welchem sich der Player 2 das Spiel nicht einmal kaufen muss, sollte man auf 2 Konsolen miteinander spielen wollen.
Fazit Andy:
Genau wie die beiden geistigen Vorgänger überzeugt mich auch Split Fiction mit kreativen Levelideen am Laufmeter. Gerade die Nebenschauplätze und kleinen Spielereien, die überall zu finden sind, gehören zum Besten im Genre. Dazu gesellt sich eine meist punktgenaue Steuerung und nicht zuletzt das unschlagbare kooperative Gameplay. Im Schnellzug-Tempo wechselt das Spiel dabei die verschiedensten Settings durch und bleibt so stets frisch und interessant. Kritische Stimmen mögen das Klauen von Ideen bei Filmen und anderen Spielen ankreiden; ich sehe diese Dinge eher als Hommage an die Klassiker. So finden wir Contra-Anleihen genau so wie Dark Souls Eastereggs. Wer irgendwo einen Koop-Partner auftreiben kann, kommt nicht um Split Fiction herum. Mehr kreatives, ausgeflipptes Spieldesign pro Spielstunde gibt es nur selten.

Fazit Sascha:
Eigentlich dachte ich, dass man den Einfallsreichtum eines 'It Takes Two' nicht nicht mehr toppen könnte. Falsch gedacht. Kein anderes Spiel verbindet Spielspass, Teamwork, Humor und Kommunikation so perfekt wie Split Fiction. Genau solche Spiele sind der Grund, warum ich Videogames so liebe. Hier jagt eine gute Idee die nächste und es bleibt kaum Zeit die einzelnen Häppchen angemessen zu verdauen. Die rund 12 Stunden verfliegen im Nu. Dabei schlägt das Spiel oft in dieselbe nostalgische Kerbe wie Astro Bot, nämlich dann, wenn wir mit Anspielungen und Augenzwinkern an andere liebgewonnene Spiele und Filme erinnert werden. Hazelight sind einfach Meister darin, fesselnde Geschichten und ideenreiches Gameplay miteinander zu verbinden und mit Split Fiction haben sie Messlatte für Co-Op Games erneut ein Stückchen höher gelegt. Für mich ein klarer Anwärter auf das Spiel des Jahres 2025.

Split Fiction ist für PC, Xbox Series X|S und PlayStation 5 erschienen. Wir haben uns das Spiel auf der Xbox Series X angesehen. Das Test-Muster stammt von Electronic Arts, wofür wir uns herzlich bedanken!
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