The(G)net Review: The Precinct
- Stephan Eggenberger
- vor 3 Stunden
- 4 Min. Lesezeit
Seit The Precinct im letzten Jahr angekündigt wurde, wird der Titel immer wieder im gleichen Atemzug mit GTA genannt. Allerdings steht man hier auf der Seite des Gesetzes. In der fiktiven Stadt Avernos gilt es für Recht und Ordnung zu sorgen und die Bürger zu beschützen. Spiele, in denen man in die Uniform eines Polizisten schlüpft, gib es schon einige, aber hier kommt vielleicht endlich mal ein Gutes.

Das Jahr 1983. Frisch von der Polizeiakademie übernehmen wir die Rolle von Nick Cordel Junior. Sein Vater war schon Polizist und nachdem der bei der Ausübung seines Dienstes getötet wird, will nun sein Sohn in dessen Fussstapfen treten und vielleicht sogar aufklären, wer der Schuldige ist. Klassische Zwischensequenzen gibt es keine, dafür comicartige Darstellungen der Personen, die sich gerade unterhalten. Nachdem wir mehr oder weniger feierlich aufgenommen und in den Polizistenalltag geworfen werden, fällt die detaillierte Top-Down-Ansicht auf. Dieser Stil mag bestimmt nicht jedem gefallen, aber für dieses Spiel macht sie absolut Sinn.

Ab dem ersten Arbeitstag nimmt uns Kollege Kelly unter seine Fittiche. Schnell noch was zu futtern geholt und schon werden wir zu einem Banküberfall gerufen. Bis dahin konnte ich mich bereits mit der Steuerung zu Fuss und im Fahrzeug vertraut machen, die manchmal etwas ungenau ist. Im späteren Spielverlauf geht es auch noch in die Lüfte per Helikopter. Nach der erfolgreichen Mission sind wir wieder auf der Polizeiwache und liefern noch den Rest der verhafteten Räuber ab. Nach ein paar weiteren abgeschlossenen Aufgaben hat man das Tutorial durch und die Karte wird komplett geöffnet.

Nun geht der Spass richtig los und wir gehen in der offenen Welt zu Fuss oder im Streifenwagen auf Patrouille. Vor Beginn des Arbeitstages entscheiden wir, was für eine Schicht wir übernehmen wollen und werden dann einem Gebiet zugeteilt. Endlich mal selbst Parkbussen verteilen, anstatt selber immer welche zu bekommen, das macht schon Spass, ist aber keine wirkliche Herausforderung. Beim "direkten Kundenkontakt" wird es schon spannender. Wir können jede Person in der Stadt kontrollieren, das Augenmerk sollte aber auf auffällige Personen gelegt werden. Bei Fahrzeugen, welche direkt vor uns fahren, wird automatisch angezeigt, ob eine Übertretung der Geschwindigkeit gegeben ist. Im besten Fall fährt der Lenker nach Aufforderung rechts ran und wir können ihn kontrollieren. Allerdings gibt es auch Mutige, die sofort Gas geben. Dann heisst es Blaulicht an und die Verfolgung aufnehmen.

Wenn die Situation zu eskalieren droht, können wir per Funk Verstärkung von den Kollegen anfordern. Wie aus dem Fernsehen bekannt meldet uns auch die Zentrale immer wieder Vorfälle in unserer Nähe, die wir annehmen können. Es sollte auf der Hand liegen, dass man einen jugendlichen Sprayer nicht gleich erschiessen muss und den alkoholisierten Raser besser festnimmt. Bei Unsicherheiten ruft man das Polizei Handbuch auf, in dem alle möglichen Delikte und dessen korrekte Handhabung aufgeführt sind.

Wie gesagt, The Precinct ist kein GTA! Je mehr man sich an die Dienstvorschriften hält, desto mehr Erfahrungspunkte und Marken bekommt man. Damit schalten wir neue Waffen und Fahrzeuge frei und verbessern unsere Fähigkeiten. Auch wenn das am Anfang Spass macht, wird der Polizeitaltag bald mal zur Routine. Zum Glück hält zum Ausgleich die Story bei Laune. Neben Kleinkriminellen gibt es auch noch Gangs, welche die Stadt unsicher machen. Während unserer Arbeit auf den Strassen und mit Hilfe unseres Informanten Antonio, sammeln wir immer mehr Infos über die verschiedenen Bandenmitglieder, bis wir schliesslich genug Beweismaterial zusammen haben um einen Grosseinsatz in die Wege zu leiten.

Doch damit nicht genug. Haben wir unseren Ordnungshüter gehörig aufgelevelt, steigen wir vom Verkehrspolizisten bis zum Detective auf und dürfen dann sogar Mordfälle aufklären, zusammen mit den Kollegen Li und Ferrera. Wir untersuchen Tatorte, befragen Anwohner und stehen mit dem Kriminalmediziner in Kontakt. Und wer weiss, vielleicht erfahren wir so auch bald, was damals mit unserem Vater genau passiert ist...
Fazit:
Abseits der Optik, die sicherlich an die allerersten GTA-Teile erinnert, sollte man The Precinct ganz klar nicht mit GTA vergleichen. Hier wird sich an die Regeln gehalten! Es ist es ein waschechter Polizeisimulator, der sogar besser ist, als viele andere Spiele mit ähnlichem Anspruch vor ihm. Bereits nach dem Tutorial fühle ich mich sofort wohl in meiner neuen Eigenschaft als Gesetzeshüter. Das liegt unter anderem am Charme, welches das Spiel versprüht, mit seinen verregneten Strassen, Neonlichtern und dem 80er-Jahre Flair. Die Aufgaben sind vielfältig. Das einzige was dieses Bild trübt sind die Zwischensequenzen, die praktisch nur aus Bildern und etwas Sprachausgabe bestehen. Auch die oft emotionslosen Kommentare von Kollege Nick passen nicht immer zur jeweiligen Situation. Dank der offenen Welt und den zufallsgenerierten Verbrechen gibt es jedoch immer was zu tun und dank der Story, dem Gangsystem und den komplexeren Verbrechen fügt sich alles zu einem grossen Ganzen zusammen. Ich könnte mir auch einen Editor vorstellen um eigene Missionen zu gestaltet oder wie wäre es mit einem Multiplayermodus, in dem man mit einem Freund gemeinsam auf Streife geht? Ich persönlich hatte auf jeden Fall viel Spass mit The Precinct und wer als Kind schon mal Polizist als Traumberuf angegeben hat, wird hier bestimmt auf seine Kosten kommen.

The Precinct ist für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S erschienen. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestete. Das frühe Test-Muster stammt von Fallen Tree Games, wofür wir uns herzlich bedanken!