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The(G)net Review: Steelrising

Paris brennt! Wir schreiben das Jahr 1789. Die französische Revolution ist im vollen Gange. Mysteriöse Metallmaschinen, die Automatons, knüppeln gnadenlos jeden nieder und es scheint, dass die französische Hauptstadt in die Hände der mittelalterlichen Roboter fällt. Als letzten Ausweg schickt die Königin Marie-Antoinette die kampferprobte Leibwächterin Aegis los, um der rabiaten Metall-Gang und ihrem Vorhaben ein Riegel vorzuschieben.


Steelrising Test Review Testbericht PS5 Playstation

Auch Aegis ist ein Automaton. Im Gegensatz zu ihren durchgeknallten Blechkollegen gilt ihre Loyalität aber nur der königlichen Familie, die sie bis auf den letzten Öltropfen verteidigt. Zu Beginn entscheiden wir uns für eine der vier unterschiedliche Charakterklassen (Bodyguard, Söldner, Tänzer und Alchemist), doktoren ein wenig im simplen Editor herum, und verpassen unserer Heldin eine passende Frisur, wählen die Hautfarbe und ab geht’s. Das kurze Tutorial verschafft uns in wenigen Minuten die Übersicht von Aegis’ Fähigkeiten: 2 unterschiedliche Schlagstärken, Chargemove, einen agilen Dodge-Dash, Blocken, Sprintfunktion plus ein simpler Jump, mit dem wir uns auch an kleinen Vorsprüngen hochziehen können. Sämtliche Aktion hängen an der Staminabar. Leert sich die Ausdauerleiste überhitzt sich unsere Heldin und es dauert ein paar Sekunden, bis sie wieder aktionsbereit ist. Drückt ihr nach ein paar Sekundenbruchteilen im richtigen Moment die Dreieckstaste, füllt sich die Bar à la Gears of War umgehend wieder auf. Diese Aktion lässt sich aber nicht beliebige Male wiederholen. Wer zu oft den Cooldown-Prompt in kurzer Folge aktiviert, bekommt als Dank einen Frostschock und Aegis ist für einen kleinen Moment unfähig sich zu bewegen. Eine komplexe, wenn nicht sogar komplizierte Angelegenheit.


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Auf unseren Streifzügen durch das brennende Paris verprügeln wir ausnahmslos andere Automaton und mechanisches Gesocks, lebendige Organismen werden in Steelrising verschont. Wir vermöbeln kettenschwingende Blechfressen, hauen mechanischen Söldnern den Scheitel gerade oder zerlegen feuerspruckende Kanisterköpfe zu Schrott. Im Startgepäck wird uns jeweils gratis eine Schlagwaffe und eine sekundäre Angriffsoption in Form von Granaten, mit unterschiedlichen elementaren Attacken, mitgegeben. Unterwegs stossen wir in gut bewachten Schatztruhen auf weiteres Kriegswerkzeug. Mit dem Eisgewehr frieren wir nach ein paar Kugeln unser Gegenüber ein, mit dem Fächer umtänzeln wir leichtfüssig die Schurken und verteilen satte Chain-Combos. Wer es lieber rabiat mag, zückt den Kriegshammer und haut die Metallrivalen aus den Socken oder piekst aus sicherer Entfernung mit einem Feuerspeer auf die Aggressoren. Von den über ein Dutzend Waffen, könnt ihr jeweils maximal zwei mitnehmen, die sich per Knopfdruck in Sekundenschnelle wechseln lassen.


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Was wäre ein Soulsborne ohne Seelen? Auch in Steelrising lassen erledigte Feinde ihre feinstofflichen Überreste liegen, die Aegis als Devise für unterschiedliche Upgrades nutzt. An den regelmässigen Checkpoints, der Vestal, eine Art Stuhl im Metallkäfig, speichern wir, füllen unseren Heiltrankvorrat wieder auf, erhöhen unsere Statuswerte wie Schlagkraft und Stamina oder verringern die Überhitzung. Hier treffen wir auch auf den fahrenden Händler, der uns in seiner Boutique allerlei Waren feil bietet oder uns unnötige Items abkauft. Neue Waffen, Tränke, bessere Ausrüstung und alchemische Catalysten, die uns einen kleinen Boost verschaffen, finden sich im gutsortierten Sortiment des Kaufmannes.


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Die 6 unterschiedlichen Levels führen euch von der Kanalisation der Seine, in die Innenstadt, dann einen kurzen Abstecher nach Versailles, bevor wir die Bastille stürmen und dem Metallgesocks endgültig die Flausen austreiben. In den eigenständigen Levels, die keine direkte Verbindung zu den anderen Abschnitten haben, stossen wir des Öfteren auf Sackgassen und verschlossenen Tore. Damit wir uns im Wirrwarr von Paris nicht verirren, tragen wir stets einen Kompass mit. Dieser zeigt uns nicht nur in welche Richtung es im Maingame weitergeht, sondern markiert auch sämtliche Nebenmission. Jene bestehen hauptsächlich von A nach B zu rennen und mit einem NCP zu tratschen oder irgendeine wichtige Botschaft zu überbringen. In jedem Level stossen wir auf eine herrenlose Kutsche, die uns als Schnellreiseterminal in die verschiedenen Levels transferiert. Alle paar Nasen lang, treffen wir auf einen Miniboss, meistens eine stärkere Variante der Standardblechdosen. Am Levelende erwartet uns einer der Bishops, so heissen die Endgegner in Steelrising. Plätten wir jeweils einen dieser Schurken, werden kontinuierlich neue Skills freigeschalten. Mit dem Superdash überbrücken wir Häuserschluchten, die für unseren Jump zu weit wären oder rammen kopfvoran den Feind und verursachen leichten Frostschaden. Der Powerkick zerstört leichte Metalltore und bröckelige Mauern. Der Greifhaken benötigt keine Erklärung und kann nur an speziellen Grapplespots angewendet werden.


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Wer Steelrising 100% komplettieren möchte, kommt nicht darum herum, jedes Level mindestens zweimal zu besuchen um sämtliche Missionen und Quest abzuschliessem. 15 bis 20 Stunden benötigt man für einen Durchmarsch. Schlechte Nachrichten für Wiederholungstäter. Ein New Game + gibt es (noch) nicht, könnte aber mit mindestens einem geplanten DLC nachgeschoben werden.

Fazit:

Steelrising ist kein schlechtes Soulsborne! An der Performance sind jedoch ein paar Schrauben locker. Kuriose Slowdowns, Stotterpartien und Frezees waren zwar eine Seltenheit und konnten mit einem schnellen Neustart durchs Hauptmenu eliminiert werden, viel nerviger waren die Festhänger in der Architektur. Mehrmals steckte unsere nette Metalldame in irgendeinem Polygonwirrwarr fest und wollte sich keinen Millimeter mehr rühren. Wer hat da bei der Kollisionabfrage geschlafen? Knapp vor Ende fiel ich so unglücklich zwischen ein Gerüst und der Hauswand, dass ich einen Reset durchführen musste. Dummerweise speicherte die Autosavefunktion just in diesem Moment und ich dachte, das wars. Zum Glück fiel mir ein, dass ich mit einer Münze im Inventar zurück zum letzten Checkpoint teleportieren kann. Als Gegenleistung muss ich aber auf alle bisher gesammelten Seelen verzichten. Ganz toll! Für die Fehler des Softwareteams wird der Spieler bestraft! Hätte dies nicht funktioniert, wäre schon wie bei Souldiers der geschundene Redakteur nach 15 Stunden auf einem korrupten Spielstand sitzen geblieben. Ich könnte jetzt spekulieren, ob die Entwickler davon wussten und deshalb den Rettungstaler gleich zu Beginn für uns eingepackt haben. Als Gegenargument kann man darauf hinweisen, dass diese Art von Item eigentlich Pflicht für jedes Action Adventure dieser Sparte sein sollte.


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Die Levels sind grosszügig angelegt, auch wenn man sich ohne Kompass schnell verirren kann. Denn die Gassen von Paris sind verwinkelt und nicht selten stehe ich vor einem verschlossenen Tor. Gewisse Passagen bereiteten mir nicht wegen des Gegneraufkommens Kopfzerbrechen, sondern die teils schwer erkennbaren Abzweigungen oder Nebenstrassen können mit Leichtigkeit übersehen werden. Da kommen noch unnötige Sackgassen und eine Vielzahl an freischaltbaren Shortcuts hinzu. Ich musste den Kontrast fast auf Maximalbeleuchtung stellen, damit ich in den vielen dunkle Arealen irgendwas erkennen konnte.


Im spielerischen Bereich sieht es aber weitaus besser aus. Die umfangreiche Auswahl an sonderbaren und skurrilen Waffen gefällt. Sämtlich Techniken und Skills machen Sinn und fügen sich perfekt zusammen – bis auf eine kleine Ausnahme. Was soll das mit dem Frostschaden-Cooldown für die Staminabar? Ein typischer Fall von Verschlimmbesserung. Ich verstehe ja, dass man sich von der starken Konkurrenz aus Japan (From Software, Team Ninja) mit neuen Ideen abheben möchte, aber hier macht es keinen Sinn. Ich habe besonders bei den Endbossen konstant geflucht, wenn ich mit meinem letzten Dash in der Überhitzungsphase auf den Prompt warte, einfriere und mir der dicke Miesepeter die Energieleiste weghaut. Auf diese Mechanik hätte man getrost verzichten können.



Das Tempo, mit dem neue Skills wie Airdodge, Grapplehook und Steinebrecher eingeführt werden, ist angenehm ausbalanciert und bringt frischen Schwung in die Roboterklopperei. Auch die Kämpferei macht viel Laune, die Gegner sind nicht knüppelhart, aber von der intelligenteren Sorte. Ich hätte mir mehr unterschiedliche Gegnertypen gewünscht. Wie schon in Thymesia haue ich auch hier in Level 4 immer noch den Blechkameraden auf die Zwölf, die mich bereits schon zu Beginn in meinem königlichen Auftrag störten. Im direkten Vergleich steht Steelrising im Gesamtbild ein wenig besser da, als der Alchemisten Assassine. Geile Endbosse, kreatives Waffenrepertoire, stimmige und grosse Levels im altfranzösischen Look, eine interessante Story und eine Heldin, die sich von den üblichen Verdächtigen angenehm abhebt. Hätten die Köpfe hinter dem Softwareteam Spiders nicht so mit der Technik geschludert, würde die Endbewertung höher liegen. Ich glaube, dass spätestens ein potentieller Nachfolger, sollte sich Steelrising akkurat verkaufen, eine ernstzunehmende Konkurrenz für From Software und Co sein könnte. Die Damen und Herren Entwickler aus Paris sind jedenfalls auf einem guten Weg.



Steelrising ist für Xbox Series X, Playstation 5 und PC zu haben. Wir haben die PS5 Version gespielt. Das Test-Muster stammt von NACON, wofür wir uns recht herzlich bedanken!



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