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The(G)net Review: Unusual Findings

Ein illustres Teenager-Trio versucht sich an der Jagd nach einem Alien. Um diesem abgedroschenen Setting etwas mehr Kaufanreiz zu verleihen, spielt die Handlung in den 80er Jahren.


Unusual Findings Test Testbericht Review Xbox Switch Playstation PC

Grafik-Adventures gehören nicht zur Sparte Videospiele, die in Hülle und Fülle auf uns Spieler losgelassen werden. Wenn dann aber mal was kommt, ist es gefühlt selten alleine. So habe ich mich erst kürzlich gefragt, wie ich zum Ende von Return to Monkey Island stehe und schon steht das nächste Adventure vor der Tür. Leider nicht zum Vorteil von Unusual Findings.


Das Genre lebt seit jeher von den Charakteren, der Geschichte und, oft wird es ignoriert, auch der optischen Präsentation. Kings Quest 6 war seinerzeit ein Grafik-Brett. Audiovisuell bahnbrechend. Unusual Findings ist das nicht, im Gegenteil. Die Grafik erinnert an Maniac Mansion 1, ohne auch nur annähernd dessen Charme zu erreichen. Die Pixeloptik wird zudem langweilig präsentiert. Wir schreiben das Jahr 2022, wenn schon Pixeloptik in einem Adventure, dann bitte von künstlerischer Klasse. Ob gewollt oder nicht, das Design sieht schlicht altbacken aus.


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Die ausschliesslich englische Vertonung ist gelungen. Extrapunkte gibt es dafür nicht. Selbst Fan-Remakes haben eine wunderbare Vertonung, das gehört heute schlicht zum Standard. Da fällt es eher negativ auf, dass jegliche andere Sprachen fehlen. Zumindest der Text darf auf Deutsch umgestellt werden.


Wo wir schon bei der Akustik sind: Der Trailer wirbt mit lizenzierter 80er Jahre Musik, hier sollte die Erwartungshaltung aber massiv runtergeschraubt werden. Die Musikberieselung des Abenteuers ist zwar nicht störend, aber als wirklich gut möchte man das Gebotene dann auch wieder nicht bezeichnen. Selten mal gibt es lizenzierte Musik, die aber nur zeigt, wie viel besser das Spiel wäre, wenn sowas viel häufiger eingespielt würde.


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Beim Gameplay kann man nicht viel falsch machen. Klick hier, klick da, Zeugs einsammeln und fertig ist das Spiel; so haben sich die Entwickler das wohl gedacht. Nur weil das Setting in den 80ern spielt, muss aber das Spielgefühl nicht diesem zugegebenermassen fantastischen Jahrzehnt angepasst werden. Dinge, die beim modernen Adventure schlicht dazu gehören, fehlen hier komplett. Ist eine Dialogoption bereits durch erwarte ich, dass dies dem Spieler farblich oder durch das Verschwinden der Auswahl angezeigt wird. Letzteres wurde wohl bewusst nicht gemacht, da dem Spiel auch jegliche virtuellen Notizblöcke fehlen, welche die aktuellen Aufgaben und gesammelten Informationen zusammenfassen. Zumindest wird es uns erlaubt, mittels Digikreuz die Gegenstände hervorzuheben, mit welchen wir interagieren dürfen. Das Spiel platziert zur Info ein riesiges, hässliches Icon über jedem Gegenstand. Zweck erfüllt, mehr aber nicht.


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Selbst die Steuerung der Charaktere nervt. Wieso kann ich meine Charaktere nicht direkt mittels Stick durch die Standbilder bewegen? Auf dem PC sicher kein Problem, beim Spielen auf der Xbox sieht das schon anders aus. Da es keine Schnellreisefunktion gibt, klickt man also ständig vor die Füsse der eigenen Charaktere, damit sich jene durch den Level bewegen, denn das “Exit” befindet sich jeweils - Adventure typisch - an der Aussenseite des Abschnitts. Klickt man doppelt, gehen die drei Langweiler schneller. Dummerweise klickt man aufgrund dessen öfters herumstehende Gegenstände wie Autos an, zu welchen unsere Gruppe einen Kommentar abgeben kann. Ergo muss das Gespräch weggeklickt werden. Da es sich bei der Truppe um ein Trio handelt, werden die beiden Kollegen auch gern mal “nachgezogen”. Heisst: Will man mit einem NPC sprechen, läuft erst der eigene Charakter an einen vordefinierten Punkt, und die Truppe zieht nach, worauf wir warten dürfen, bevor das Gespräch endlich beginnt.


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Einer der Kernpunkte eines Adventures sind mit Sicherheit die darin verpackten Rätsel. Die sind grösstenteils nachvollziehbar, ab und an auch schlicht dämlich. So verändert sich das Icon “sprechen” bei einem Rätsel out-of-nothing in “pusten” oder das Icon “aufnehmen” wird zu “schlagen”. Übrigens ist das Iconrad, welches mit einem Klick auf den Gegenstand aktiviert wird, zwar nicht grundlegend schlecht, aber wieso kann ich nicht direkt etwas anschauen oder anfassen, also die Auswahl fixieren? War schon zu Kings Quest Zeiten kein Problem. Übrigens unterhalten sich die drei Freunde regelmässig, ein Zusammenspiel à la Maniac Mansion sucht man aber vergebens. Hier wurde extrem viel Potential verschenkt.


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Nebst den Rätseln ist die Atmosphäre, die Charaktere, das Setting ausschlaggebend dafür, ob ein Grafik Adventure den Spieler packt. Hat bei mir hier leider überhaupt nicht funktioniert. Das Trio empfand ich als generisch und grösstenteils langweilig, der Humor zündete bei mir nur selten. Das 80er Jahre Setting ist eigentlich perfekt, aber bietet hier zu wenig. Es reicht nicht, einige Movie-Poster an die Wand des örtlichen Kinos zu hängen und Atari-2600 Anspielungen zu machen. Gefühlt wird nur versucht, die wenig inspirierte Story mittels verkaufsförderndem Retro-Setting zu kaschieren.



Fazit:

Unusual Findings versucht ohne Zweifel auf den Erfolg von Stranger Things aufzuspringen. 80er Jahre Setting, Protagonisten im Teenager Alter, Ausserirdische, check, check, check. Die Umsetzung dessen ist aber dilettantisch. Würde es sich um ein gratis Fan-Adventure handeln, wäre meine zuweilen harsche Kritik weniger deutlich. Das Spiel scheint nicht nur in den 1980ern zu spielen, sondern auch in jenen programmiert worden zu sein. Dass mir persönlich der Humor und die Gespräche insgesamt zu wenig zusagen und mich der Grafik-Stil absolut null packt, hilft dann auch nicht. Adventure- und Stranger-Things Fans werden vermutlich trotzdem gut unterhalten. Alle anderen spielen besser die Lucas Arts Remakes, die zeigen, was gute Adventure-Spiele ausmacht.



Unusual Findings gibt's (digital only) für PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One, Nintendo Switch, und PC. Wir haben die Xbox Version gespielt. Das Test-Muster stammt von ESDigital Games, wofür wir uns herzlich bedanken!

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