The(G)net Review: Syberia Remastered
- Rony Liemmukda
- vor 2 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
Syberia, der spirituelle Nachfolger von Amerzone, erhielt jetzt von Microids ein umfassendes Remake. Und da wir das traumhafte Clockpunk-Universum von Benoît Sokal sehr mögen, haben wir uns diese Runderneuerung natürlich angesehen.

Unsere Geschichte beginnt in den Voralpen, genauer gesagt in einem kleinen unscheinbaren Kaff, dessen einzige Daseinsberechtigung wohl die hiesige Automatenfabrik ist. Wir schlüpfen in die Rolle von Kate Walker, Juristin einer grossen Anwaltskanzlei aus den USA. Sie hat die Aufgabe den Kaufvertag für eben jene Automatenfabrik unterzeichnen zu lassen, und danach wieder zurückzukehren. Allerdings kommt es wieder anders als geplant.

Die derzeitige Besitzerin, Frau Anna Voralberg, ist urplötzlich an einer Krankheit verstorben und plötzlich gibt es doch noch einen Erben: Der angeblich dahingeschiedene Bruder, Herr Hans Voralberg, dessen Tod vor Jahrzehnten, laut Anna’s schriftlichem Geständnis, angeblich inszeniert wurde. Ab hier beginnt das Dilemma für Kate, denn ohne legale Unterschrift des rechtmässigen Besitzers kann sie nicht zurückkehren. Der Spagat von der Anwältin über Detektivin bis zur Abenteurerin grätscht weit. Der Aufenthaltsort von Hans Voralberg ist nämlich unbekannt. Aus den hinterbliebenen Fetzen der Vergangenheit müssen wir Hinweise zusammenfügen, in der Hoffnung Hans ausfindig zu machen.

Im Gegensatz zu Amerzone betrachten wir die Welt in einer 3rd-Person-Perspektive. Die Kamera dreht hierbei automatisch, was manchmal etwas nervt, wenn diese nicht wie geplant einen Schwenk macht. Wir klicken uns durch das Dörfchen, reden mit den Leuten und verfolgen jeden Hinweis, lösen hier und da Puzzles und entdecken allerlei fantastische Elemente, welche leicht an einer Steampunk-Thematik angelehnt sind.

Am Ende des ersten Kapitels haben wir bereits einen Überblick wer Hans Voralberg war, wie seine Persönlichkeit zu sein scheint und die Gewissheit, dass er wirklich noch am Leben ist. Auch haben wir einen intelligenten Automaten, Oscar, der aussieht wie eine abgespeckte Variante von Horst Lichter, funktionstüchtig gemacht. Oscar ist unser Zugführer und Wegbegleiter, aber er bleibt primär im Zug. Mit dem Zug geht es dann auf die Reise ins Unbekannte. Wohin? Das sollt ihr dann doch lieber selbst herausfinden.
Fazit:
Mit Syberia Remastered präsentiert sich das Point’n’Click Adventure weitgehend aufgehübscht im 3D-Look. Leider wurde das Team, welches sich für das Amerzone Remake verantwortlich zeichnete, komplett aufgelöst und das merkt man bitterlich. Die 3D-Szenerie sieht zwar hübsch aus, hat allerdings auch ziemlich mit Artefakten zu kämpfen und die Charakter-Modelle haben einen Ausdruck im Gesicht, der mit Michael Myers konkurrieren könnte. Was mich als Point’n’Click-Liebhaber doch etwas genervt hat, war die assistierte Spielweise. Kommen wir in die Nähe von irgendwas Klickbarem, leuchtet das direkt mal auf. Dem Spieler wird nicht einmal die Möglichkeit gegeben, selbst nach Interaktionspunkten zu suchen. Eine Option zum Ausschalten dieses Verhaltens gibt es nicht. Weiterhin sind auch technische Probleme mit von der Partie. In einem Kapitel durfte ich mich gleich zweier Deadlocks erfreuen. Zum Glück sind die nach einem Neustart jeweils nicht mehr aufgetaucht. Auch Glitches habe ich ausgelöst, welche Events endlos wiederholen. Zum Glück reagiert das Spiel nicht darauf, sonst wäre mein Spielstand wohl kaputt gewesen. Der wird nämlich rein per Autosave erstellt. Und das wohl am wenigsten Erwartete waren die Videozwischensequenzen. Anstatt sie im neuen Look einfach neu einzuspielen wurde hier pur aufs Budget geachtet und die original Videosequenzen einfach per Upscaling an neue Bildschirmformate angepasst. Das klingt nicht nur schrecklich, es sieht auch schrecklich aus! Alles voll mit Blockartefakten und ein Look’n’Feel eines 2000er Spiels. Von Fans habe ich in Diskussionsforen auch erfahren, dass ein Puzzle entfernt wurde, was für mich dann erklärte, warum die eine Sequenzlogik so abrupt aufhörte. Alles in allem ist diese Aufhübschung ein fast durchgängiges Budgetremake, das seine Spieler wortwörtlich bis zum Ende an die Hand nimmt. Die Geschichte von Syberia an sich ist wirklich nicht schlecht und hält einen gut bei Laune, aber ob die Welt so ein halbherziges Remaster jetzt wirklich gebraucht hatte, sei mal dahingestellt.

Syberia Remastered ist für PC, PS5 und Xbox Series erschienen. Wir haben uns das Spiel selbst gekauft und auf dem PC getestet.







