The(G)net Review: Assassin's Creed Shadows
- Andy Meier
- 19. März
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. März
Das stärkste Zugpferd von Ubisoft findet diesen Monat, nach diversen Verschiebungen, endlich den Weg auf die Konsolen dieser Welt. Zum Glück hat sich das Spiel nicht verlaufen, denn die Reise ins Land der aufgehenden Sonne lohnt sich nicht nur für Fans der Serie.

Mit dem Serien Ableger «Mirage» hat mich Ubisoft nicht glücklich gemacht, zu verkorkst war das auf Valhalla basierende Parkour-System. Shadows macht das um ein Vielfaches besser; allerdings noch immer in einer automatisierten Art und Weise. So drücken wir wie gewohnt unsere heiss geliebte Parkour-Taste, um über Dächer und auf Bäume zu klettern. Letztendlich entscheidet das Spiel eigenständig, was unser Konterfei mit der von uns geplanten Aktion machen möchte. Noch immer scheiterte der eine oder andere Schleich-Versuch aufgrund einer Aktion, die so nie angedacht war. Das hört sich aber schlimmer an, als es effektiv ist. Tatsächlich spielt sich der Japan Ableger von Assassin's Creed viel besser als Mirage, nicht nur beim Klettern.

Mit die schönste Neuerung ist die stark entschlackte Karte. Zwar ist Shadows immer noch grösser als das bereits sehr grosse Origins, allerdings werden wir nicht mit zig Symbolen zum Abgrasen überhäuft. Zudem ist Japan ein stark bewaldetes und hügeliges Gebiet, viele Kartenbereiche beinhalten schlicht nicht viel mehr als Wald. Viel wichtiger ist aber, dass uns das Spiel nicht mit Nebenmissionen erschlägt. Qualität statt Quantität. Und selbst nach dem hochkraxeln der allseits beliebten Aussichtspunkte eröffnet sich dem angehenden Ninja nur ein Fragezeichen; will dieser wissen, was sich dort befindet, muss er sich selbst auf den Weg dahin machen. Dafür satteln wir wie gewohnt das Pferd. Leider tritt das Reittier gern mal neben den Pfad oder rennt in einen ungünstig herumstehenden Baum.

Die Hauptaufgaben bleiben Assassin's Creed typisch die gleichen. Die Story gibt einen Racheakt vor, dem wir im Verlauf des Spiels nur zu gerne folgen. Dabei infiltrieren wir Camps und Burgen, reiten durch das malerische Japan und erledigen die eine oder andere Nebenaufgabe. Hervorzuheben ist, dass Ubisoft den beiden Charakteren viel Raum und Zeit gibt, um eine Bindung entstehen zu lassen. Insgesamt wird das Setting von Japan im Jahre 1579 hervorragend eingefangen, wenn auch unter Miteinbeziehung des einen oder anderen Klischees.

Und ja: Richtig gelesen, wir haben nach einigen Stunden Spielzeit die Möglichkeit vom bulligen Yasuke zur wendigen Naoe zu wechseln. Für den klassischen AC-Spielstil ist Naoe zuständig, sie springt und duckt sich durch die Schatten und bekämpft herumlungernde Gegner aus dem Hinterhalt. Während Yasuke mehr für das grobschlächtige Vorgehen zu haben ist und mit brachialer Waffengewalt zum Ziel kommt. Obschon wir die meiste Zeit mit der Dame unterwegs waren, sorgt Yasuke für eine gesunde Portion Abwechslung im Schleich-Alltag. In einigen Story-Missionen wählen wir zu Beginn unseren favorisierten Charakter, in der Open World wechseln wir, sobald freigespielt, nach Belieben.

Das lohnt sich insbesondere aufgrund des sehr guten Kampfsystems. Egal ob wir filigran und Shuriken werfend durch die Lüfte schweben oder mit der Holzhammer Methode auf die Schurken einschlagen, der Schwertkampf macht Freude. Normale Schläge werden mittels Tastendrucks geblockt, während harte, rot aufleuchtende Attacken ausgewichen werden sollte. Generell gilt, dass Naoe sich nicht mit mehr als einem bis zwei Gegnern anlegen sollte, Yasuke aber naturgetreu etwas mehr einzustecken und mit Grösseren Gegnermassen auszukommen vermag.

Einige wird’s ärgern, andere freuen sich: Es gibt wieder überall in der atemberaubend schönen Welt Waffen und Ausrüstungsgegenstände zu finden. Wie schon im alten Griechenland in Odyssey werden die meisten Spieler im späteren Spielverlauf die bevorzugten legendären Items ausgerüstet haben und jene vorzu auf den nächsten Charakter-Level mit-aufrüsten. Einziges Handicap: Dafür benötigen wir eine Schmiede in unserem Camp. Wer will, rüstet seine Behausung immer weiter auf und schafft sich damit den ein oder anderen Vorteil.

Glücklicherweise müssen wir nicht all zu viel Zeit in den Basen Bau investieren, wer das aber will, der findet im Spiel zig dafür notwendige Ressourcen und hübsche Deko-Objekte.

Wie schon erwähnt wurden die Nebenaufgaben deutlich entschlackt. Mittels Quick-Time-Meditation betreten wir die Vergangenheit und spielen spannende Story-Schnipsel nach. Zudem wird an diversen Schreinen gebetet, was kurzzeitige Attribut-Buffs zur Folge hat. Daneben durchforsten wir Höhlen auf der Suche nach wertigen Items oder finden Schriften in Tempelanlagen.

Einige der Nebenaufgaben schenken wichtige Wissenspunkte ein, die wiederum benötigt werden, um den eigenen Charakter auf das nächste Level zu hieven. Denn es gibt wieder diverse Attribute, die wir mit fortschreitendem Level verteilen können. Im Gegensatz zu Valhalla ist der Verbesserungs-Baum schlank gehalten und enthält grösstenteils nützliche neue Fähigkeiten und weniger, wenige Prozente verbessernde Optionen.
Fazit Andy:
Wer den Test gelesen hat spürt es vielleicht bereits: Assassin's Creed Shadows wird Fans der Spieleserie zufrieden stellen. Es wurde an den richtigen Stellschrauben gedreht um die gut 60 Stunden interessant zu gestalten. Die Welt ist nicht mehr mit unzähligen, weitestgehend sinnlosen Nebenaktivitäten gefüllt. Auch werden wir nicht mehr von hunderten To-Dos auf der Karte erschlagen, wenn auch immer noch ein Hinweis wartet, wo es was zu tun oder zu sehen gibt. Und zu sehen, gibt es im fernen Japan so einiges. Dem Land fällt es leicht, schön zu sein. Und dass Ubisoft Worldbuilding kann, wissen wir nicht erst seit heute. Assassin's Creed Shadows ist ein an den wichtigen Punkten entschlacktes Open World Spektakel das Spass macht und wunderschön anzusehen ist. Wer mit den Assassinen zuvor nichts anzufangen wusste, wird mit Shadows freilich nicht bekehrt. Wer aber Lust auf ein grossartiges Open World Spiel im fernen Japan hat und Assassin's Creed gegenüber nicht abgeneigt ist, dürfte für einige Wochen bestens unterhalten werden.

Fazit Sascha:
Mögt ihr Ghost of Tsushima? Dann werdet ihr auch Assassin's Creed Shadows lieben. So einfach ist das. Klar, ein klassisches Assassin's Creed ist Shadows nicht. Es schlägt in dieselbe Action-RPG Kerbe wie schon Valhalla, schraubt den Stealth-Faktor aber um einiges höher. Spielerisch ist es dank Dual-Protagonisten und erneuertem Schleich- und Parkour-System abwechslungsreicher als GoT, erreicht aber trotzdem nicht ganz dessen Klasse. Dafür spielt Shadows in Sachen Grafik die Konkurrenz locker an die Wand. Eine derart schöne und detaillierte Spielewelt hab ich noch nie gesehen. Ich spiele im Quality-Mode auf der PS5 Pro und könnte alle paar Minuten einen Screenshot schiessen. Die Jahreswechsel sind eine Wonne, jede Saison sieht atemberaubend aus und verändert nicht nur die Umgebung, sondern auch die Menschen, die Tierwelt, das Verhalten der NPCs sowie die Art der Side-Quests. Liebevolle Details wie das physikbasierte Slice-System, die zerstörbaren Umgebungen und nicht zuletzt das oft äusserst brutale Kampfgeschehen haben mich begeistert. Die gestalterische Freiheit beim Basenbau, den Outfits und insbesondere den Waffen verdient ein Extra-Lob. Abgesehen von ein paar Aussetzern bei der KI und der Tatsache, dass man die Tageszeit nicht manuell ändern kann, hab ich absolut nichts zu meckern. Ich empfehle jedem, den ganzen Ubisoft-Hate im Netz zu ignorieren und euch ein eigenes Bild zu machen. Ihr könntet sonst eines der bestens Assassin's Creed Spiele der letzten Jahre verpassen!

Assassin's Creed Shadows ist für Xbox Series X|S, PlayStation 5 und PC erschienen. Wir haben das Spiel auf der Xbox Series X sowie der PS5 Pro getestet. Das frühe Test-Muster stammt von Ubisoft, wofür wir uns recht herzlich bedanken!
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