The(G)net Review: Simon the Sorcerer Origins
- Andy Meier
- vor 1 Stunde
- 3 Min. Lesezeit
Simon the Sorcerer ist zurück, und mit ihm sein Erzfeind Sordid. In bewährter Point-and-Click-Kunst stolpern wir mit dem widerwilligen Magier durch comichafte Landschaften und suchen den Weg zurück in die «normale» Welt. Der Titelzusatz «Origins» macht Hoffnung, dass der Klassiker zu alten Tugenden zurückfindet.

Gerade noch mitten im Umzug, kurz geblinzelt (bzw. eine Tür geöffnet), und schon befindet sich Simon in einem Zauberwald - mal wieder. Oder besser: Zum ersten Mal. Simon the Sorcerer Origins spielt, wie es der Titel verrät, kurz vor dem allerersten Abenteuer des Zauberlehrlings. 1993 noch für MS-DOS und Amiga, wandert unser Protagonist heuer auch auf den aktuellen Konsolen umher und löst allerlei Rätsel. Der erste und zweite Teil der Serie gelten immer noch mit zu den besten Grafik Adventures aller Zeiten; deren Nachfolger haben diese Qualität leider nie erreicht.

Schon die ersten Trailer machten klar, dass Smallthing Studios optisch einen neuen Weg einschlägt. Simon bewegt sich oft in Nahaufnahme durch die handgezeichnete Kulisse, und dank häufigen Zooms bleibt das Geschehen bewegter als in klassischen, starren Grafik-Adventures. Das sieht hübsch aus, kostet aber Zeit: Trotz Schnellreise-Punkten ziehen sich die Laufwege des zynischen Jugendlichen mitunter wie Kaugummi.

Zudem wird das Geschehen in einem comicartigen Stil präsentiert. Der hat zwar nicht ansatzweise so viel Charme wie die Pixel-Kunstwerke des Erstlings, ist aber stimmig umgesetzt. Einzig die vielen Charaktere, denen wir auf dem Weg zurück nach Hause begegnen, wirken öfters etwas einfallslos gezeichnet. Wer die Pixelkunst der 90er liebt, wird hier etwas Charme vermissen – für Neueinsteiger wirkt die Comic-Optik dagegen zeitgemäss.

Wer will, darf Simon mit der klassischen Cursor-Steuerung durch die Fantasy-Welt scheuchen. Mich freut die Integration einer direkten Kontrolle. Diese funktioniert meist sehr gut. Mittels RT bewegt sich der angehende Zauberer rascher durch die Gegend und über die weiteren Schultertasten werden Hotspots angezeigt und durchgeschaltet. Richtig flott geht die Item-Anwahl leider trotzdem nicht und alles fühlt sich etwas hakelig an.

Doch nun zu den zwei wichtigsten Punkten: Rätsel und Story - schliesslich handelt es sich hier um ein waschechtes Grafik-Adventure. Und zwar eins der alten Schule. Wer irgendeine Form von Hilfestellung erwartet, wird enttäuscht. Zwar trägt Simon sein Tagebuch mit sich herum, welches zumindest die aktuellen Aufgaben grob zusammenfasst, weitere Unterstützung suchen wir aber vergebens.

Da die Rätsel teilweise abstrus sind und nicht unbedingt auf der Hand liegen - oder meine Hirnwindungen einfach nicht mehr in dieser Art von Spiel geschult sind - wäre eine optionale Hilfe aber sehr gern gesehen. Wer kommt schon gerne an den Punkt, wahllos Gegenstände miteinander zu kombinieren, mit der Hoffnung, irgendwas Cleveres könnte dabei ‘rumkommen. Ein kleines Beispiel gefällig? Simon hält ein Buch im Inventar, welches er widerwillig lernen wird. Das Buch im Inventar anzuklicken ist aber nicht ausreichend und Simon gibt keinerlei Hinweise, was er stattdessen von uns erwartet. Für mein Adventure-Verständnis völlig unlogisch muss das Buch im Inventar ausgewählt und danach auf Simon angewendet werden.

Die vielen sympathisch geschriebenen und sehr gut vertonten Charaktere machen aber trotz einiger spielerischer- und rätseltechnischer-Widrigkeiten Lust, in der Welt zu verweilen und sich den Kopf etwas länger über magische Schalter, Calypsos «erster Zauberer» Geschwafel oder das Öffnen von diversen Türchen und Türen zu zerbrechen. Zumal der Zauberlehrling sowohl in Englisch wie auch Deutsch vom Originalsprecher vertont wurde.
Fazit:
Simon the Sorcerer Origins macht vieles richtig. Die magische 2D-Welt lädt zum Verweilen und Kennenlernen deren Einwohner ein. Die Rätsel schwanken von easy bis knackig (oder eher abstrus). Und gerade dank letzterem Attribut hätte ich mir eine optional zuschaltbare Hilfe gewünscht. Gerade Baphomets Fluch Reforged zeigt, wie Grafik Adventures heute sein könnten. Adventure Spieler aus früheren Tagen mag das nicht stören, wer heute nicht mehr ganz so viel Freizeit hat, wie noch vor 30 Jahren, schielt halt auf die Lösung. Insgesamt ist die Origin-Story gelungen, an die Qualität vom ersten Teil von Adventure Soft kommt der Titel allerdings nicht ran. Dafür bleibt das Spieldesign letztlich zu altbacken.

Simon the Sorcerer Origins ist für PC, Xbox Series, PS5 und Nintendo Switch erschienen. Wir haben das Spiel auf der Xbox Series X getestet. Das Test-Muster stammt von ININ Games, wofür wir uns herzlich bedanken!







